Hamburg. Trotz der auch für die Baubranche erschwerenden Pandemie hat die Stadt ihr Ziel erreicht – und Kritiker verstummen lassen.

Das große Ziel, Hamburg um 10.000 neue Wohnungen zu bereichern, war mehrfach infrage gestellt worden. Auch das Abendblatt begleitete die im Verlauf des Jahres genehmigten Wohneinheiten kritisch und zweifelte zwischenzeitlich an dem Vorhaben der Stadt. Doch am Mittwoch teilte die Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen mit, die eigene Zielmarke sogar übertroffen zu haben. Demnach wurde im Jahr 2021 der Neubau von 10.207 Wohnungen genehmigt. Eine beachtliche Zahl in Anbetracht des zweiten Corona-Jahres, das auch in der Baubranche für Schwierigkeiten sorgte.

Entsprechend zufrieden äußerten sich die Vertreter der Stadt. „Das Hamburger ‚Bündnis für das Wohnen‘ ist ein Erfolgsmodell. Selbst unter den erschwerten Bedingungen der Pandemie ist es im vergangenen Jahr gelungen, den Bau von mehr als 10.000 neuen Wohnungen zu genehmigen“, sagte Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD). Dieses erneut erreichte Ziel trage dazu bei, „dass es für die Menschen in Hamburg wieder leichter wird, eine passende Wohnung zu finden.“

Hamburg genehmigt 10.000 Wohnungen trotz Corona

Stadtentwicklungssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) betonte vor allem die erschwerten Bedingungen durch die Pandemie auf dem steinigen Weg zur 10.000. Wohnung. „Die Lage im Baugewerbe ist an vielen Stellen angespannt. Die Baustoffpreise haben massiv angezogen, für manche Materialien bestehen Rohstoffknappheit und Lieferengpässe. Die Pandemie hat obendrein zu Verzögerungen in Planungsprozessen und Zurückhaltungen bei Investoren geführt.“

Die zunehmend schwindenden Flächen für Wohnungsbau kämen erschwerend hinzu. „Das führt im Schnitt zu längeren Planungs- und Genehmigungsprozessen, während viele Bauvorhaben komplexer und gleichzeitig kleinteiliger angelegt sind als in den Vorjahren“, sagte Stapelfeldt, die auch in Zukunft an der ambitionierten Zielmarke festhalten will. „Der hohe Bedarf besteht unverändert.“

Im vergangenen Jahr hatte die Hansestadt das erklärte Ziel, das seit 2016 Bestand hat, mit 10.007 neuen Wohnungen geradeso erreicht. Im Jahr 2019, also vor der Corona-Pandemie, wurden 12.715 Wohneinheiten genehmigt.

Genehmigte Wohnungen in Hamburg pro Jahr in der Übersicht:

  • 2016: 12.471
  • 2017: 13.411
  • 2018: 11.243
  • 2019: 12.715
  • 2020: 10.007
  • 2021: 10.207

10.200 Wohnungen in Hamburg – Reaktionen

Andreas Breitner, Direktor des Verbandes norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW), nannte die vorgelegten Zahlen ein gutes Ergebnis. „Sie machen deutlich: Hamburg arbeitet mit und nicht gegen die Wohnungswirtschaft und schafft damit ein Investitionsklima, das die Errichtung bezahlbaren Wohnraums erleichtert und die Lage auf dem Wohnungsmarkt entspannt.“

Auch der Landesverband Nord des Bundesverbands Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW) zeigte sich vom Erreichen der Zielmarke erfreut. „Neue Wohnungen sind das, was wir dringend brauchen, wenn wir langfristig bezahlbare Mieten und Kaufpreise haben möchten“, sagte der BfW-Nord-Vorstandsvorsitzende Sönke Struck. „Insofern ist es ein gutes Zeichen, wenn sich in der Stadt weiterhin die Baukräne drehen.“

Die wohnungspolitische Sprecherin der Linksfraktion, Heike Sudmann, widersprach hingegen der Darstellung des Bürgermeisters, dass es sich beim Bündnis für das Wohnen um ein Erfolgsmodell handele. Der darin verabredete Drittelmix aus Eigentums-, Miet- und Sozialwohnungen habe Hamburg den höchsten Mietenanstieg der letzten 25 Jahre beschert. „Wenn Jahr für Jahr mehr als zwei Drittel teure Wohnungen entstehen, führt "bauen, bauen, bauen" zu massiven Mietsteigerungen“, sagte sie. „Der Drittelmix ist ein Irrweg für die Mieter:innen, er hilft nur der Wohnungswirtschaft.“

10.000 Wohnungen: Hamburg kontert Kritikern

Im Vorfeld war die Zielmarke für das abgelaufene Jahr mehrfach angezweifelt worden. „Wir zweifeln seit Langem an den geplanten Wohnungszahlen für Hamburg“, sagte Anke Frieling, stadtentwicklungspolitische Sprecherin der CDU-Fraktion, im Juli. Kurz zuvor hatte sich auch Breitner skeptisch gegenüber dem Abendblatt geäußert. „Wir haben in Hamburg diesen Bedarf. Ich weiß aber nicht, ob wir jedes Jahr 10.000 Wohnungen wirklich erreichen“, sagte er.

Der Senat hatte bei derartigen Prognosen stets verbal dagegengehalten – und nun mit Zahlen gekontert.