Hamburg. Von Januar bis September wurden in Hamburg 5532 neue Wohneinheiten genehmigt. Zweifel an “hochgesteckten Neubauzielen“.

10.000 Baugenehmigungen jährlich – dieses Ziel hat Hamburgs Bündnis für das Wohnen seit 2016 stets erreicht. In diesem Jahr könnte es allerdings knapp werden. Von Januar bis September 2021 wurden in Hamburg 5532 neue Wohneinheiten genehmigt, wie die Stadtentwicklungsbehörde dem Abendblatt auf Anfrage mitteilte.

Vor einem Jahr waren es zum selben Zeitpunkt noch 6666 Wohnungen. Zum Jahresende wurde die Zielmarke mit 10.007 Baugenehmigungen gerade so erreicht.

Wohnungsbau: 10.000 Baugenehmigungen? Es gibt Zweifel

Für 2021 bleibt die Baubehörde ebenfalls optimistisch: „Die aktuellen Prognosen aus den Bezirken lassen derzeit erwarten, dass das Ziel von 10.000 genehmigten Wohneinheiten auch in diesem Jahr noch erreicht werden kann“, sagt Sprecherin Susanne Enz. „Die bekannten angespannten Rahmenbedingungen im Baugewerbe mit zunehmenden Rohstoff- und Materialengpässen sowie verzögerte Auswirkungen der Corona-Pandemie haben die Antragsdynamik im Jahr 2021 gedämpft.“

Der Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW) halte zwar ohne Wenn und Aber an der zwischen Stadt und Wohnungswirtschaft festgelegten Zielmarke fest, doch VNW-Direktor Andreas Breitner äußert Bedenken zur Umsetzbarkeit: „Ich habe Zweifel, dass angesichts der fehlenden bebaubaren Grundstücke und der galoppierenden Baukosten die hochgesteckten Neubauziele erreicht werden können.“

Hamburg stelle kaum mehr bezahlbare Baugrundstücke zur Verfügung

Die im Verband organisierten Wohnungsunternehmen erlebten seit einiger Zeit, dass es immer schwieriger werde, bezahlbare Wohnungen in Hamburg zu errichten. „Der Hauptgrund: Die Stadt stellt seit einiger Zeit kaum mehr bezahlbare Baugrundstücke zur Verfügung. Ohne Grundstück aber kann man nicht bauen.“

Erschwerend komme hinzu, dass der Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen (LIG) öffentliche Baugrundstücke, wenn überhaupt, fast nur noch im Wege des Erbbaurechts anbiete. „Das aber erschwert vor allem den Wohnungsgenossenschaften den Bau von bezahlbaren Wohnungen. So müssen diese beim Erbbaurecht doppelt so viel Eigenkapital aufbringen, wenn sie von den Banken einen Kredit wollen, als wenn ihnen das Grundstück gehören würde“, so Breitner.

Für SPD käme Rückgang der Baugenehmigungen sehr unpassend

Neben den enormen Kostensteigerungen bei Baumaterialien erschwere auch der Fachkräftemangel bei Baufirmen und den Unternehmen, die Bauplanungen ausführen, den Bau bezahlbarer Wohnungen, sagt VNW-Chef Breitner. „Selbst wenn unsere Unternehmen bauen wollen, ist es für sie schwerer geworden, Geschäftspartner zu finden.“

In Berlin galt das Hamburger Bündnis für das Wohnen immer als Erfolgsmodell. Für die SPD könnte der starke Rückgang der Baugenehmigungen daher aktuell nicht unpassender sein. Immerhin sitzt Stadtentwicklungssenatorin Dorothee Stapelfeld (SPD) gerade am Verhandlungstisch für die Wohnungsbaupolitik eines möglichen Ampelbündnisses auf Bundesebene.