Hamburg. Der Überblick: “Rekord“ bei Neuinfektionen, 400 Euro Corona-Extra für Klassenzimmer – und Friseure sind keine Kosmetiker.
Die Schreckensbegriffe heißen Lockdown light, Inzidenz, Sperrstunde, Maskenpflicht ab Klasse 5: Die aktuellen Entwicklungen zu Corona in Hamburg beschäftigen die Bürgerinnen und Bürger und betreffen ihren Alltag im Kern. Die Zahlen sind erneut auf einen Höchstwert gestiegen. Und an diesem Freitag hat der Senat noch einmal deutlich gemacht, was die neuen Regeln zur Eindämmungsverordnung bei Covid-19 von Montag an in Hamburg bedeuten. Das betrifft die Restaurants und Bars, die bis Ende November geschlossen werden müssen (aber Liefer- und Abholservice bieten können), die Amateursportler (selbst das Training ist nicht erlaubt – mit Ausnahmen), die Fitnessstudios, die Schulen, die Friseure wohl nicht, aber die sonstigen Anbieter von Schönheits- und Wellness-Diensten.
Die aktuellen Entwicklungen zur Covid-19-Pandemie im Norden lesen Sie in unserem täglichen Corona-Newsblog.
In Schleswig-Holstein (Nordsee und Ostsee!) bangt man um die Touristen, will aber auch keine steigende Zahl von Corona-Patienten. Die Zahl der Toten ist erneut gestiegen. In Hamburgs weiteren Nachbarn Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern schaut man ebenfalls auf die Küstenorte, lokale Ausbrüche und die Schlachthöfe.
Neuerliche Infektionen auf einer sensiblen Station des Hamburger UKE versetzen Mitarbeiter und Patienten in Aufregung.
Und die Diskussion um die Schnelltests nimmt an Fahrt auf. Reicht ein Antigen-Test? Muss es ein PCR-Test sein? Wer soll getestet werden? Was kostet das? Gibt es die Schnelltests auch für jedermann in der Apotheke oder im Drogeriemarkt?
Lesen Sie hier den Corona-Liveblog vom 30. Oktober:
- Maske verweigert: 6000 HVV-Kunden müssen zahlen
- Corona-Verordnung in Hamburg: Das gilt ab Montag
- Friseure bleiben offen, Kosmetikstudios nicht
- Hamburg will Touristen abreisen lassen – Niedersachsen nicht
- Hamburger Schulen: 400 Euro mehr für jeden Klassenraum
- AOK schließt Kundencenter
- Corona-Hotspots in Niedersachsen
- Erneuter Höchststand bei Neuinfektionen in Hamburg
- Geisterkonzert in der Elbphilharmonie
- Sperrstunde in Hamburg: Gericht bremst Eilantrag aus
- Vermögensbarometer: Junge Hamburger zufrieden mit Finanzen
- Coronavirus: Die Interaktive Karte
- Kurios: Diese Amateurspiele finden statt
- Nothilfefonds für Sport
- Pinneberg: Privatschule geschlossen
- Maskenpflicht im Unterricht
- Schleswig-Holstein meldet mehr Todesfälle
Maske verweigert: 6000 HVV-Kunden müssen zahlen
Rund 6000 Vertragsstrafen sind seit Ende August für Maskenverweigerer im Hamburger Verkehrsverbund (HVV) verhängt worden. Mit einer Strafe von mindestens 40 Euro müssen diejenigen rechnen, die in den Bussen, Bahnen und Fähren des HVV die Mund-Nasen-Bedeckung nicht ordnungsgemäß tragen, wie Hochbahn-Sprecherin Constanze Dinse der Deutschen Presse-Agentur am Freitag sagte.
Mit Stand Ende Oktober liege die Tragequote im ÖPNV der Hansestadt bei etwa 95 Prozent. "Seit Einführung der Vertragsstrafe ist die Quote relativ gleichbleibend", berichtete Dinse. Da gegen eine Vertragsstrafe Einspruch erhoben werden kann und die Verfahren dazu meist noch laufen, ist die Angabe einer Summe für die eingenommenen Strafgelder den Angaben zufolge nur sehr schwierig.
In den Bussen, Bahnen und Fähren prüfen laut HVV täglich bis zu 750 Mitarbeiter die Einhaltung der Corona-Maßnahmen. Insgesamt seien so bisher etwa 850 000 Fahrgäste kontrolliert worden.
Corona-Verordnung in Hamburg: Das gilt ab Montag
Das sind wichtige Punkte der neuen Eindämmungsverordnung, die von Montag an bis Ende November gilt:
- Private Treffen nur noch mit maximal zehn Personen aus zwei Haushalten
- Ausnahme: Lex Kindergeburtstag mit Kindern unter 12 Jahren
- Kein Sportbetrieb erlaubt, alle Hallen, Fitnessstudios, Schwimmbäder schließen, Ausnahmen für Profis und Kaderathleten
- Medizinische Reha erlaubt, Friseure offen – Kosmetikstudios, Massagepraxen müssen schließen
- Bordelle und Prostitutionsbetriebe schließen
- Restaurants und Bars werden geschlossen, Abhol- und Lieferservice ist möglich
- Alle Kinos, Theater und Konzerthallen müssen ihre Türen zusperren
- Bücherhallen bleiben offen, Uni-Bibliotheken sollen ein eigenes Konzept erhalten
- Maskenpflicht in Schulen ab Klasse 5, außerhalb des Schulgebäudes mit Abstand darf die Maske abgenommen werden
- 400 Euro für jedes Klassenzimmer für Schutzmaßnahmen
- Gottesdienste und Trauerfeiern mit Masken, Abstand und Hygienekonzept erlaubt
- Einreisende aus Risikogebieten müssen direkt in Quarantäne und sich bei Hamburger Behörden melden. „Die Quarantäne darf frühestens am fünften Tag nach der Einreise beendet werden, und nur dann, wenn durch ein negatives Testergebnis belegt ist, dass die reisende Person nicht infiziert ist. Der Test darf frühestens am fünften Tag nach Einreise durchgeführt werden“, heißt es vom Senat.
Friseure bleiben offen, Kosmetikstudios nicht
Auf die Frage, warum Friseure offen seien, Kosmetikstudios aber nicht, antwortete Hamburgs Erster Bürgermeister nicht konkret. Generell müssten Kontaktbeschränkungen erlassen werden. „Die absolute Gleichbehandlung ist der absolute Lockdown mit Ausgangssperre für alle.“ Peter Tschentscher sprach von einer „Sondersituation“, in der das tägliche Leben sichergestellt werde. Man könne nicht in jeder einzelnen Situation beweisen, dass das eine gefährlicher als das andere sei. Friseure gehörten zur Körperhygiene. Eine vermeidbare körpernahe Dienstleistung (Kosmetik, Massage) und keine medizinische sei deshalb verboten.
Tschentscher sagte, in zwei Wochen könne man sehen, ob der neue Lockdown light funktioniere. Die Neuinfektionszahlen seien immer der früheste Parameter. Die heutigen Zahlen spiegelten immer die Infektionen von vor zwei Wochen wider. Doch schon jetzt werde darüber nachgedacht, die „empfindlichen Bevölkerungsgruppen“ noch besser zu schützen. Das Wiederaufflammen müsse ebenso verhindert werden. Über Weihnachtsmärkte könne man jetzt noch nicht nachdenken. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie stattfinden, sei "sehr, sehr gering".
Hamburg will Touristen abreisen lassen – Niedersachsen nicht
Wie geht Hamburg mit Touristen um, die bereits in der Stadt sind und einen längeren Aufenthalt gebucht haben? Mit Inkrafttreten der neuen Einschränkungen sind touristische Aufenthalte untersagt – entsprechend heißt es in der neuen Rechtsverordnung, dass bereits eingetroffene Touristen abreisen müssen "sobald sichergestellt ist, dass der Gast abreisen kann". Peter Tschentscher betonte am Freitag erneut, dass ein Ziel des ab Montag geltenden Lockdowns sei, "die Mobiliät so gering wie möglich" zu halten.
Schleswig-Holstein verfolgt ebenfalls eine klare Linie: Alle Touristen, die noch im nördichsten Bundesland sind, müssen am Montag abreisen – nur auf den Inseln und Halligen gilt eine Übergangsfrist bis zum 5. November, "um den Abreiseverkehr zu entzerren", wie es in der Mitteilung vom Freitag heißt. Einen anderen Weg will Niedersachsen einschlagen: Dort hatte Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) dem Radiosender ffn am Donnerstag gesagt: „Die Gäste, die da sind, die können ihren Aufenthalt auch zu Ende haben.“
Sport verboten – doch es gibt Ausnahmen
Innen- und Sportsenator Andy Grote (SPD) sagte, die Polizei werde nicht von Haustür zu Haustür gehen, um die Corona-Eindämmungsverordnung und die Kontaktregeln zu kontrollieren. Doch Verstöße würden geahndet. Grote: „Es gibt keine Rechtsgrundlage, die Privatwohnungen zu kontrollieren.“ Wenn es jedoch Hinweise auf private Feiern gebe, auf eine „wilde Party“, dann werde durchgegriffen.
Er sagte, dass der Sport in Hamburg fast zum Erliegen komme, aber ärztlich verordneter Reha-Sport sei zulässig, ebenso Profisport sowie das Training der Kaderathleten des Olympiastützpunktes Hamburg.
Hamburger Schulen: 400 Euro mehr für jeden Klassenraum
Dass die Schulen offen bleiben, nannte Schulsenator Ties Rabe (SPD) richtig. Kita und Schule könnten durch andere Angebote „nicht annähernd“ ersetzt werden, sagte Rabe mit Blick auf das Homeschooling im Frühjahr. Dieses „Geschenk“ des Offenhaltens müsse von anderen mitfinanziert werden, die jetzt vom Lockdown betroffen seien. Jetzt gelte die Maskenpflicht auch ab Klasse 5, nicht nur für ältere Schüler, Lehrer und Eltern. In Klausuren und bei Prüfungen könne die Maske fallen, wenn 1,50 Meter Abstand gewahrt seien. Bei Musik und Sport müsse der Abstand zwei Meter betragen, wenn die Maske abgenommen werden soll. Den Schulen würden jederzeit Masken kostenlos zur Verfügung gestellt.
Alle Schulen bekämen für jeden Klassenraum ein zusätzliches Budget von 400 Euro, um die Verbreitung von Aerosolen zu stoppen. CO2-Ampeln und Plexiglasscheiben hätten einige Schulen bereits erfolgreich eingesetzt.
Die Schulxepertin der CDU, Birgit Stöver, begrüßte die Eindämmungsmaßnahmen und die neue Maskenpflicht. Hamburg hinke aber anderen Bundesländern hinterher. Und es gebe keine weiterführenden Notfallpläne.
Nach Angaben der Schulbehörde wurden am Donnerstag 71 Neu-Infektionen an 51 Schulen gemeldet, davon 48 Schülerinnen und Schüler sowie 23 Schulbeschäftigte. Für fünf Klassen seien Quarantänemaßnahmen veranlasst worden. Damit gebe es insgesamt 418 infizierte Menschen an 163 Schulen, davon 328 Schüler sowie 90 Schulbeschäftigte. 41 von rund 9500 Klassen sowie 209 weitere Schulbeschäftigte seien in Quarantäne.
Bei 256.000 Schülern in Hamburg entspricht der Anteil der infizierten Kinder und Jugendlichen laut Schulbehörde 0,13 Prozent.
Tschentscher und Fegebank: Die zweite Welle brechen
Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) kündigte am Freitag im Rathaus an, die Wirtschaft nicht weiter einschränken zu wollen sowie Kitas und Schulen offen zu halten. Es gebe eine sehr starke Infektionsdynamik. „Wenn das so bleibt oder noch mehr wird, müssen wir in wenigen Wochen eine Überlastung unsere Gesundheitssystems befürchten.“ Deshalb müsse man in allen anderen Bereichen Kontakte vermeiden. Die Gastronomie erfahre noch einmal eine „besondere wirtschaftliche Belastung“, sie solle aber ausgeglichen werden. Zehn Milliarden Euro stünden dafür bundesweit bereit.
Der Senat habe sich „sehr einvernehmlich“ dazu bekannt, die Strategie in Deutschland zu unterstützen – in allen einzelnen Punkten dessen, was die Ministerpräsidenten der Länder beschlossen haben. Ende November solle man sich Lockerungen „wieder erlauben können“, so Tschentscher, der darauf verwies, dass die Beschränkungen an Weihnachten möglichst nicht mehr gelten.
Die Maßnahmen jetzt seien die "letzte Chance", die Pandemie aufzuhalten.
Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne) sagte, man habe sich sehr eng an die Beschlüsse der Länderchefs gehalten, um „die Welle zu brechen“. Man befinde sich in der Corona-Pandemie „mitten in der zweiten Welle“. Es sei nicht die Zahl von 410 Neuinfektionen, die beunruhigten, sondern die Dynamik der Entwicklung. Die Infizierten von heute seien möglicherweise die Intensivpatienten von morgen.
AOK schließt Kundencenter
Auch die Krankenkassen mit Kundenbetrieb reagieren: Wie die AOK Nordwest am Freitag mitteilte, werde sie von Montag an die 21 Kundencenter in Schleswig-Holstein für den gesamten Monat November schließen. Zunächst, wie es hieß. Eine Terminvereinbarung sei weiter unter der Telefonnummer 0800 265-5041 möglich. Das Service-Telefon (0800 265 5000) bleibe ebenfalls geschaltet.
Corona-Hotspots in Niedersachsen
Traurige Rekorde auch in Niedersachsen: Die Zahl der bestätigten Neuinfektionen ist am Freitag auf 1550 Fälle gestiegen. Am Vortag waren es 1364 bestätigte Fälle. Insgesamt wurden damit 35.445 Fälle registriert. Wie das niedersächsische Gesundheitsministerium bekannt gab, gelten 29 von 45 Landkreisen und kreisfreien Städten in Niedersachsen als Corona-Hotspots mit über 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen. Der Inzidenzwert stieg auf 79,5, am höchsten lag der Wert im Landkreis Cloppenburg mit 244,9.
In niedersächsischen Kliniken werden den Angaben zufolge derzeit 621 mit dem Virus infizierte Patientinnen und Patienten behandelt. Davon liegen 479 Erwachsene auf Normalstationen, 134 Erwachsene benötigen intensivmedizinische Behandlung. Auf den Intensivstationen müssen 72 Erwachsene beatmet werden. Sieben Kinder werden auf einer Normalstation behandelt, ein Kind auf einer Intensivstation.
Jetzt werden im Land Polizeikräfte für die Überwachung der strengeren Corona-Regeln mobilisiert, die mit dem Teil-Lockdown von Montag an gelten. „Die Polizei wird sichtbar sein und gründlich kontrollieren - mögliche Straftaten und Ordnungswidrigkeiten werden dabei konsequent verfolgt“, kündigte Innenminister Boris Pistorius (SPD) an.
Erneuter Höchststand bei Neuinfektionen in Hamburg
Hamburg hat seinen erst vor zwei Tagen aufgestellten traurigen Rekord bei den Neuinfektionen erneut gebrochen: Am Freitag meldete der Senat 410 Neuinfektionen, das sind 20 mehr als am Donnerstag und sechs mehr als der bisherige Höchstwert innerhalb von 24 Stunden, der am Mittwoch gemeldet worden war.
Der Sieben-Tage-Wert steigt von 119,2 am Donnerstag leicht auf 121,8. Auch die Zahl der im Krankenhaus behandelten Covid-19-Fälle ist erneut gestiegen: 150 Menschen werden derzeit im Krankenhaus behandelt, 39 von ihnen zeigen so schwere Symptome, dass sie auf der Intensivstation versorgt werden. Die Zahl der Corona-Toten wird vom Institut für Rechtsmedizin des UKE weiter mit 241 angegeben.
Geisterkonzert in der Elbphilharmonie
Das Jubiläumskonzert zum 75. Geburtstag des NDR Elbphilharmonie Orchesters wird (fast) vor Geisterkulisse in der Elbphilharmonie gespielt. Alan Gilbert dirigiert an diesem Freitag und am Sonntag im Großen Saal vor wenigen Gästen und Journalisten, ansonsten darf kein Publikum dabei sein, wie der NDR am Freitag mitteilte. Dennoch wird das Jubi-Konzert im Internet zu sehen sein.
Dass das NDR Elbphilharmonie Orchester 75 wird, ist ein kleiner Griff in die Trickkiste, denn die Elbphilharmonie ist ja erst 2017 eingeweiht worden…
Aber am 30. Oktober 1945 dirigierte Hans Schmidt-Isserstedt das von der britischen Militärregierung neu formierte Sinfonieorchester des damaligen Nordwestdeutschen Rundfunks (NWDR). Es war nach NDR-Angaben das erste Konzert in der heutigen Laeiszhalle (Musikhalle), die vom Krieg verschont worden war. „Mit Klassikern von Beethoven, Brahms und Tschaikowsky sandte das Sinfonieorchester damals eine musikalische Botschaft der wiedererlangten Freiheit, der Versöhnung und der Hoffnung auf kulturellen Wiederaufbau“, so der NDR.
Sperrstunde in Hamburg: Gericht bremst Eilantrag aus
In Hamburg gelten weiter die Regeln für die Sperrstunde ab 23 Uhr. Wie das Oberverwaltungsgericht am späten Donnerstag mitteilte, tritt der Entscheid des Verwaltungsgerichtes nicht in Kraft, nach dem eine Klägerin erfolgreich per Eilantrag die Senatsregel angefochten hat. Eine "Zwischenverfügung" des OVG bestätigte die Sperrstunde.
Vermögensbarometer: Junge Hamburger zufrieden mit Finanzen
Noch hat sich die Corona-Pandemie nicht gravierend im Portemonnaie der Hamburger niedergeschlagen. 43 Prozent stufen ihre finanzielle Lage als „gut“ oder sogar „sehr gut“ ein, während sie weitere 38 Prozent als „mittelmäßig“ bezeichnen. Das geht aus dem Vermögensbarometer des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes hervor. „Der positiven Beurteilung der eigenen Finanzen hat die Corona-Krise bisher nichts anhaben können“, sagt Harald Vogelsang, Vorstandssprecher der Haspa. Allein die Haspa habe mehr als eine halbe Milliarde Euro an Corona-Hilfen bereitgestellt. Ein knappes Fünftel der Hamburger (19 Prozent) ist unzufrieden mit seiner finanziellen Lage. Besonders optimistisch ist hingegen die jüngere Generation. 46 Prozent der 14- bis 29-Jährigen sind zufrieden mit den Finanzen, während diese Einschätzung bei den 50- bis 59-Jährigen nur 36 Prozent treffen.
Dennoch mussten coronabedingte Einnahmeeinbußen 45 Prozent der Hamburger hinnehmen. Bundesweit waren es mit 39 Prozent etwas weniger. Als eine Ursache wird gesehen, dass Städte wie Hamburg weitaus mehr vom ausbleibenden Tourismus und Wegfall von Messen und Events betroffen sind als ländliche Regionen. Eine Mehrheit von 54 Prozent der Hamburger ist von Einkommenseinbußen bisher verschont geblieben.
Coronavirus: Die Interaktive Karte
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Kurios: Diese Amateurspiele finden statt
Die Lage für die Hamburger Fußballvereine in der Regionalliga Nord ist vor dem letzten Spieltag vorm Lockdown wegen der Corona-Bestimmungen sehr unterschiedlich. Auf keinen Fall spielen werden der FC St. Pauli II (spielfrei) und Altona 93 (laut Auskunft des Norddeutschen Fußball-Verbandes erneuter Corona-Fall im Team). Der FC Teutonia 05, aktuell Tabellenzweiter, darf sein Spitzenspiel gegen Tabellenführer Weiche Flensburg (14 Uhr, Hoheluft, Lokstedter Steindamm 87) vor 315 Fans austragen. Der Hamburger Verband hat den Spielbetrieb von der Oberliga Hamburg abwärts zwar unterbrochen, die Regionalliga Nord zählt jedoch zum Norddeutschen Verband. Da die Stadt Hamburg die Partie erlaubt, will Teutonia spielen. Der HSV II reist am Sonntag zur Partie um 14 Uhr bei Holstein Kiel II (Inzidenzwert in Kiel am Donnerstag 29,6). Über die Austragung der Partie Eintracht Norderstedt gegen den Heider SV (So., 14 Uhr, Edmund-Plambeck-Stadion) entscheidet das Gesundheitsamt des Kreises Segeberg. Der Inzidenzwert im Kreis lag am Donnerstag bei 68,5.
Nothilfefonds für Sport
Die Auswirkungen der von Montag an bundesweit geltenden Einschränkungen auf den Hamburger Sport beschäftigen an diesem Freitag den Senat. So muss zum Beispiel geklärt werden, inwieweit Individualsport wie Tennis, Pferdesport oder Golf für zwei Personen aus zwei unterschiedlichen Haushalten weiterhin gemeinsam möglich ist, oder ob beispielsweise Teams wie die Zweitliga-Volleyballerinnen des Eimsbütteler TV dem Profisport zuzurechnen und damit weiter trainings- und spielberechtigt sind. Aus dem Sportamt hieß es, dass am Freitag dazu Beschlüsse zu erwarten seien.
Klar ist, dass die Kandidaten für die Olympischen Sommerspiele 2021 in Tokio und die Bundeskaderathletinnen und -athleten, die auch während des Lockdowns im Frühjahr per Sondergenehmigung trainieren konnten, den Olympiastützpunkt in Dulsberg weiterhin nutzen dürfen. Außerdem soll der Nothilfefonds Sport neu aufgelegt werden. Aus dem auf fünf Millionen Euro begrenzten ersten Hilfspaket, das im Sommer ausgelaufen war, hatten insgesamt 86 Hamburger Vereine nur 1,1 Millionen Euro abgerufen.
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Pinneberg: Privatschule geschlossen
Im Kreis Pinneberg ist nach mehreren positiven Corona-Tests eine Privatschule vorerst geschlossen worden. Es gebe ein diffuses Infektionsgeschehen, teilte der Kreis Pinneberg mit. So seien unabhängig voneinander an der Leibniz-Privatschule Elmshorn fünf Menschen positiv getestet worden. Das Infektionsgeschehen sei derzeit nicht auf einzelne Klassen einzuschränken. Die rund 150 Lehrer der Einrichtung sollen am Sonnabend getestet werden. Bis das Testergebnis - vermutlich am Montagnachmittag - vorliegt, bleibt die Schule geschlossen. Von der ersten bis zur zwölften Klasse besuchen nach Kreisangaben rund 1000 Mädchen und Jungen die Schule. Bislang ist geplant, die Kinder nur in Einzelfällen zu testen, wie eine Sprecherin am Freitag sagte. Im Kreis Pinneberg waren bis Donnerstagabend seit Beginn der Pandemie 1304 bestätigte Corona-Fälle registriert worden. Im Vergleich zum Vortag waren 37 Neuinfektionen dazugekommen.
Elbphilharmonie: Musste der Lockdown sein?
Der Intendant der Hamburger Elbphilharmonie, Christoph Lieben-Seutter, hat Verständnis für den Teil-Lockdown und den damit einhergehenden weitgehenden Stillstand des kulturellen Lebens geäußert. „Es ist zwar schade um die vielen schönen Konzerte im November, aber ich halte die Entscheidung prinzipiell für den richtigen Weg, um die Pandemie in den Griff zu bekommen“, sagte Christoph Lieben-Seutter der Deutschen Presse-Agentur.
Nach Angaben seines Hauses fallen in den vier Wochen vom 2. November an 146 Veranstaltungen in der Elbphilharmonie und in der Laeiszhalle aus, „viele davon waren ausverkauft“. Die Besucher würden direkt kontaktiert und das Geld für ihre Tickets unbürokratisch erstattet bekommen. Seit Saisonbeginn am 1. September hätten rund 85.000 Menschen Konzerte in der Elbphilharmonie und der Laeiszhalle besucht, sagte Sprecher Tom R. Schulz. Auf der Plaza des Konzerthauses seien im September etwa 150.000 Menschen gewesen, im Oktober seien bis Mittwoch mehr als 134.000 gezählt worden.
Der Hamburger Virologe Jonas Schmidt-Chanasit hatte in der ARD gesagt, er halte etwa die Schließung der Elbphilharmonie für nicht zielführend. „Es ist aus meiner Sicht, aus virologischer Sicht, nahezu unvorstellbar, dass dort massenhaft Infektionen aufgetreten sind.“
Maskenpflicht im Unterricht
Schon vor den Herbstferien hat der Landkreis Cloppenburg wegen seiner hohen Corona-Zahlen eine Maskenpflicht im Unterricht eingeführt und damit gute Erfahrungen gemacht. „Wir haben seit unserer Maskenpflicht im Unterricht keine deutlichen Auffälligkeiten mehr in den Schulen“, sagte Landrat Johann Wimberg der Deutschen Presse-Agentur. Die Maske schütze nicht hundertprozentig, trage aber zum Infektionsschutz bei. Sie gilt im Landkreis Cloppenburg auch auf dem Schulweg. Allerdings bekam der CDU-Politiker viel Gegenwind. Einige Eltern sehen es ihm zufolge als zu große Belastung für ihre Kinder an, über Stunden eine Maske zu tragen.
Schleswig-Holstein meldet mehr Todesfälle
Inzidenzwert 46: In Schleswig-Holstein wurden in der Nacht zu Freitag 215 Neuinfektionen innerhalb eines Tages gemeldet (7714 Covid-19-Erkrankte insgesamt, 5500 geheilt). Davor hatte es 280 Neuinfektionen mit Sars-CoV-2 gegeben, das war ein Rekordwert. Die Zahl der Corona-Toten in Schleswig-Holstein stieg am Donnerstag um 4 auf 174.
Hier finden Sie den Newsblog vom Donnerstag, 29. Oktober