Hamburg. Falsche Kontaktdaten werden teuer. Inzidenzzahl sinkt trotz vieler Neuinfektionen. Und: Corona-Konzept für Unterricht.
Die Corona-Pandemie zeigt mit dem Beginn der Herbstferien in Hamburg und Schleswig-Holstein am Wochenende keine Anzeichen, abzuklingen: Beide Bundesländer haben deswegen für die Zeit nach den Ferien unterschiedliche Vorstellungen, wie neue Infektionsherde besonders in Schulen verhindert werden können: Während Bildungsministerin Karin Prien (CDU) eine zweiwöchige Maskenpflicht angeordnet hat, setzt Schulsenator Ties Rabe (SPD) auf verpflichtendes Stoßlüften. Der Senat appelliert an die Hamburger, wegen möglicher Quarantäne nur in der ersten Ferienwoche zu verreisen und Risikogebiete zu meiden.
Die aktuellen Entwicklungen zur Covid-19-Pandemie im Norden lesen Sie in unserem täglichen Corona-Newsblog.
Die Inzidenzzahl (Fälle pro 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen) ist unterdessen leicht gesunken – aufgrund einer veränderten Berechnungsgrundlage war sie in Hamburg wieder unter die Marke von 30 gefallen. Ab einem Wert von 35 müssten Fußballspiele wieder ohne Zuschauer stattfinden, ab einem Wert von 50 müsste der Senat über neue allgemeine Beschränkungen entscheiden.
Die wichtigsten Corona-Nachrichten für Hamburg und den Norden am Freitag, den 2. Oktober:
- Anwohnerverein fordert härteres Durchgreifen auf der Schanze
- Berlin-Mitte gilt in Schleswig-Holstein als Risikogebiet
- Sieben Bars auf St. Pauli geschlossen
- Falsche Kontaktdaten kosten150 Euro Bußgeld
- So soll Schulunterricht in Hamburg künftig funktionieren
- Alkoholausschank auf Weihnachtsmärkten erlaubt
- 80 Neuinfektionen und ein Todesfall in Hamburg
- Corona-Impfstoff wird am UKE getestet
- Inzidenzzahl in Hamburger Bezirken sehr unterschiedlich
- GEW und Eltern unterstützen Maskenpflicht im Unterricht
- 27 neue Fälle in Schleswig-Holstein
- Corona-Einschränkungen an 92 Schulen in Niedersachsen
Anwohnerverein fordert härteres Durchgreifen auf der Schanze
In einem offenen Brief hat der Anwohnerverein Standpunkt.Schanze erneut seinen Unmut über feiernde Massen in der Sternschanze und den Umgang der Hamburger Behörden damit kritisiert. "Immer wieder haben wir uns an Bezirksamt und Polizei gewandt, um auf die mit den Verordnungen und Allgemeinverfügungen zum Thema Coronavirus nicht zu vereinbarenden Zustände auf und um die ,Piazza´ hinzuweisen – große Menschengruppen ohne Masken und ohne Abstand, wohin man schaut, dazwischen immer wieder GastromitarbeiterInnen ohne Maske oder mit den ebenso wirkungslosen wie in der Gastro unzulässigen ,Kinnschildchen´", heißt es in dem Schreiben vom 1. Oktober. Gefruchtet hätten die Warnungen nicht, wie die Beispiele "Katze" und "Le Vou" gezeigt hätten. In den Bars hatte es zwei Fälle von Corona-Ausbrüchen gegeben.
Berlin-Mitte gilt in Schleswig-Holstein als Risikogebiet
Schleswig-Holstein hat den Berliner Bezirk Mitte wegen hoher Corona-Infektionszahlen als eines vor vier Risikogebieten im Inland ausgewiesen. Erstmals sei das im Falle des Bezirks Mitte am Montag passiert, sagte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums am Freitag in Kiel. Für Personen, die aus Berlin-Mitte nach Schleswig-Holstein kommen - also zum Beispiel Touristen oder Reiserückkehrer - habe das zur Folge, dass diese sich sofort 14 Tage in Quarantäne begeben oder zwei negative Corona-Tests innerhalb von fünf Tagen vorweisen müssten.
Aktuell gelten im Norden neben Berlin-Mitte drei weitere deutsche Städte und Kreise als Risikogebiete: Der Landkreis Rhön-Grabfeld in Bayern und die Städte Hamm und Remscheid in Nordrhein-Westfalen. Bereits seit Ende Juni weist das nördliche Bundesland auch Regionen in Deutschland als Risikogebiete aus.
Corona-Kontrolle: Bezirksamt schließt sieben Bars und Clubs
Wegen wiederholten Verstößen gegen Corona-Auflagen haben die Behörden sieben Bars und Clubs auf St. Pauli geschlossen. Die Betreiber hätten auch nach mehrfachen Kontrollen und Gesprächen in den vergangenen Wochen Mängel nicht abgestellt, teilte das Bezirksamt Hamburg-Mitte am Freitag mit. Deshalb sei „für diese Betriebe jetzt eine vorübergehende Schließung mit sofortiger Wirkung bis Freitagmorgen, den 9. Oktober 2020, verfügt“ worden. Voraussetzung für eine Wiederinbetriebnahme sie die Vorlage von tragfähigen Hygienekonzepten.
Die Betreiber müssten dem Gesundheitsamt darlegen, welche Maßnahmen veranlasst werden sollen, damit künftig die Einhaltung der Corona-Eindämmungsverordnung sichergestellt werden kann. Unter anderem gehe es um die zuverlässige Kontaktdatenerhebungen, die Sicherstellung der erforderlichen Abstände sowie die Umsetzung des Tanzverbotes.
„Es hat genügend Hinweise und Warnungen für die betreffenden Betriebe gegeben. Jetzt mussten wir einfach die Notbremse ziehen“, sagte Bezirksamtsleiter Falko Droßmann (SPD). „Wer sich nachhaltig und wiederholt nicht an die geltenden Regeln hält, agiert nicht nur unsolidarisch, sondern muss dann auch mit den Konsequenzen einer Schließung leben.“
Arbeitsschutz: Plexiglasvisier ersetzt keine Maske
Das Amt für Arbeitsschutz hat in dieser Woche knapp 150 Bars und Restaurants in verschiedenen Stadtteilen kontrolliert und in 42 Fällen Verstöße festgestellt, weil das Personal Masken nicht oder nicht korrekt getragen habe. Die Verbraucherschutzbehörde appelliert aus diesem Grund an die Betriebe, den Infektionsschutz ernst zu nehmen und wo der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann, konsequent Maske zu tragen.
Ein Plexiglasvisier sei darüber hinaus kein Ersatz für eine Maske: "Es bietet keinen vergleichbaren Schutz und darf nach den Arbeitsschutzvorschriften deshalb in den Bars und Restaurants nicht verwendet werden."
Corona-Kontrolle auf Wochenmarkt: Erneut desaströses Ergebnis
Erst am Mittwoch hatte die Polizei bei einer groß angelegten Kontrolle auf dem Wochenmarkt der niedersächsischen Stadt Delmenhorst eine alarmierenden Quote von Menschen verwarnt, die sich nicht an die geltende Maskenpflicht hält: 40 von 50 überprüften Personen hatten laut der Beamten keine Maske getragen – obwohl ein Schild am Zugang zum Markt auf die Maskenpflicht hinweist und die Kontrollen mehrfach angekündigt worden waren.
Am Freitag kontrollierte die Polizei den Wochenmarkt erneut, wiederum nach vorheriger Ankündigung, wieder mit einem desaströsen Ergebnis: 60 Personen wurden überprüft, bei 50 von ihnen wurden Verstöße festgestellt. "Es ist unbegreiflich, mit welcher Selbstverständlichkeit die Corona-Regelungen auf dem Wochenmarkt missachtet werden. Ein solches Verhalten ist fahrlässig und rücksichtslos", sagt Polizeidirektor Carsten Hoffmeyer.
Hamburger Corona-Hotline wieder am Wochenende erreichbar
Die Hamburger Corona-Hotline, unter der Fragen zum Virus, zu Tests, Hilfsangeboten oder dem eigenen Verhalten nach Kontakt mit einem Infizierten beantwortet werden, ist ab sofort auch wieder am Wochenende erreichbar.
Falsche Kontaktdaten kosten in Hamburg 150 Euro Bußgeld
Während in Schleswig-Holstein vorsätzlich falsche Kontaktdaten mit einem Bußgeld von 1000 Euro geahndet werden, kommen Lucky Luke, Darth Vader und Benjamin Blümchen in Hamburg vergleichsweise günstig davon: 150 Euro kosten falsche Angaben künftig. Zudem werde in der nächsten Corona-Verordnung klargestellt, dass Gastronomen die Angaben ihrer Gäste auf Vollständigkeit und Plausibilität überprüfen müssten. Wer die Abgabe seiner Kontaktdaten verweigert, darf nicht bewirtet werden oder an einer Veranstaltung teilnehmen.
So soll Schulunterricht in Hamburg künftig funktionieren
Die Hamburger Schulbehörde hat ein Konzept zur Organisation des Unterrichts im laufenden Schuljahr vorgelegt, das drei verschiedene Formen des Lernens vorsieht, je nachdem, wie sich die Corona-Pandemie weiter entwickelt.
Folgende Varianten sind vorgesehen:
- Präsenzunterricht im Regelbetrieb. Die klassische Form des Unterrichts habe "Priorität für alle Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte sowie für das weitere pädagogische Personal".
- "Hybridunterricht". Diese Mischform aus Präsenzzeiten und Lernen zuhause solle eingesetzt werden, "wenn aufgrund des Infektionsgeschehens das Abstandsgebot auch im Unterricht wieder eingeführt und die Lerngruppen geteilt werden müssen". Es ist vorgesehen, dass in diesem Fall die Hälfte einer Klasse in der Schule und die andere Hälfte zuhause unterrichtet wird. Der Wechselrhythmus sei dabei von den Schulen selbst zu organisieren.
- Distanzunterricht. Schülern, die "aus gesundheitlichen Gründen gar nicht in der Schule Unterricht erhalten können oder aufgrund von verordneten Quarantänemaßnahmen zeitweise nicht am Präsenzunterricht teilnehmen können", sollen "vorab" Anweisungen und Materialien von den Lehrkräften zur Verfügung gestellt werden.
In dem Konzept heißt es weiter: "Eine erneute Verschärfung der Abstandsregeln könnte zu einer Phase des Hybridunterrichts führen (Szenario 2), die Quarantäne einer Klasse oder eines Jahrgangs oder eine Schulschließung kann Distanzunterricht (Szenario 3) für eine bestimmte Zeitspanne erforderlich machen. Um unabhängig von den äußeren, z.T. wechselnden Umständen einen kontinuierlichen Unterrichtsbetrieb zu gewährleisten, muss die Unterrichtsorganisation den Wechsel von einem Szenario in das andere vorbereiten und damit weitgehend reibungslos ermöglichen."
Glühwein auf Hamburger Weihnachtsmärkten nur an Sitzende
Der Ausschank von Alkohol soll auf Weihnachtsmärkten in Hamburg in abgetrennten Bereichen erlaubt werden, in denen man sitzt. Das sieht eine neue Verordnung vor, die am Freitag unterzeichnet wurde. "Einem Glühwein an der frischen Luft, mit Abstand und ohne Gedränge, steht aus aktueller Sicht nichts entgegen", sagte Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD).
Geplant ist, wie bereits zuvor angekündigt, dass Weihnachtsmärkte unter Einhaltung von Hygieneauflagen im Freien stattfinden dürfen - wenn sich das Infektionsgeschehen nicht erheblich verschlechtere. Erteilte Genehmigungen könnten auch wieder zurückgenommen werden. Eine Beschränkung der Besucherzahlen werde gewiss Teil der Hygienekonzepte sein, die genehmigt werden müssen, hatte es zuvor aus der Sozialbehörde geheißen.
80 Neuinfektionen und ein Todesfall – Inzidenzzahl sinkt leicht
Am Freitag meldete Hamburg weitere 80 neue Corona-Fälle. Damit steigt die Gesamtzahl der Infektionen in Hamburg seit Beginn der Pandemie auf 8063, 6700 Menschen gelten als geheilt. Die Zahl derjenigen, die so schwer erkrankt sind, dass sie im Krankenhaus behandelt werden müssen, steigt auf 42 – 15 von ihnen werden auf der Intensivstation versorgt.
Die Zahl der durch das Institut für Rechtsmedizin bestätigten Corona-Toten in Hamburg steigt um einen Fall auf 241. Die Inzidenzzahl sinkt von 29,1 auf 27,1 (Zahl der Neuninfektionen pro 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen). Dass sie trotz der vergleichsweise hohen Zahl von Neuinfektionen sinkt, liegt am sprunghaften Anstieg um 119 Fälle, die am vergangenen Freitag gemeldet worden waren, und die nun für die Berechnung des Sieben-Tage-Werts gelöscht wurden.
Größerer Corona-Ausbruch in Altenheim in Vechta
In einem Alten- und Pflegeheim in Vechta gibt es einen größeren Corona-Ausbruch. Betroffen sind nach Angaben des Landkreises sowohl Bewohner als auch Pflegekräfte. Der Landkreis will am Mittag darüber informieren, wie viele Menschen genau infiziert sind und ob der Ausbruch auch Konsequenzen für die Bürger in der Region hat. Das Altenheim hat etwa 250 Pflegeplätze.
Aktuell liegt die Zahl der Ansteckungen pro 100 000 Einwohner in der vergangenen Woche im Kreis Vechta nach Angaben des Landes bei 23,8. Mit dem neuen Ausbruch dürfte der Wert deutlich in Richtung des Schwellenwertes von 50 steigen, ab dem über verstärkte Schutzmaßnahmen beraten werden muss.
Neue Kampagne "Wir geben Corona keine Chance" vorgestellt
Die Handelskammer hat gemeinsam mit der Stadt Hamburg eine neue Kampagne vorgestellt, die zur Einhaltung der Corona-Regeln animieren soll: "Wir geben Corona keine Chance" heißt das Projekt, das von Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) und Handelskammer-Präses Norbert Aust am Freitag präsentiert wurde.
Corona-Impfstoff wird in Hamburg getestet
Das Paul-Ehrlich-Institut hat grünes Licht für die erste klinische Prüfung eines Corona-Impfstoffes am UKE gegeben: Nach der Genehmigung für die sogenannte klinische Phase I werden zunächst gesunde, freiwillige Probanden ausgewählt. Voraussichtlich Mitte Oktober soll dem ersten Probanden dann der Impfstoff in niedriger Dosis verabreicht werden. Aus Sicherheitsgründen – so erläutert es das UKE in einer Mitteilung vom Freitag – wird zunächst nur eine Person geimpft, erst 24 Stunden später folgen die nächsten beiden.
Insgesamt sollen 30 Menschen im Alter zwischen 18 und 55 Jahren in acht Gruppen und zwei stärker werdenden Dosierungen geimpft und jeweils nach den Impfungen mehrere Stunden lang im CTC North am UKE überwacht. Die Probanden werden regelmäßig ambulant nachuntersucht, um die Sicherheit und Verträglichkeit des Impfstoffes zu überprüfen.
„Wir freuen uns über die Genehmigung des Paul-Ehrlich-Institutes. In den vergangenen Monaten wurde der Impfstoff mit unseren DZIF-Kooperationspartnern Prof. Dr. Gerd Sutter von der LMU und Prof. Dr. Stephan Becker von der Philipps-Universität Marburg entwickelt, den wir jetzt auf seine Wirksamkeit und Sicherheit überprüfen“, sagt Prof. Dr. Marylyn Addo, Leiterin der Infektiologie des UKE, die als verantwortliche Prüfärztin die klinische Studie leitet. „Eine größere klinische Studie der Phase II ist für Ende des Jahres geplant, wenn die Ergebnisse der Phase I Studie ein gutes Sicherheitsprofil und gute Impfstoff-induzierte Immunantworten zeigen. In dieser Studienphase werden wir weitere Probandengruppen, darunter auch ältere Menschen, in die Tests einschließen“, erklärt Prof. Addo.
Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank gratulierte "Frau Professorin Addo und ihrem gesamten Team am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf zu diesem ersten Meilenstein auf dem Weg zu einem wirksamen Corona-Impfstoff". Bei dem neuen Impfstoff handelt es sich um einen sogenannten Vektor-Impfstoff gegen das Coronavirus Sars-CoV-2, bei dem die genetische Information für ein Oberflächenprotein von Sars-CoV-2 in ein abgewandeltes und damit harmloses Pockenvirus (MVA) eingebaut ist. Das Ausgangsvirus wurde schon vor mehr als 30 Jahren gegen Pocken generiert und bereits auch für die Entwicklung eines Impfstoffs gegen das Mers-Virus verwendet.
Trotz Corona: Mehr Teilnehmer beim Active City Summer
Mit einer Rekordteilnehmerzahl von mehr als 11.000 Hamburgerinnen und Hamburgern endete jetzt der 3. Active City Summer. Im Vorjahr waren es 9228 Aktive. Die Zahl der vom 1. Juli bis zum 30. September durchgeführten kostenlosen Sportstunden erhöhte sich von 1089 auf 2028. 35 Vereine hatten an 65 Standorten 149 unterschiedliche Kurse (2019: 93) angeboten, meistens im Freien. Großer Beliebtheit erfreuten sich in diesem Sommer Kanu-, Kajakfahren, Rudern, Stand Up Paddling, Parcours, Breakdance und Online-Workshops zum Thema Ernährungsberatung. Die Palette der Angebote reichte von Cricket bis Zumba, von Linedance bis Qigong und von Paddeln für Kids bis Parksport 60+. 40 Prozent der Teilnehmer gehörten bisher keinem Hamburger Sportverein an.
„Mit immer mehr Bewegungsangeboten wächst auch die Zahl der Sportbegeisterten in Hamburg“, lautete das Fazit von Sportsenator Andy Grote (SPD). „Mein Dank gilt den vielen engagierten Vereinen, die auch in diesem herausfordernden Corona-Jahr ein hochattraktives Sportprogramm organisiert haben.“
Die Stadt unterstützte den 3. Active Summer mit rund 90.000 Euro, Rewe, BKK Mobil Oil, Moia, Lotto Hamburg und Upfit hatte die Agentur Sportplatz als Partner gewinnen können.
Inzidenzwert in Hamburger Bezirken sehr unterschiedlich
Die Corona-Zahlen in den sieben Hamburger Bezirken fallen derzeit sehr unterschiedlich aus: Bergedorf hat mit einer Inzidenzzahl (Fälle pro 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen) von 21,46 den geringsten Wert, Mitte mit 32,16 den höchsten. Für Eimsbüttel gilt die Inzidenz von 24,33, für Altona 25,06, für das bevölkerungsreichste Wandsbek 27,89, für Harburg 27,15 und für Nord 29,24.
Die Gesundheitsbehörde hat angekündigt, künftig eine eigene Inzidenzzahl zu errechnen. Bisher wurde die von vom Robert-Koch-Institut (RKI) errechnete Zahl neuer Corona-Fälle pro 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen verwendet. Sie ist höher als der von der Gesundheitsbehörde errechnete Wert. Das RKI verwendet nach Auskunft der Gesundheitsbehörde regelmäßig fortgeschriebene Daten auf Basis des Mikrozensus 2011. Hamburg hingegen nutzt die aktuelle Einwohnerzahl aus dem Melderegister. Diese sei exakter: Stadtweit liegt die Inzidenzzahl mit Infektionsstand vom Donnerstag bei 29,1.
Gewerkschaft und Eltern unterstützen Maskenpflicht im Unterricht
Die zweiwöchige Maskenpflicht nach den Herbstferien im Schulunterricht in Schleswig-Holstein stößt bei Lehrer- und Elternvertretern auf Zustimmung. „Es ist eine Maßnahme die durchaus dazu beitragen kann, das Infektionsgeschehen im Rahmen zu halten“, sagte der Landesgeschäftsführer der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Bernd Schauer, am Donnerstag in Kiel. Auch die Vorsitzende des Landeselternbeirates Gymnasien Schleswig-Holstein, Claudia Pick, sieht dadurch ein Stück mehr Sicherheit.
Beide betonten, es habe sich nach den Sommerfeiern gezeigt, dass mit den Urlaubsrückkehrern das Corona-Verbreitungspotenzial steige. „Daher ist die Maskenpflicht nach den Herbstferien richtig“, sagte Schauer. Sie betonte, es sei aber zweifelhaft, ob die Maskenpflicht allein ausreiche. Notwendig sei auch eine bessere Ausstattung der Schulen fürs Lüften. Und es sollten kleinere Unterrichtsgruppen eingerichtet werden, sofern das Infektionsgeschehen zunehme. Hamburgs Schulsenator Ties Rabe (SPD) hat für die Zeit nach den Herbstferien eine Pflicht zum regelmäßigen Lüften in allen Klassenräumen gefordert – der Vorstoß wird kontrovers diskutiert.
Nach den Herbstferien müssen Schüler in Schleswig-Holstein ab der fünften Klasse zwei Wochen lang auch im Unterricht Masken tragen. So will Bildungsministerin Karin Prien (CDU) das Risiko einer Ausbreitung des neuartigen Coronavirus an den Schulen durch Reiserückkehrer eindämmen. „Das ist ein vertretbarer Weg aus Fürsorge für die Lehrkräfte und die Schülerinnen und Schüler“, hatte Prien am Mittwoch bei der Ankündigung der Maßnahme gesagt. Die zweiwöchigen Herbstferien in Schleswig-Holstein beginnen – ebenso wie die in Hamburg – am Wochenende.
Lesen Sie auch: Wie Corona-Leugner in Hamburg die Maskenpflicht aushebeln
27 neue Corona-Fälle in Schleswig-Holstein
In Schleswig-Holstein sind 27 neue Corona-Infektionen festgestellt worden. Die Zahl der nachgewiesenen Fälle seit Beginn der Pandemie im Norden erhöhte sich damit bis Donnerstagabend auf 4848, wie aus den von der Landesregierung im Internet veröffentlichten Zahlen hervorgeht. Am Mittwoch waren 49 Neuinfektionen gezählt worden. Die Zahl der Menschen, die im Zusammenhang mit dem Virus Sars-CoV-2 in Schleswig-Holstein gestorben sind, blieb bei 162.
In Krankenhäusern wurden am Donnerstag elf Corona-Patienten behandelt, einer mehr als am Vortag. Von allen seit Beginn der Pandemie in Schleswig-Holstein nachweislich mit Sars-CoV-2 Infizierten gelten nach Schätzung des Robert Koch-Instituts rund 4300 als genesen.
Chef der Agentur für Arbeit unterstützt Heizpilz-Forderung
Der Chef der Bundesagentur für Arbeit, Detlef Scheele, unterstützt die Forderungen nach Aufstellung von Heizpilzen in der Gastronomie während der kalten Jahreszeit. In der „Bild“-Zeitung vom Freitag appellierte Scheele an die Kommunen, die Heizpilze zu erlauben und so gegen die Arbeitsplatzverluste im Gastgewerbe durch die Corona-Krise vorzugehen.
„Wenn die Gastwirte mit Heizpilzen ihre Gäste noch einen Monat länger an der frischen Luft bewirten können, wäre das sicherlich ein Gewinn“, sagte Scheele.
Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) hatte bereits vor einigen Wochen für eine Rückkehr der Heizpilze plädiert, damit auch in der kühleren Jahreszeit viele Gäste in den Außenbereichen bewirtet werden können. Bei Umweltschützern stößt die Forderung aber auf scharfe Kritik. Vielerorts sind die Gas-Heizstrahler aus Klimaschutzgründen verboten.
Corona-Einschränkungen an 92 Schulen in Niedersachsen
Fünf Wochen nach dem Ende der Sommerferien sind in Niedersachsen 93 Schulen von coronabedingten Einschränkungen betroffen. Komplett geschlossen sei allerdings nur die private Berufsfachschule für Logopädie in Oldenburg (Stand 1. Oktober, 9.00 Uhr), teilte das Kultusministerium in Hannover mit. An 92 Schulen würden einzelne Klassen, Lerngruppen oder Jahrgänge über das Distanzlernen unterrichtet – das entspricht einer Quote von drei Prozent der Schulen in Niedersachsen.
Verfügt werden die Einschränkungen von den zuständigen örtlichen Gesundheitsämtern. Wenn der Präsenzunterricht ausgesetzt wird, sei dies nicht immer mit häuslicher Quarantäne für Schüler und Lehrer verbunden, erklärte ein Ministeriumssprecher. Der Fernunterricht könne auch vorbeugend angeordnet werden, etwa bei einem Verdacht.
Der Landkreis Friesland hatte wegen steigender Infektionszahlen beschlossen, alle seine Schulen am 1. Oktober zum Schichtmodell zurückkehren zu lassen. Das bedeutet, dass im Wechsel ein Teil der Schüler zu Haus unterrichtet wird. Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) kritisierte diesen Schritt. In der Übersicht der Schulen mit coronabedingten Einschränkungen des Ministeriums vom 1. Oktober sind noch nicht alle Schulen des Landkreises Friesland aufgeführt. Während in Hamburg und Schleswig-Holstein die Herbstferien bereits an diesem Wochenende starten, beginnen sie in Niedersachsen erst am 12. Oktober.
Coronavirus: Verhaltensregeln und Empfehlungen der Gesundheitsbehörde
- Reduzieren Sie Kontakte auf ein notwendiges Minimum, und halten Sie mindestens 1,50 Meter Abstand zu anderen Personen
- Achten Sie auf eine korrekte Hust- und Niesetikette (ins Taschentuch oder in die Armbeuge)
- Waschen Sie sich regelmäßig die Hände gründlich mit Wasser und Seife
- Vermeiden Sie das Berühren von Augen, Nase und Mund
- Wenn Sie persönlichen Kontakt zu einer Person hatten, bei der das Coronavirus im Labor nachgewiesen wurde, sollten Sie sich unverzüglich und unabhängig von Symptomen an Ihr zuständiges Gesundheitsamt wenden
Hier geht es zum Corona-Newsblog für den Norden vom Donnerstag