Hamburg. Eine Richterin hatte Steven Baack und seinem Team schwere Ermittlungspannen vorgeworfen. Nun liegt der 15-seitige Bericht dazu vor.

Nach einer Niederlage vor Gericht und Hinweisen auf eklatante Ermittlungsfehler muss der Chef der Soko "Cold Cases", Steven Baack, offenbar noch im Laufe dieser Woche mit seiner Versetzung rechnen. Am Montag sollte der Bericht einer internen Gruppe von Beamten, die das Vorgehen von Baack und seinen Mitarbeitern in dem Verfahren überprüfte, dem LKA-Chef Frank-Martin Heise übergeben werden. In Polizeikreisen wird davon ausgegangen, dass Steven Baack anschließend nicht mehr an bisheriger Stelle zu halten ist.

Der vertrauliche Bericht soll einen Umfang von 15 Din-A4-Seiten haben. Details über den Inhalt sind bislang nicht bekannt. Mit dem Vize-LKA-Chef Mirko Streiber, der Polizeidirektorin Alexandra Klein und der renommierten Polizeipsychologin Claudia Brockmann ist die interne Prüfgruppe sehr prominent besetzt – das verdeutlicht auch, wie ernst die Vorwürfe gegen Baack und seine Einheit und der mögliche Schaden für den Ruf der Polizei im Präsidium genommen wurden.

Baack ist für anderen umstrittenen Einsatz verantwortlich

Nach einem Prozess um eine Vergewaltigung im Jahr 1980 hatte die Vorsitzende Richterin den Angeklagten freigesprochen und angedeutet, dass die Abteilung "Cold Cases" im Umgang mit allen wesentlichen Prozessbeteiligten gravierende Fehler begangen haben könnte. Sie sprach von möglicherweise "verbotenen Ermittlungsmethoden" und suggestiven Befragungen durch die Beamten.

Wie inzwischen bekannt wurde, war Steven Baack vor seiner Ernennung zum Chef der Abteilung "Cold Cases", die ungelöste Verbrechen neu aufrollt, bereits an einem anderen hoch umstrittenen Einsatz der Hamburger Polizei beteiligt. Er fungierte als Einsatzleiter, als Beamte des Mobilen Einsatzkommandos (MEK) in Mecklenburg-Vorpommern auf den unschuldigen David Albrecht schossen. Der Mann hatte sich zuvor ein Auto ausgeliehen, dass der Mutter einer bekannten Milieugröße gehörte, den die Beamten eigentlich festnehmen wollten. David Albrecht klagt bis heute auf eine angemessene Entschädigung durch die Hamburger Polizei.

Auch externe Polizisten sollen Bericht prüfen

Der Bericht zu möglichen Verfehlungen in dem aktuellen Fall soll am Donnerstag dem Polizeipräsidenten Ralf Martin Meyer vorgelegt werden. Außerdem ist geplant, dass Polizisten aus einem anderen Bundesland das Vorgehen der Hamburger Ermittler anhand des Berichtes bewerten sollen.

Unterdessen werden im Präsidium bereits Namen von möglichen Nachfolgern von Steven Baack gehandelt. Auch eine Auflösung der Abteilung "Cold Cases" wird nicht ausgeschlossen. Das sorgt bei Mitarbeitern im LKA für Unruhe: "Es ist wichtig, dass es weiterhin eine Dienststelle gibt, die sich mit ungelösten Fällen beschäftigt", sagte Jan Reinecke, Landeschef des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK).

Auch der LKA-Chef Heise selbst steht in der Kritik: Er ist der persönliche Vorgesetzte für die vier Beamten in der Ermittlungsgruppe.