Hamburg.
Im Herbst 2016 gründete Frank-Martin Heise, der Chef des Landeskriminalamtes (LKA), die Ermittlungsgruppe „Cold Cases“. „Bei uns haben Getötete und deren Angehörige eine Lobby“, sagte Heise.
Seitdem beschäftigt sich Steven Baack, Leiter der Abteilung, mit ungeklärten Mord- und Vermisstenfällen, die die Polizei schon zu den Akten gelegt hat. Im Gegensatz zur Mordkommission lesen die Spezialisten die Akten von vorne nach hinten – nur so lasse sich feststellen, ob ein Hinweis falsch interpretiert wurde. Zudem bedienen sie sich technischer Methoden, die zum Zeitpunkt der Tat noch nicht zur Verfügung standen, wie etwa DNA-Analysen.
„Zeit verdeckt nicht nur Spuren, Zeit legt auch Spuren frei“, sagt Baack. Es gebe Zeugen, die nach der Tat lieber schweigen wollten und nun doch reden; mitunter hat ihnen der Täter auch
später noch etwas anvertraut. Aus der Vielzahl der Fälle wählen die „Cold
Case“-Spezialisten nach einem Punktesystem aus, das die Erfolgschancen bemisst. Punkte gibt es etwa, wenn die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass sich Täter und Opfer kannten.
Baack konnte mit seinem Team mehrere Fälle aufklären. Jüngst nahm er einen Mann in Wandsbek fest, der tatverdächtig ist, 1980 ein Mädchen niedergestochen und dann vergewaltigt zu haben. Das Mädchen überlebte.