Schwerin . Der 27-Jährige hatte wohl vorher versucht, eine Sperre aus Polizeifahrzeugen zu durchbrechen. Er schwebt weiter in Lebensgefahr.

Im Fall der missglückten Polizeiaktion in Lutheran bei Parchim ermittelt die Staatsanwaltschaft jetzt auch gegen den von Beamten angeschossenen Autofahrer. Die Schäden an den Fahrzeugen deuteten darauf hin, dass der Mann versucht habe, eine Sperre aus zivilen Polizeifahrzeugen zu durchbrechen, teilte ein Sprecher der Anklagebehörde am Dienstag mit. „Die Ermittlungen werden auch zu der Frage geführt, ob der Beschuldigte dabei beteiligte Polizeibeamte verletzen wollte“, erklärte der Sprecher.

Ermittlungen auch gegen den Schützen

Ein Hamburger Einsatzkommando hatte am Freitag mit seinen Autos den Wagen des Mannes eingekeilt. Die Beamten wollten einen verurteilten Gewalttäter festnehmen, der sich allerdings gar nicht in dem Fahrzeug befand. Schließlich schoss ein Polizist auf den Fahrer, der am Kopf getroffen und schwer verletzt wurde. Er verlor sein rechtes Auge. Gegen den Polizisten wird ebenfalls ermittelt.

Der Anwalt des Verletzten verwies auf das Automatik-Getriebe des Wagens. Möglicherweise habe sich das Auto nach dem Einkeilen noch weiterbewegt, sagte er. Dadurch sei einer der Beamten wohl davon ausgegangen, dass der Fahrer flüchten wolle, und habe aus wenigen Metern Entfernung durch die Seitenscheibe auf ihn geschossen.

Fahrer hatte sich das Auto geliehen

Bei dem eigentlich Gesuchten handelt es sich um einen wegen Körperverletzung verurteilten Mann aus der Hamburger Rotlichtszene, der seine Haftstrafe von zwei Jahren und sechs Monaten nicht angetreten hat. Nach Angaben seines Anwaltes will er sich in Kürze den Behörden stellen. Das Auto hatten laut Anwalt der verletzte Fahrer und ein Freund bei der Mutter des Gesuchten ausgeliehen.

Der Polizeieinsatz hat jetzt auch ein parlamentarisches Nachspiel. Die Linke fordert von Innenminister Lorenz Caffier (CDU) Aufklärung über den Einsatz des Hamburger Mobilen Einsatzkommandos. Es gebe viele Ungereimtheiten, sagte der innenpolitische Sprecher der größten Oppositionsfraktion im Schweriner Landtag, Peter Ritter, am Dienstag. „Wir erwarten etwa Aufklärung darüber, womit dieser Einsatz begründet war“, sagte Ritter. „Herrschte Gefahr im Verzug?