Hamburg. Hafen und Schifffahrt blicken auf durchwachsenes Jahr zurück. Doch die Zukunft sieht rosiger aus – auch für die Arbeitnehmer.

Gute Nachrichten waren in diesem Jahr im Hamburger Hafen rar: Anfang Dezember wurde bekannt, dass die insolvente Stauerei Carl Tiedemann sowie ihr Tochterunternehmen Lasch Company Hamburg erfolgreich verkauft wurden. Zwei familiengeführte Hafenunternehmen wollen die Traditionsbetriebe fortführen und retten damit einen Großteil der Arbeitsplätze. Das war allerdings einer der wenigen Lichtblicke eines maritimen Jahres 2017, das im Wesentlichen durch Insolvenzen, Konsolidierung und Übernahmen geprägt war.

Kommentar: Viele Jobs, viele Probleme

Neben der Stauerei Carl Tiedemann sorgte die spektakuläre Pleite der Rickmers Reederei für Aufsehen, ebenso der Zusammenschluss der Traditionsreederei Hapag-Lloyd mit dem arabischen Konkurrenten United Arab Shipping Company (UASC). Und seit Dezember segelt die Hamburg Süd unter dänischer Flagge. Die Reederei ist vom Konkurrenten Maersk aus Kopenhagen gekauft worden. „Hamburg hat im abgelaufenen Jahr klar Schifffahrts-Power verloren“, sagt der Hamburger Experte Ulrich Malchow. Nicht nur der Verkauf von Hamburg Süd an Maersk schlage dabei zu Buche. „Auch die vollständige Übernahme des Schiffsklassifizierers DNVGL durch norwegische Investoren zeigt, dass Kompetenz ins Ausland abwandert und ist aus Hamburger Sicht negativ zu bewerten“, sagt Malchow.

Geschäfte verliefen durchwachsen

Auch im Hamburger Hafen verliefen die Geschäfte durchwachsen. Zwar konnte die Hamburger Hafen und Logistik AG den Containerumschlag in den ersten drei Quartalen bereits um 10,8 Prozent auf 5,5 Millionen Standardcontainer ausbauen. Im gleichen Zeitraum musste aber Konkurrent Eurogate massive Verluste hinnehmen. Grund sind Verschiebungen von Ladung durch zahlreiche Reedereizusammenschlüsse und neue Allianzen. So hat Eurogate UASC sowie China Shipping als wichtige Kunden verloren, die HHLA gewann diese Mengen hinzu.

Die Liste mit den Unternehmen als PDF zum Download

Unterm Strich bewegte sich der Hafenumschlag 2017 auf dem Vorjahresniveau, also bei 138 Millionen Tonnen. „Es hätte besser laufen können, in anderen Häfen ist es nämlich besser gelaufen“, sagt dazu Schifffahrtsexperte Malchow. Der Hamburger Hafen habe am wachsenden europäischen Umschlag nicht partizipiert, das betreffe vor allem die direkten Konkurrenten an der Nordsee wie Antwerpen und Rotterdam. „Aber auch an Ostseehäfen wie Danzig hat Hamburg viel Ladung verloren“, so Malchow.

Positive Aussichten

Positiver sind die Aussichten für das kommende Jahr. So erwartet der Zentralverband der Seehäfen ein positives Umschlagwachstum von 0,6 Prozent für die norddeutschen Seehäfen. Selbst wenn Handelsbeschränkungen der USA sowie der Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union zu Rückgängen im Außenhandel führen sollten, würden diese durch Zuwächse im Handel mit Asien kompensiert, glaubt der ZDS. Ein Blick in die Arbeitsplatz-Tabelle unterstreicht die positive Grundhaltung der Hafenwirtschaft: HHLA und Eurogate wollen ihre Beschäftigtenzahlen stabil halten, die Hafenbehörde Hamburg Port Authority stockt ihr Personal im kommenden Jahr sogar auf. „Das Wachstum wird aber kein Selbstgänger“, prognostiziert Malchow. „Die Fahrrinnenanpassung der Elbe muss 2018 endlich kommen.“

Blohm+Voss baut wieder eine Superyacht

Damit kann auch ernsthaft gerechnet werden, zumal Wirtschaftssenator Frank Horch diesen Termin vor wenigen Tagen in Aussicht gestellt hat. Nachdem das Bundesverwaltungsgericht die Klagen zahlreicher Gegner der Elbvertiefung abgewiesen hat, bleibt es bei drei Auflagen, die das Gericht bei der Verhandlung mit den Umweltverbänden im Februar ausgesprochen hat. Die Planunterlagen werden derzeit um diese drei Punkte ergänzt und Ende Januar eingereicht. Wenn es dann so weit ist, dürfte die Vertiefung der Elbe zumindest eine große Zahl von Arbeitsplätzen im Hafen sichern.

Für Hapag-Lloyd-Vorstandschef Rolf Habben Jansen könnte 2018 sogar einen Durchbruch bringen. Nachdem die Reederei vom Ballindamm bereits im dritten Quartal dieses Jahres wieder schwarze Zahlen schrieb, setzt der Chef auf deutliche Gewinne in der Zukunft. Vor allem die Einsparungen, die sich nach dem Zusammenschluss mit UASC ergeben, sollen dazu beitragen: „Bereits 2018 werden wir von dem Zusammenschluss beider Reedereien durch deutliche Kostensenkungen profitieren“, sagte Habben Jansen unlängst. Die vollen Synergien in Höhe von 370 Millionen Euro jährlich erwartet er ab 2019. Aber auch eine sich abzeichnende Erholung der lange Zeit sehr niedrigen Frachtraten hebt die Stimmung am Ballindamm.

Schifffahrtsexperte sieht aber auch Gefahren

Schifffahrtsexperte Malchow sieht aber auch Gefahren: „Die Konsolidierung am Schifffahrtsmarkt ist noch nicht abgeschlossen. Und es gibt immer noch erhebliche Überkapazitäten mit zu großen Schiffen.“ Positiv darf auch Blohm+Voss nach vorne schauen. Die Hamburger Werft steigt unter dem neuen Eigentümer Lürssen wieder in den Yachtbau ein: Man teilt sich mit der norwegischen Kleven Werft einen Auftrag für eine 100 Meter lange Superyacht. Das tröstet zumindest ein wenig über die Probleme mit der von der Marine wegen erheblicher Mängel zurückgegebenen Fregatte „Baden-Württemberg“ hinweg.