Hamburg. Asklepios und UKE haben die Zahl der Arbeitsplätze weiter erhöht. Der Kampf um die besten Kräfte in Hamburg ist hart.

Die chirurgische Schere am Roboterarm tastet sich Millimeter für Millimeter ins Becken des Patienten zur von Krebs befallenen Prostata. Die drei anderen Arme des Roboters mit dem Namen DaVinci tragen eine Pinzette, eine Greifzange und eine Kamera, die den Eingriff dreidimensional filmt. Der Chirurg sitzt an einer Konsole und steuert mit Handgriffen und Fußpedalen die Instrumente.

Kommentar: Viele Jobs, viele Probleme

Science-Fiction? Nein, Alltag, zumindest in der Asklepios Klinik Altona und in der Martini-Klinik am UKE. Die Vorteile dieser OP-Methode liegen im wahrsten Sinne des Wortes auf der Hand. Sollten die Finger des Chirurgen nur einen winzigen Moment zittern, rechnet ein eingebauter Filter diese Unregelmäßigkeiten heraus – bei Prostataoperationen sehr wichtig, werden die feinen Nervenbahnen verletzt, drohen Inkontinenz oder Impotenz. „Die Robotic in der Chirurgie unterstützt die Operateure dabei, immer effektivere und präzisere Eingriffe vorzunehmen“, sagt Thomas Wolfram, Sprecher der Geschäftsführung der Asklepios-Kliniken.

Hamburger Kliniken sind gefragt

Technologien wie das DaVinci-System tragen dazu bei, dass die Hamburger Kliniken so gefragt sind. Mittlerweile kommt fast jeder dritte Patient von außerhalb der Stadtgrenzen. Kein Wunder, dass Krankenhäuser immer mehr zum Jobmotor werden. Mit dem Asklepios-Konzern (13.200 Mitarbeiter) und dem UKE (10.444) rangieren zwei Unternehmen aus der Gesundheitsbranche auf den Plätzen eins und drei, dazwischen konnte sich nur Airbus schieben. Sowohl Asklepios als auch das UKE haben die Zahl ihrer Arbeitsplätze abermals ausgebaut.

Zudem rangieren mit dem Albertinen-Diakoniewerk, der Techniker Krankenkasse sowie Philips mit dem großen Bereich Medizintechnik weitere Unternehmen aus der Branche unter den Top 20. Bei der Evangelischen Stiftung Alsterdorf kümmern sich viele der insgesamt 3669 Mitarbeiter um Menschen mit einer Behinderung. Jeder siebte Erwerbstätige in Hamburg arbeitet in der Gesundheitsbranche.

Mitarbeitern werden Kopfprämien gezahlt

Die Herausforderungen werden dennoch nicht kleiner, im Gegenteil. Händeringend suchen Krankenhäuser, Altenheime und Pflegedienste nach Personal, vereinzelt werden Mitarbeitern sogar Kopfprämien gezahlt, wenn sie jemanden von der Konkurrenz abwerben. Eine große Hamburger Klinik musste im Sommer 2017 eine Station wegen Pflegermangels teilweise schließen. Die Mietpreisexplosion in der Hansestadt tut ein Übriges, viele Kranken- und Altenpfleger können sich diese Stadt schlicht nicht mehr leisten.

Die Liste mit den Unternehmen als PDF zum Download

Auch deshalb muss die Gesundheitsbranche effizienter werden. Das Übertragen von mit der Hand geführten Patientenakten in die virtuelle Welt kostet Zeit und Personal. „Früher hat man Befunde ausgedruckt, künftig werden wir Laborwerte, Röntgenbilder, im Grunde alle Parameter in einem integralen System vernetzen, sodass bei der Visite nicht die oft unleserliche Krankenakte, sondern ein Tablet oder der High-Tech-Wagen inklusive Laptop und allen Befunden dem Arzt zur Seite stehen“, sagt Wolfram. Man sei bei der digitalen Transformation zwar schon weiter als andere, aber wohl erst bei 40 bis 50 Prozent dessen, wo man hinwolle: „Unser Ziel ist ein komplett papierloses Krankenhaus.“

Elektronische Patientenakte

Auch das UKE unternimmt gerade in diesem Bereich große Anstrengungen. Als erstes Universitätsklinikum in Europa hat es flächendeckend eine elektronische Patientenakte eingeführt. Die Techniker Krankenkasse unterstützt das Projekt. „Im ersten Schritt speisen wir als Krankenkasse nach Zustimmung der Versicherten die Daten ein, die wir von unseren Versicherten haben. Die Akte wird aber davon leben, dass auch andere Akteure im Gesundheitswesen Daten beisteuern“, sagt Maren Puttfarcken, Leiterin der TK-Vertretung Hamburg.

Eigentlich sollten wesentliche Infos über jeden Patienten längst über eine elektronische Gesundheitskarte verfügbar sein. Doch das Projekt ist noch immer nicht im Ziel, der Bund der Steuerzahler kritisiert eine Verschwendung öffentlicher Gelder in Milliardenhöhe. Auch dem Hamburger Barmer-Chef Frank Liedtke dauert die Entwicklung zu lange: „Die elektronische Gesundheitskarte ist überfällig. Die Menschen erwarten, dass moderne Technik, die sie im Alltag nutzen, auch beim Arzt, im Krankenhaus oder in der Apotheke Anwendung findet.“

Bewegungsmelder und Trittmatten für Senioren

Mehr Erfolg verspricht ein Projekt in Eimsbüttel des Albertinen-Diakoniewerks unter der Beteiligung mehrerer Krankenkassen, gefördert mit 8,9 Millionen Euro von der Bundesregierung. Wohnungen von Senioren, die gesundheitlich angeschlagen sind, werden kostenlos technisch so weit aufgerüstet, dass sie möglichst lange daheim bleiben können. Bewegungsmelder und Trittmatten schlagen etwa nach einem Sturz des Bewohners Alarm. Über die installierten Tabletcomputer sind zudem Videosprechstunden mit Ärzten möglich. Die Bewohner können auch skypen und Mails schreiben, ganz bewusst ist die Bedienung der Computer sehr einfach gehalten. Auf Sicht sollen auch Lebensmittelbestellungen möglich sein.