Hamburg. In Hamburg stehen viele Gebäude und Plätze leer. Das Abendblatt hat nachgefragt, warum sie nicht zu einer Notunterkunft werden.

In fast allen Stadt­teilen stehen Wohnhäuser und Büro­gebäude leer. Manche fragen sich: Warum werden diese – mit vertretbarem Aufwand instand gesetzt – nicht als Flüchtlingsunterkünfte genutzt? Das Hamburger Abendblatt hat beispielhaft Gebäude ausgewählt und nachgefragt, warum sie (noch) leer stehen.

1. Axel-Springer-Verlag (Caffamacherreihe/Kaiser-Wilhelm-Straße, Neustadt): Der in weiten Teilen leer stehende Gebäudeteil, den von 2016 an die Stadt Hamburg übernimmt, ist lediglich als Bürogebäude ausgestattet und entspricht nicht den nötigen Standards für Wohneinrichtungen, es gibt beispielsweise nicht genug Dusch- und Wascheinrichtungen. Sandra Petersen, Sprecherin von Axel Springer, sagt: „Generell finden wir es selbstverständlich richtig und wichtig, dass nicht nur der Staat, sondern auch Unternehmen und Bürger prüfen, wie Flüchtlinge unterstützt werden können, denn wir alle stehen hier vor einer gesamtgesellschaftlichen Aufgabe.“

2. Parkplatz
(Adenauerallee/Kurt-Schumacher-Allee, St. Georg): Das Gelände gehört der Stadt, ohne dass derzeit ein Bebauungsprojekt entwickelt wird. Die prüfende Kommission der Sozialbehörde meldet dort allerdings „erhebliche Beeinträchtigung durch Hauptverkehrsstraßen und Lärmbelastung“, sodass der Parkplatz als Flüchtlingsunterkunft nicht infrage käme.

Tausende bei Abendblatt-Spendenaktion

Die Hamburger gaben am Montag bis zum Abend Tausende Spenden ab
Die Hamburger gaben am Montag bis zum Abend Tausende Spenden ab © Michael Rauhe | Michael Rauhe
Die Schwestern Hannah (l.), 20, und Anne Jagusch, 18, kamen aus Volksdorf, um unter anderem Kleidung zu spenden
Die Schwestern Hannah (l.), 20, und Anne Jagusch, 18, kamen aus Volksdorf, um unter anderem Kleidung zu spenden © Andreas Laible
Auch Abendblatt-Redakteur Daniel Herder half mit und hatte sichtlich Spaß dabei
Auch Abendblatt-Redakteur Daniel Herder half mit und hatte sichtlich Spaß dabei © Ralf Nehmzow
Auch Chefredakteur Lars Haider (Mitte) packte mit an
Auch Chefredakteur Lars Haider (Mitte) packte mit an © Ralf Nehmzow
Die ersten voll beladenen Lkw fuhren am Mittag vom Hamburger Abendblatt zur Flüchtlingshilfe der Luthergemeinde in Bahrenfeld
Die ersten voll beladenen Lkw fuhren am Mittag vom Hamburger Abendblatt zur Flüchtlingshilfe der Luthergemeinde in Bahrenfeld © Miguel Brusch
Die Luthergemeinde unterstützt unter anderem die Zentrale Erstaufnahme in der Schnackenburgallee
Die Luthergemeinde unterstützt unter anderem die Zentrale Erstaufnahme in der Schnackenburgallee © Miguel Brusch
Migranten vor einem Lagerraum der Flüchtlingshilfe in Bahrenfeld
Migranten vor einem Lagerraum der Flüchtlingshilfe in Bahrenfeld © HA/ | Miguel Brusch
Til Schweiger hatte im Vorfeld bei Facebook zur Teilnahme aufgerufen
Til Schweiger hatte im Vorfeld bei Facebook zur Teilnahme aufgerufen © Miguel Brusch
Die Spenden werden in Lkw geladen
Die Spenden werden in Lkw geladen © Miguel Brusch
Tüten voller Spenden wurden abgegeben
Tüten voller Spenden wurden abgegeben © Miguel Brusch
Die meisten Menschen spendeten Kleidung
Die meisten Menschen spendeten Kleidung © Miguel Brusch
Aber auch Koffer, Spielzeug und Kinderwagen brachten die Menschen vorbei
Aber auch Koffer, Spielzeug und Kinderwagen brachten die Menschen vorbei
Die Schlange reichte teilweise bis auf die Straße
Die Schlange reichte teilweise bis auf die Straße © HA/ | Miguel Brusch
Von 11 bis 19 Uhr sammelt das Hamburger Abendblatt Spenden für Flüchtlinge
Von 11 bis 19 Uhr sammelt das Hamburger Abendblatt Spenden für Flüchtlinge © HA | Miguel Brusch
Dringend benötigt werden Kleidung, Bettwäsche, Turnschuhe, Regenjacken und Regenschirme, Koffer, Kinderwagen, Fahrräder, Säuglingsnahrung, Fußbälle, Hygieneartikel und vieles mehr
Dringend benötigt werden Kleidung, Bettwäsche, Turnschuhe, Regenjacken und Regenschirme, Koffer, Kinderwagen, Fahrräder, Säuglingsnahrung, Fußbälle, Hygieneartikel und vieles mehr © HA | Miguel Brusch
Bürger, die solche Artikel spenden wollen, können diese in der Passage des neuen Redaktionsgebäudes am Großen Burstah 18–32 (zwischen Rathaus und Rödingsmarkt) abgeben
Bürger, die solche Artikel spenden wollen, können diese in der Passage des neuen Redaktionsgebäudes am Großen Burstah 18–32 (zwischen Rathaus und Rödingsmarkt) abgeben © HA | Miguel Brusch
Die Hilfsgüter sollen noch am selben Tag zu den Flüchtlingsinitiativen gebracht werden, die sich um die Bewohner der großen Zentralen Erstaufnahmen kümmern
Die Hilfsgüter sollen noch am selben Tag zu den Flüchtlingsinitiativen gebracht werden, die sich um die Bewohner der großen Zentralen Erstaufnahmen kümmern © HA | Miguel Brusch
Bereits vor dem offiziellen Start um 11 Uhr waren rund 80 Menschen gekommen
Bereits vor dem offiziellen Start um 11 Uhr waren rund 80 Menschen gekommen © HA | Miguel Brusch
Und wenig später ...
Und wenig später ... © Miguel Brusch
...bildeten sich schon lange Schlagen
...bildeten sich schon lange Schlagen © Miguel Brusch
Die Flüchtlingszahlen in Hamburg steigen immer weiter an
Die Flüchtlingszahlen in Hamburg steigen immer weiter an © Miguel Brusch
Zuletzt kamen bis zu 300 Flüchtlinge pro Tag in die Hansestadt
Zuletzt kamen bis zu 300 Flüchtlinge pro Tag in die Hansestadt © Miguel Brusch
Aufgrund der großen Spendenmenge wurden weitere Lager aufgemacht
Aufgrund der großen Spendenmenge wurden weitere Lager aufgemacht © HA | Miguel Brusch
Unzählige Kinderwagen und Fahrräder wurden abgegeben
Unzählige Kinderwagen und Fahrräder wurden abgegeben © HA | Miguel Brusch
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3. Ehemaliges Allianz-Hochhaus (Großer Burstah 3, Altstadt): Seit die Allianz AG ihren Hamburger Hauptsitz vor drei Jahren in die City Nord verlegte, steht das ehemalige Allianz-Haus am Großen Burstah zwar leer, der Eigentümer will es aber nicht als Flüchtlingsunterkunft nutzen. Vor Kurzem verkaufte die Quantrum Immobilien das Haus an die Commerz Real, eine Tochter der Commerzbank AG. Vor rund einem halben Jahr wurde bekannt gegeben, dass das leer stehende Gebäude abgerissen werden soll. Auf dem rund 7000 Quadratmeter großen Areal soll bis Ende 2018 das Burstah Ensemble entstehen. Auf rund 40.000 Quadratmetern sind Büros, Einzelhandel und bis zu 75 Wohnungen zum Fleet hin geplant. Außerdem soll in den Globushof ein Hotel einziehen, der Betreiber steht noch nicht fest. Das Bebauungsplanverfahren soll im September 2015 beginnen. Allerdings ist mit einem Abriss des Allianz-Hochhauses nicht vor 2017 zu rechnen.

4. Parkanlage
(Kielkamp 21, Bahrenfeld): Zwischen dem Volkspark und dem Lutherpark in Bahrenfeld befindet sich neben der Sportgemeinschaft Beiersdorf eine ungenutzte Grünfläche. Die Prüfkommission der Sozialbehörde hält den Standort aber nicht für eine langfristige Flüchtlingsunterbringung geeignet. Begründung: die Lage direkt an der A 7 und die damit verbundene Lärmbelastung durch den Verkehr.
5. Gemeinbedarfsfläche (Klotzenmoorstieg 2, Groß Borstel): Das stadteigene Gelände am Klotzenmoorstieg erfüllt zwar alle Kriterien der Sozialbehörde für eine öffentliche Unterbringung von Flüchtlingen, soll aber wegen der räumlichen Nähe zur Erstaufnahme in Groß Borstel nicht genutzt werden, um eine weitere Belastung des Stadtteils zu vermeiden. Dabei geht es den Behörden darum, Flüchtlinge möglichst nicht an einigen wenigen Orten in der Stadt zu konzentrieren, weil das die Integration erschwert.

6. Ehemalige Lettow-Vorbeck-Kaserne (Jenfelder Allee 70a, Jenfeld): Seit 1998 liegt die frühere Lettow-Vorbeck-Kaserne brach. Nach langen Debatten und Vorplanungen wurde im Jahr 2006 ein Entwurf für die 35 Hektar große Fläche beschlossen und 2011 der neue Be­bauungsplan vorgestellt. Rund 40 Millionen Euro hat die Stadt in die Erschließung des Gebiets investiert, mit dem Ziel, die Ausgaben durch den Grundstücksverkauf wieder hereinzuholen. Nun befürchtet die Stadt, wie berichtet, dass durch den Bau von Flüchtlingsunterbringungen Investoren abgeschreckt werden könnten – und die Grundstückspreise sinken werden.

7. Harburg Center (Harburger Ring 6, Harburg): Obwohl es keine Pläne über die Nutzung des leeren Gebäudes in Harburg gibt, sagt Eigentümer Hans-Dieter Lindberg, dass er derzeit aber Verhandlungen mit mehreren Interessenten führe, die ihm gegenüber ihre Mietabsichten für den Standort Harburg und die Immobilie „Harburg Center“ bereits deutlich bekundet hätten. Lindberg: „Ich rechne damit, dass noch vor Ende dieses Jahres ein echtes Ergebnis vorliegen wird und wir mit dem mietergerechten Umbau des Hauses beginnen können.“

8. Terminal Tango am Flughafen (Flughafenstraße 1–3, Fuhlsbüttel): Der ehemalige Charterterminal des Hamburger Flughafens wird seit zehn Jahren nicht mehr als Startpunkt für Urlaubsreisen genutzt, sondern wurde zu einer Mehrzweckhalle für Veranstaltungen und Partys umgebaut. Mit 6000 Quadratmetern Veranstaltungsfläche bietet der ehemalige Terminal Platz für rund 2500 Gäste. Die Gesamtfläche ist variabel und lässt sich in vier Einheiten teilen. Eine andere Nutzung kommt aber laut Hamburg Airport derzeit nicht infrage.

9. Winternotquartier (Spaldingstraße 1, Hammerbrook): In den vergangenen Wintern bot ein ehemaliges Büro­gebäude an der Spaldingstraße Platz für 230 Obdachlose. Der städtische Unterkunftsbetreiber „Fördern & Wohnen“ hatte das Gebäude extra dafür hergerichtet. Doch inzwischen steht fest: Das Gebäude ist so marode, dass es abgerissen werden muss. Bebauungspläne für ein zukünftiges Gebäude wurden noch nicht vorgestellt.