Hamburg. In Hamburg stehen viele Gebäude und Plätze leer. Das Abendblatt hat nachgefragt, warum sie nicht zu einer Notunterkunft werden.
In fast allen Stadtteilen stehen Wohnhäuser und Bürogebäude leer. Manche fragen sich: Warum werden diese – mit vertretbarem Aufwand instand gesetzt – nicht als Flüchtlingsunterkünfte genutzt? Das Hamburger Abendblatt hat beispielhaft Gebäude ausgewählt und nachgefragt, warum sie (noch) leer stehen.
1. Axel-Springer-Verlag (Caffamacherreihe/Kaiser-Wilhelm-Straße, Neustadt): Der in weiten Teilen leer stehende Gebäudeteil, den von 2016 an die Stadt Hamburg übernimmt, ist lediglich als Bürogebäude ausgestattet und entspricht nicht den nötigen Standards für Wohneinrichtungen, es gibt beispielsweise nicht genug Dusch- und Wascheinrichtungen. Sandra Petersen, Sprecherin von Axel Springer, sagt: „Generell finden wir es selbstverständlich richtig und wichtig, dass nicht nur der Staat, sondern auch Unternehmen und Bürger prüfen, wie Flüchtlinge unterstützt werden können, denn wir alle stehen hier vor einer gesamtgesellschaftlichen Aufgabe.“
2. Parkplatz (Adenauerallee/Kurt-Schumacher-Allee, St. Georg): Das Gelände gehört der Stadt, ohne dass derzeit ein Bebauungsprojekt entwickelt wird. Die prüfende Kommission der Sozialbehörde meldet dort allerdings „erhebliche Beeinträchtigung durch Hauptverkehrsstraßen und Lärmbelastung“, sodass der Parkplatz als Flüchtlingsunterkunft nicht infrage käme.
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3. Ehemaliges Allianz-Hochhaus (Großer Burstah 3, Altstadt): Seit die Allianz AG ihren Hamburger Hauptsitz vor drei Jahren in die City Nord verlegte, steht das ehemalige Allianz-Haus am Großen Burstah zwar leer, der Eigentümer will es aber nicht als Flüchtlingsunterkunft nutzen. Vor Kurzem verkaufte die Quantrum Immobilien das Haus an die Commerz Real, eine Tochter der Commerzbank AG. Vor rund einem halben Jahr wurde bekannt gegeben, dass das leer stehende Gebäude abgerissen werden soll. Auf dem rund 7000 Quadratmeter großen Areal soll bis Ende 2018 das Burstah Ensemble entstehen. Auf rund 40.000 Quadratmetern sind Büros, Einzelhandel und bis zu 75 Wohnungen zum Fleet hin geplant. Außerdem soll in den Globushof ein Hotel einziehen, der Betreiber steht noch nicht fest. Das Bebauungsplanverfahren soll im September 2015 beginnen. Allerdings ist mit einem Abriss des Allianz-Hochhauses nicht vor 2017 zu rechnen.
4. Parkanlage (Kielkamp 21, Bahrenfeld): Zwischen dem Volkspark und dem Lutherpark in Bahrenfeld befindet sich neben der Sportgemeinschaft Beiersdorf eine ungenutzte Grünfläche. Die Prüfkommission der Sozialbehörde hält den Standort aber nicht für eine langfristige Flüchtlingsunterbringung geeignet. Begründung: die Lage direkt an der A 7 und die damit verbundene Lärmbelastung durch den Verkehr.
5. Gemeinbedarfsfläche (Klotzenmoorstieg 2, Groß Borstel): Das stadteigene Gelände am Klotzenmoorstieg erfüllt zwar alle Kriterien der Sozialbehörde für eine öffentliche Unterbringung von Flüchtlingen, soll aber wegen der räumlichen Nähe zur Erstaufnahme in Groß Borstel nicht genutzt werden, um eine weitere Belastung des Stadtteils zu vermeiden. Dabei geht es den Behörden darum, Flüchtlinge möglichst nicht an einigen wenigen Orten in der Stadt zu konzentrieren, weil das die Integration erschwert.
6. Ehemalige Lettow-Vorbeck-Kaserne (Jenfelder Allee 70a, Jenfeld): Seit 1998 liegt die frühere Lettow-Vorbeck-Kaserne brach. Nach langen Debatten und Vorplanungen wurde im Jahr 2006 ein Entwurf für die 35 Hektar große Fläche beschlossen und 2011 der neue Bebauungsplan vorgestellt. Rund 40 Millionen Euro hat die Stadt in die Erschließung des Gebiets investiert, mit dem Ziel, die Ausgaben durch den Grundstücksverkauf wieder hereinzuholen. Nun befürchtet die Stadt, wie berichtet, dass durch den Bau von Flüchtlingsunterbringungen Investoren abgeschreckt werden könnten – und die Grundstückspreise sinken werden.
7. Harburg Center (Harburger Ring 6, Harburg): Obwohl es keine Pläne über die Nutzung des leeren Gebäudes in Harburg gibt, sagt Eigentümer Hans-Dieter Lindberg, dass er derzeit aber Verhandlungen mit mehreren Interessenten führe, die ihm gegenüber ihre Mietabsichten für den Standort Harburg und die Immobilie „Harburg Center“ bereits deutlich bekundet hätten. Lindberg: „Ich rechne damit, dass noch vor Ende dieses Jahres ein echtes Ergebnis vorliegen wird und wir mit dem mietergerechten Umbau des Hauses beginnen können.“
8. Terminal Tango am Flughafen (Flughafenstraße 1–3, Fuhlsbüttel): Der ehemalige Charterterminal des Hamburger Flughafens wird seit zehn Jahren nicht mehr als Startpunkt für Urlaubsreisen genutzt, sondern wurde zu einer Mehrzweckhalle für Veranstaltungen und Partys umgebaut. Mit 6000 Quadratmetern Veranstaltungsfläche bietet der ehemalige Terminal Platz für rund 2500 Gäste. Die Gesamtfläche ist variabel und lässt sich in vier Einheiten teilen. Eine andere Nutzung kommt aber laut Hamburg Airport derzeit nicht infrage.
9. Winternotquartier (Spaldingstraße 1, Hammerbrook): In den vergangenen Wintern bot ein ehemaliges Bürogebäude an der Spaldingstraße Platz für 230 Obdachlose. Der städtische Unterkunftsbetreiber „Fördern & Wohnen“ hatte das Gebäude extra dafür hergerichtet. Doch inzwischen steht fest: Das Gebäude ist so marode, dass es abgerissen werden muss. Bebauungspläne für ein zukünftiges Gebäude wurden noch nicht vorgestellt.