Hamburg. Anforderungen an Brandschutz und Einrichtung zu hoch. Und die Stadt muss zuerst kommunale Einrichtungen nutzen.

Etwa 5700 Flüchtlinge sind im vergangenen Monat in Hamburg neu registriert worden. Und der Strom reißt nicht ab. Die Stadt steht vor dem Problem, für diese Menschen innerhalb kurzer Zeit eine Unterkunft zu finden. Allerdings stehen in allen Stadtvierteln Wohnhäuser oder Bürogebäude leer. Es stellt sich die Frage, warum diese nicht als Flüchtlingsunterkünfte genutzt werden.

Nach Angaben der Sozialbehörde wurden in Hamburg bislang mehr als 100 Gebäude und Flächen überprüft, ob sie für die Unterbringung von Flüchtlingen geeignet sind. Dabei müssen die Beamten beispielsweise darauf achten, ob es ausreichend Küchen und Toiletten gibt. Bei Bürogebäuden stünden zumeist die hohen Anforderungen des Brandschutzes einer Nutzung als Unterkunft entgegen.

So müsse es beispielsweise ab dem dritten Stockwerk einen zweiten Rettungsweg geben. Auch die Kosten für Renovierung oder Umbau von Gebäuden spielten eine Rolle. Zudem achten die Prüfer darauf, dass die Geschossfläche mindestens 1500 Quadratmeter groß ist. Ferner muss sie sich für „wohnähnliche Nutzung“ eignen und für einen Spielplatz eine Außenfläche vorhanden sein.

Tausende bei Abendblatt-Spendenaktion

Die Hamburger gaben am Montag bis zum Abend Tausende Spenden ab
Die Hamburger gaben am Montag bis zum Abend Tausende Spenden ab © Michael Rauhe | Michael Rauhe
Die Schwestern Hannah (l.), 20, und Anne Jagusch, 18, kamen aus Volksdorf, um unter anderem Kleidung zu spenden
Die Schwestern Hannah (l.), 20, und Anne Jagusch, 18, kamen aus Volksdorf, um unter anderem Kleidung zu spenden © Andreas Laible
Auch Abendblatt-Redakteur Daniel Herder half mit und hatte sichtlich Spaß dabei
Auch Abendblatt-Redakteur Daniel Herder half mit und hatte sichtlich Spaß dabei © Ralf Nehmzow
Auch Chefredakteur Lars Haider (Mitte) packte mit an
Auch Chefredakteur Lars Haider (Mitte) packte mit an © Ralf Nehmzow
Die ersten voll beladenen Lkw fuhren am Mittag vom Hamburger Abendblatt zur Flüchtlingshilfe der Luthergemeinde in Bahrenfeld
Die ersten voll beladenen Lkw fuhren am Mittag vom Hamburger Abendblatt zur Flüchtlingshilfe der Luthergemeinde in Bahrenfeld © Miguel Brusch
Die Luthergemeinde unterstützt unter anderem die Zentrale Erstaufnahme in der Schnackenburgallee
Die Luthergemeinde unterstützt unter anderem die Zentrale Erstaufnahme in der Schnackenburgallee © Miguel Brusch
Migranten vor einem Lagerraum der Flüchtlingshilfe in Bahrenfeld
Migranten vor einem Lagerraum der Flüchtlingshilfe in Bahrenfeld © HA/ | Miguel Brusch
Til Schweiger hatte im Vorfeld bei Facebook zur Teilnahme aufgerufen
Til Schweiger hatte im Vorfeld bei Facebook zur Teilnahme aufgerufen © Miguel Brusch
Die Spenden werden in Lkw geladen
Die Spenden werden in Lkw geladen © Miguel Brusch
Tüten voller Spenden wurden abgegeben
Tüten voller Spenden wurden abgegeben © Miguel Brusch
Die meisten Menschen spendeten Kleidung
Die meisten Menschen spendeten Kleidung © Miguel Brusch
Aber auch Koffer, Spielzeug und Kinderwagen brachten die Menschen vorbei
Aber auch Koffer, Spielzeug und Kinderwagen brachten die Menschen vorbei
Die Schlange reichte teilweise bis auf die Straße
Die Schlange reichte teilweise bis auf die Straße © HA/ | Miguel Brusch
Von 11 bis 19 Uhr sammelt das Hamburger Abendblatt Spenden für Flüchtlinge
Von 11 bis 19 Uhr sammelt das Hamburger Abendblatt Spenden für Flüchtlinge © HA | Miguel Brusch
Dringend benötigt werden Kleidung, Bettwäsche, Turnschuhe, Regenjacken und Regenschirme, Koffer, Kinderwagen, Fahrräder, Säuglingsnahrung, Fußbälle, Hygieneartikel und vieles mehr
Dringend benötigt werden Kleidung, Bettwäsche, Turnschuhe, Regenjacken und Regenschirme, Koffer, Kinderwagen, Fahrräder, Säuglingsnahrung, Fußbälle, Hygieneartikel und vieles mehr © HA | Miguel Brusch
Bürger, die solche Artikel spenden wollen, können diese in der Passage des neuen Redaktionsgebäudes am Großen Burstah 18–32 (zwischen Rathaus und Rödingsmarkt) abgeben
Bürger, die solche Artikel spenden wollen, können diese in der Passage des neuen Redaktionsgebäudes am Großen Burstah 18–32 (zwischen Rathaus und Rödingsmarkt) abgeben © HA | Miguel Brusch
Die Hilfsgüter sollen noch am selben Tag zu den Flüchtlingsinitiativen gebracht werden, die sich um die Bewohner der großen Zentralen Erstaufnahmen kümmern
Die Hilfsgüter sollen noch am selben Tag zu den Flüchtlingsinitiativen gebracht werden, die sich um die Bewohner der großen Zentralen Erstaufnahmen kümmern © HA | Miguel Brusch
Bereits vor dem offiziellen Start um 11 Uhr waren rund 80 Menschen gekommen
Bereits vor dem offiziellen Start um 11 Uhr waren rund 80 Menschen gekommen © HA | Miguel Brusch
Und wenig später ...
Und wenig später ... © Miguel Brusch
...bildeten sich schon lange Schlagen
...bildeten sich schon lange Schlagen © Miguel Brusch
Die Flüchtlingszahlen in Hamburg steigen immer weiter an
Die Flüchtlingszahlen in Hamburg steigen immer weiter an © Miguel Brusch
Zuletzt kamen bis zu 300 Flüchtlinge pro Tag in die Hansestadt
Zuletzt kamen bis zu 300 Flüchtlinge pro Tag in die Hansestadt © Miguel Brusch
Aufgrund der großen Spendenmenge wurden weitere Lager aufgemacht
Aufgrund der großen Spendenmenge wurden weitere Lager aufgemacht © HA | Miguel Brusch
Unzählige Kinderwagen und Fahrräder wurden abgegeben
Unzählige Kinderwagen und Fahrräder wurden abgegeben © HA | Miguel Brusch
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Das Ergebnis der Prüfungen fällt deshalb bislang ernüchternd aus. „Ein Großteil der geprüften Büro- und Gewerbeimmobilien kommt nicht für eine Flüchtlingsunterbringung in Betracht, da eine Nutzungsänderung nicht genehmigungsfähig ist, kein genügender Brandschutz gewährleistet ist oder die Preisvorstellungen der Eigentümer nicht darstellbar sind“, heißt es in einer Antwort des Senats auf eine kleine Anfrage der Linken-Abgeordneten Christiane Schneider.

Für einige private Büro- und Gewerbeimmobilien würden derzeit aber „detaillierte Planungen und weitergehende Verhandlungen“ geführt, heißt es. Von einer Beschlagnahme privaten Wohnraums – der Oberbürgermeister der niedersächsischen Stadt Salzgitter, Frank Klingebiel (CDU), hatte eine solche Forderung vor wenigen Tagen aufgestellt – hält man in der Sozialbehörde allerdings nicht viel. „An die Zulässigkeit einer Beschlagnahme sind wegen des damit verbundenen Eingriffs in das Recht des Hauseigentümers hohe Anforderungen zu stellen“, heißt es in der Senatsantwort.

So dürften Hauseigentümern keine Pflichten auferlegt werden, „die aufgrund des Sozialstaatsprinzips dem Staat und damit der Allgemeinheit obliegen“. Außerdem müsse die Stadt Hamburg zunächst kommunale Einrichtungen nutzen, „bevor Privatpersonen in die Pflicht genommen werden dürfen“.