Die Zeit des Exils nach dem Abriss der Esso-Häuser ist für den Livemusik-Club vorbei: Das Molotow zieht ans Nobistor. Die Eröffnung soll zum Start des Reeperbahn Festivals am 17. September sein.
Hamburg. Die Zeit des Exils ist vorbei. Das Molotow hat für die nächsten Jahre ein neues Domizil gefunden, bevor der Musikclub zu seinem ursprünglichen Standort am Spielbudenplatz 5 zurückkehren wird. In den nächsten vier Jahren heißt die neue Anschrift Nobistor 14 . Bis Juni war hier die China Lounge zu Hause, ein House- und Hip-Hop-Club, der 2002 eröffnete und ein paar Jahre lang die angesagteste Location am westlichen Ende der Reeperbahn war.
Nun wird aus dem Tanzschuppen ein Liveclub mit zwei Bühnen. Für Andi Schmidt, den Betreiber des Molotow, und seine Mitarbeiter bedeutet das einige Wochen lang eine Menge Arbeit. Viel Zeit bleibt nicht, denn am 17. September, pünktlich zum Beginn des Reeperbahn Festivals, soll das Molotow wiedereröffnet werden.
Erst im vergangenen März hatte der renommierte Liveclub Räumlichkeiten an der Holstenstraße 5 bezogen, nachdem es seine Heimat im Komplex der inzwischen abgerissenen Esso-Hochhäuser im Dezember 2013 über Nacht wegen Einsturzgefahr räumen musste. Der Aufenthalt dort war nur als Provisorium geplant, bis eine bessere, größere Lösung für das Molotow gefunden worden ist. „Wir sind sehr glücklich, ans Nobistor ziehen zu können“, sagte Schmidt am Donnerstag auf der Baustelle zwischen abgehängten Chinalampions und herausgerissenen Holzbrettern. Mit Hochdruck arbeitet er am Umbau des Clubs, der mit 350 Zuschauern eine etwas größere Kapazität als der ursprüngliche Kellerclub besitzt. Die Bühne wird ans Fenster zum Nobistor gebaut, so wird auch Laufkundschaft von den Konzerten angelockt. Das sogenannte Molotow-Exil wird noch bis Ende September weitergeführt.
Nicht möglich gewesen wäre der Umzug in dieses größere Gebäude ohne die Hilfe von Andy Grote, dem Bezirksamtsleiter Mitte. Nachdem Grote in der Vergangenheit schon dafür gesorgt hat, dass der Mojo Club an seinen ursprünglichen Platz an der Reeperbahn 1 zurückkehren konnte, hat er zusammen mit Schmidt alle Möglichkeiten und Kontakte ausgeschöpft, um auch den Fortbestand des Molotow zu garantieren, wie er es schon vor einem Jahr öffentlich angekündigt hatte.
„Wir haben diesen Ort für den Rock ’n’ Roll zurückerobert. Der Einsatz für die Clubkultur auf St. Pauli zeigt Wirkung“, sagte Grote am Donnerstag bei einer Begehung der Räume. Das Zusammenspiel verschiedener Kräfte habe es möglich gemacht, dem Molotow für die kommenden vier Jahre Sicherheit zu geben und das Nobistor aufzuwerten.
Eine dieser erwähnten Kräfte ist die Bayerische Hausbau, die das Areal der Esso-Häuser gekauft hat und dort einen großen Komplex mit einem Hotel, Wohnungen, Geschäften und Clubs errichten wird. „Ohne die Unterstützung der Bayerischen Hausbau könnten wir die Miete hier nicht bezahlen“, sagte Schmidt. Ihre Zuwendung gehe weit über die Entschädigungssumme hinaus, die dem Molotow nach dem plötzlichen Auszug zugestanden hätte. „Wir begrüßen sehr, dass das Molotow ein geeignetes Ausweichquartier in perfekter Lage bis zur Rückkehr in den geplanten Neubau gefunden hat“, so Bernhard Taubenberger, Geschäftsführer der BHG Spielbudenplatz GmbH & Co. KG. „Gerne haben wir uns daher von Andy Grote für die von ihm gefundene hervorragende Lösung gewinnen lassen.“
Auch die Kulturbehörde und das Clubkombinat unterstützen das Molotow mit Geld für den nötigen Umbau. „Es freut mich außerordentlich, dass für das Molotow eine Ersatzheimat in bester Reeperbahnlage gefunden wurde. Das Molotow als unverzichtbarer Bestandteil der Hamburger Livemusik- und Clubszene kann nun einer gesicherten Zukunft entgegensehen. Ich bedanke mich bei allen Beteiligten, die an diesem Erfolg mitgewirkt haben“, so Kultursenatorin Barbara Kisseler. „Aus eigener Kraft hätten wir den Umbau nicht stemmen können, denn wir haben von Januar bis März gar keine Einnahmen gehabt“, sagt Andi Schmidt.
Mit dem Molotow am Nobistor erhalten der Musikstandort Hamburg und der Kiez einen neuen Musikclub, der auch ein Signal setzt, nachdem vor einigen Jahren ein Clubsterben befürchtet wurde. „Unter den heutigen Bedingungen mit sehr hohen Mieten ist es fast unmöglich, einen neuen Club aufzumachen. Umso schöner, dass es in unserem Fall geklappt hat“, so Schmidt. Sein T-Shirt mit der Molotow-Aufschrift ist schmutzig von all dem Staub in dem ehemaligen China-Restaurant und späteren Club. Es wird weitergearbeitet bis tief in die Nacht. Der Zeitplan für den Umbau ist eng, doch Schmidt ist zuversichtlich: „Wir schaffen das.“