Der vierte Hamburger Club Award wurde im Fundbureau verliehen. Das Molotow bekam den Publikumspreis, Live-Club des Jahres wurde die Hasenschaukel. Aber nicht nur die Bühnen auf St. Pauli wurden gewürdigt.

Hamburg. Zum vierten Mal trifft sich am Donnerstag die Hamburger Musikszene, um im Fundbureau die Verleihung des Club Awards zu feiern. Aber die kleinen, feinen Preise sind dieser Tage natürlich mehr als ein Anlass zum Zusammenkommen bei einem Bierchen und Livemusik von Tom Klose, Princessin Hans und Sophia Kennedy & Erobique – dafür ist in den letzten Monaten doch zu viel passiert. Und so ist der Club Award nicht nur für Terry Krug, erste Vorsitzende des Clubkombinat Hamburg e.V., ein Signal: „Der Club Award setzt auch in diesem Jahr mit seinen Preisträgern ein eindeutiges Zeichen und beteiligt sich damit erneut an der politischen Debatte gegen Verdrängung von kulturellen Räumen.“

Das erste Signal wirft ein Schlaglicht auf den Kiez, das wahrlich nicht eindeutiger sein kann: Der Publikumspreis, über den Hamburgs Nachtschwärmer in den vergangenen Wochen per Online-Voting abstimmen konnten, geht dieses Jahr eindeutig an das Molotow, den international renommierten Kellerclub, der seit der Räumung der Esso-Häuser und der anliegenden Kneipenzeile am Spielbudenplatz im Dezember schmerzlich vermisst wird. Entsprechend geht der erstmals verliehene Negativ-Preis „Die zerbrochene Gitarre“ an die Bayerische Hausbau. So fassen diese beiden Preise den seit vielen Jahren nicht nur am Spielbudenplatz gärenden Konflikt zwischen Kulturschaffenden und Investoren, Rock’n‘Roll und Reibach zusammen.

Das zweite Signal wendet sich nicht nur an Politiker, Stadtplaner und Investoren, sondern an uns alle, als Aufruf, auch dem vermeintlich Abseitigen, sei es programmatisch oder geografisch, eine Chance zu geben.

Dafür steht der zweite Platz für das Winterhuder freundlich+kompetent im Publikumsvoting. Oder auch die Auszeichnung für die beste Nachwuchsförderung, den sich zwei Clubs teilen, die nicht für jeden so selbstverständlich auf der Musik-Landkarte verzeichnet sind wie zum Beispiel Große Freiheit36 oder Uebel & Gefährlich: Die Pooca Bar auf dem Hamburger Berg wird für ihre offene Bühne für Jedermann geehrt, das Stellwerk mitten auf dem Harburger S-Bahnhof für sein ambitioniertes Programm abseits der so genannten Szeneviertel. Das Golem in der Großen Elbstraße bekommt den Preis für das beste Artwork und Design, das Kulturkollektiv >ill< und die Gängeviertel-Seniorentanzreihe „Faltenrock“ die Preise für die besten Fremdveranstalter. Der Ehrenpreis des Clubkombinats geht an Wolf-Dieter Roloff für 52 Jahre Jazz im Cotton Club in der Neustadt.

Der Live-Club des Jahres aber ist für die Jury aus Journalisten, Musikern und Labelvertretern die Hasenschaukel in der Silbersackstraße. Seit Jahren kämpfen die Betreiber Anja Büchel und Tanju Börü in schlauchenden Nächten für große Musik auf kleiner Bühne. Sie planen, aufzugeben. Aber so weit will es die Clubszene nicht kommen lassen.