Selten hat sich die Stadt so viel vorgenommen. Allein die sechs größten Baustellen kosten rund 17 Milliarden Euro. In Hamburg sind Großprojekte fast schon traditionell umstritten.

Hamburg. Die HafenCity wächst und wächst, die Elbphilharmonie ist fast fertig, der Neubau der Unigebäude an der Bundesstraße hat begonnen, für die Neue Mitte Altona ist der Weg jetzt frei, die A7 bleibt noch zehn Jahre eine Dauerbaustelle, an der U5 soll bald geplant werden, und dann ist da noch die Idee, Olympische Spiele in die Stadt zu holen – selten wurde in Hamburg an derartig vielen Großprojekten gleichzeitig gearbeitet und geplant. Allein für die sechs größten Projekte in der Stadt wurden oder werden in den kommenden Jahren insgesamt rund 17 Milliarden Euro ausgegeben – wenn man die geplanten oder schon getätigten Ausgaben addiert.

Sollte Hamburg sich um die Olympischen Spiele 2024 oder 2028 bewerben und tatsächlich den Zuschlag bekommen, kämen noch einmal Ausgaben von sechs Milliarden Euro hinzu – allerdings ist das eine mit viel Vorsicht zu betrachtende Schätzung.

In Hamburg sind Großprojekte fast schon traditionell umstritten und von heftigen politischen Auseinandersetzungen begleitet. Dennoch sind sich Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) und Oppositionsführer Dietrich Wersich (CDU) im Grundsatz einig, dass die Stadt große Entscheidungen nicht scheuen darf. „Auch der Staat muss sich Großprojekte zutrauen können“, sagte Scholz dem Abendblatt. „Für Großprojekte gilt, was für alle anderen Vorhaben ebenso gelten muss: Zeit- und Kostenplan müssen eingehalten werden. Dazu bedarf es einer soliden Planung, für die man sich die nötige Zeit lassen sollte.“ Daher habe der Senat das Prinzip des kostenstabilen Bauens eingeführt.

„Hamburg ist eine bedeutende Metropole, und es muss unser Ehrgeiz sein, uns weiterzuentwickeln und nicht stehen zu bleiben“, sagte Wersich. Der CDU-Fraktionschef und wahrscheinliche Bürgermeisterkandidat seiner Partei betont, dass viele der jetzt laufenden Großprojekte aus der Zeit stammen, als die CDU-Senate das Motto „Metropole Hamburg, wachsende Stadt“ geprägt hatten. Dennoch sei Größe nicht das entscheidende Kriterium, so Wersich: „Großprojekte sind nicht wegen ihrer Größe wichtig, sondern weil sie klug und nötig sind und neue Perspektiven schaffen.“

Der Hamburger Architekt Volkwin Marg, der weltweit große Projekte entwirft und begleitet, findet es „vollkommen richtig, dass sich die Stadt solche großen Projekte vornimmt. Natürlich kann immer etwas dazwischenkommen, und niemand weiß, wie die Welt in zehn, 15 Jahren aussehen wird. Aber nichts ist schlimmer als Stillstand und Nichtstun. Martin Luther hat gesagt: ,Auch wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.‘“ Marg, dessen Büro allein für die aktuelle Fußball-WM in Brasilien drei neue Stadien entwarf, unterstützt auch die Olympia-Pläne des Senats: „Die Olympiabewerbung ist ein spektakulärer Wurf in die Zukunft, den sich Hamburg – im Gegensatz zum Stadtstaat Berlin – natürlich mit Unterstützung des Bundes leisten kann.“ Hamburg sei ein vitaler Welthafen und stabiler Industriestandort und habe nun eine einmalige Chance: „Das ist jetzt“, sagte Marg.

Den A-7-Deckel nennt der renommierte Architekt eine „großartige Chance“ und die Uni-Neubauten „ein Muss“: „Hamburg darf sich nicht nur auf Hafen und Industrie verlassen. Wer als wachsende Stadt nicht altern, sondern junge und dynamische Menschen anlocken will, muss mit Forschung und Wissenschaft punkten.“