Die U5 wird konkreter: Ab 2020 soll an dem Mega-Projekt von Steilshoop über die Innenstadt bis zum Volkspark gebaut werden. Auch andere Linien sollen neue Haltestellen bekommen.
Hamburg. Der SPD-Senat macht ernst mit seinen Plänen für den Bau einer neuen U-Bahn. Für Mittwoch kurz vor der Bürgerschaftssitzung haben Wirtschaftssenator Frank Horch und Hochbahn-Chef Günter Elste zu einer außerordentlichen Landespressekonferenz eingeladen. Nach Abendblatt-Informationen sollen dort die Pläne zum Bau einer neuen U-Bahn-Linie U5 vorgestellt werden. Deren Strecke soll eine Gesamtlänge von 28 bis 32 Kilometern umfassen und von Bramfeld über Steilshoop und Stadtpark, Sierichstraße, Winterhuder Weg und Lange Reihe bis zum Hauptbahnhof führen. Einen ersten Eindruck vom möglichen Verlauf der U5 und möglichen Haltestellen erhalten Sie auf der Karte.
Im Westen gibt es zwei Varianten für den Verlauf der U5-Strecke: vom Hauptbahnhof auf der Linie des aktuellen Metrobusses 5 bis zum Siemersplatz und von dort bis Lurup/Osdorf mit Anschluss von Stadion und Arena (orange auf der Karte) – oder vom Hauptbahnhof über Altona und Bahrenfeld bis nach Lurup (rot auf der Karte).
Die Kosten für das Projekt sind enorm. Die Hochbahn rechnet mit 80 bis 110 Millionen Euro pro Kilometer. Zum Vergleich: Die Stadtbahn kostet nach den kürzlich von der CDU vorgestellten Plänen nur maximal 20 Millionen Euro pro Kilometer.
Allein die Kosten für den Neubau der U5 könnten sich demnach auf bis zu 3,5 Milliarden Euro belaufen. Angesichts dieses Volumens legt man im Senat Wert auf die Feststellung, dass eine Entscheidung über den exakten Verlauf der Strecke und einzelne Details noch nicht getroffen seien. Dies solle erst nach der Bürgerschaftswahl 2015 geschehen.
Hauptziel des Senates ist es, den Ausbau des Verkehrssystems mit so wenig Belastungen wie möglich für die Bürger zu organisieren. Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) fürchtet massive Konflikte mit Anwohnern beim Bau einer Stadtbahn. Zudem hat die SPD betont, dass eine Stadtbahn für das erwartete Wachstum des öffentlichen Personennahverkehrs nicht ausreichen würde. Gebaut werden soll die U5 ab 2020. Ziel ist es, wesentliche Streckenabschnitte in der ersten Hälfte des kommenden Jahrzehntes fertigzustellen.
Universität soll eine Haltestelle der U1 werden
Neben dem Bau der neuen Strecke will der Senat auch U4 und U1 weiter ausbauen. So soll die U4 bis zu einer Haltestelle Horner Geest verlängert werden. Und die U1 soll eine seit Jahrzehnten immer wieder geforderte Haltestelle Universität bekommen.
Im Westen gilt es zudem ein gravierendes Problem zu lösen. Denn in Bahrenfeld liegen die unterirdischen Versuchsanlagen der Deutsche Elektronen-Synchrotron DESY, die den Bau der Bahn stören.
Setzt der Senat das Vorhaben um, bekämen die Menschen in Lurup und Osdorf endlich den Bahn-Anschluss, der ihnen bereits 1973 von Wirtschaftssenator Helmuth Kern versprochen, 1974 aber von Bürgermeister Hans-Ulrich Klose jedoch aus Geldmangel auf Eis gelegt worden war. Auch die Steilshooper warten seit Jahrzehnten auf eine Schienen-Anbindung für ihren Stadtteil. Der letzte Versuch scheiterte mit der von Schwarz-Grün geplanten Stadtbahnlinie.
Die Anhänger der Stadtbahn halten die U-Bahn-Pläne des Senates für zu teuer und glauben, dass sie am Ende nicht umgesetzt werden könnten. Kommende Senate würde die Planungen wegen der immensen Kosten wieder kassieren, so wie es schon in den 1970er-Jahren passiert sei. Außerdem bezweifeln die Kritiker, dass der Bau einer ganz neuen U-Bahn ohne massive Behinderungen und Belästigungen für die Bürger möglich ist, wie es sich der SPD-Senat offenbar erhofft.
Grünen-Fraktionschef Jens Kerstan warf der SPD am Dienstag überdies vor, die Pressekonferenz zum Thema extra kurz vor die Bürgerschaftssitzung gelegt zu haben. „In der Bürgerschaft geht es um grobe Fehler des Senats in den Verträgen mit Vattenfall, um den Schrumpfkurs für die Hochschulen und die Lampedusa-Flüchtlinge – alles Themen, bei denen die SPD nicht glanzvoll dasteht. Hübsche Pläne für U-Bahnen ab 2025 könnte man auch nächste Woche oder übernächstes Jahr vorstellen“, so Kerstan. Aus der SPD-Fraktion hieß es, man wolle sich nicht mehr den Vorwurf gefallen lassen, die U-Bahn-Pläne seien bloß „heiße Luft“. Daher stelle man diese nun offen zur Diskussion.