Dramatischer Zwischenfall im Regionalexpress 21015 auf der Strecke von Kiel nach Hamburg. In Kiel und Neumünster stiegen etwa 100 Rechtsradikale in den Zug, besetzten zunächst zwei Waggons und beschimpften andere Fahrgäste. Dann verbreiteten sie über die Lautsprecheranlage Naziparolen und entsprechendes Liedgut. Die zuständige Bundespolizei in Kiel bestätigte den Vorfall und hat die Ermittlungen aufgenommen. In den kommenden Tagen soll der Schaffner vernommen werden. Dann soll auch geklärt werden, wie sich die Neonazis Zutritt zu seinem Abteil und somit Zugang zur Lautsprecheranlage verschafften.

Die Fahrgäste werden die Reise jedenfalls nicht so schnell vergessen: "Es war schockierend, was dort verbreitet wurde", sagte ein Fahrgast dem Abendblatt. Eine Durchsage lautete: "Die Deutsche Bahn transportiert ab sofort Ausländer und Deutsche getrennt. Die Ausländer sitzen in den hinteren Waggons, oder es werden Güterwaggons zur Verfügung gestellt."

Den Zug verließen die Rechtsradikalen am Bahnhof Dammtor. Ein Fahrgast berichtet: "Die konnten ungehindert das Gebäude verlassen. Es waren lediglich zwei Polizisten vor Ort." Dazu Bundespolizeisprecher Matthias Menge (44): "Wir haben erst bei Ankunft des Zuges einen Notruf von einem Fahrgast erhalten. Wir haben dann sofort Kräfte mobilisiert und noch einige der Personen angetroffen und die Personalien festgestellt. Wir prüfen nun, ob gegen die Beteiligten ein Strafverfahren eingeleitet wird."