Der Behördentest – So gut sind Hamburgs Ämter Die Immobilienmakler Katja Wachholz und Tim Lohmann schildern ihre Erfahrungen.

Sie wirken zielstrebig, wissen trotz ihres jungen Alters genau, was sie wollen. Katja Wachholz (22) und Tim Lohmann (23) haben gerade ein eigenes Immobilienbüro eröffnet, verkaufen und vermieten seit einigen Wochen in Hamburg Wohnungen und Häuser. Den Plan für ein gemeinsames Projekt fassten sie im Dezember 2008: "Ich habe als freie Immobilienmaklerin gearbeitet, doch für mich allein wurde die Arbeit Ende vergangenen Jahres einfach zu viel", sagt Katja Wachholz. Also hätte sie zusammen mit ihrem Freund nach einer Lösung gesucht. "Irgendwann war klar, wir machen das zusammen", sagt auch Tim Lohmann. In den darauffolgenden Wochen wurde ein Plan erarbeitet, dann das erste eigene Unternehmen gegründet. Dem Abendblatt erzählt das Paar von seinen Erfahrungen bei der Firmengründung.

Den ersten Schritt machten die beiden in der Woche vor Weihnachten mit der Beantragung des Maklerscheins für Katja Wachholz im Gewerbeamt in Altona. "Für die Gründung einer GmbH benötigt man diesen Schein. Doch wir hatten nicht genug Eigenkapital für eine GmbH, also entschieden wir uns für eine GbR. Wir sind davon ausgegangen, dass dieses eine Schreiben dafür ebenfalls reicht", sagt Katja Wachholz. Ihre Pläne hätten sie auch Frau S. im Amt erzählt, dann den Maklerschein beantragt. Der kostet 665 Euro. Zudem musste die junge Frau ein Führungszeugnis, eine Unbedenklichkeitsbescheinigung vom Finanzamt und einen Auszug aus dem Gewerbezentralregister vorlegen. Sechs Wochen Wartezeit sollte das Paar einkalkulieren.

Ende Januar erfolgte der zweite Besuch im Amt von Altona. "Wir wollten nachfragen, was der Schein macht, und das Unternehmen anmelden", so Katja Wachholz. Doch erst einmal musste das Paar eine knappe Stunde warten, "unsere Ansprechpartnerin wollte ihr Müsli zu Ende essen", sagt Lohmann und verzieht das Gesicht. Ihr Wunsch: das bereits bestehende Gewerbe von Katja Wachholz zum 31. Januar abmelden und ein neues gemeinsames anmelden. "Frau S. hat zuerst die Abmeldung vorgenommen, danach wollte sie uns neu eintragen", so Lohmann. "Sie wissen schon, dass Sie für eine GbR beide einen Maklerschein benötigen?", habe sie dann plötzlich schnippisch gefragt. Für eine GmbH reiche ein Schreiben, bei einer GbR müssten beide eingetragene Makler sein. "Nach dieser Frage sind wir beinahe vom Stuhl gefallen." Sie hätten aber sofort reagiert: "Dann machen Sie bitte schnell die Abmeldung rückgängig, damit wenigstens Katja weiterarbeiten kann", habe Lohmann schnell gerufen. Aber keine Chance: "Nein, das geht jetzt nicht mehr", habe die unfreundliche Frau S. gesagt. Dabei habe der Zettel noch ohne Unterschrift vor den dreien gelegen. Vollkommen aus der Fassung gebracht, seien sie nach Hause gefahren, um neu zu denken. "Meine Erlaubnis zu arbeiten, lief in wenigen Tagen aus, wir hatten keinen neuen Gewerbeschein, aber jede Menge Arbeit", sagt Katja Wachholz.

Deshalb seien sie auch am nächsten Tag sofort wieder zum Amt in Altona gefahren. Dieses Mal half ihnen Frau H. Der schilderten sie ihr Problem. "Frau H. war unheimlich freundlich und beantragte sofort den Maklerschein für Tim, mit einem Eilvermerk, damit die Bewilligung nicht wieder sechs Wochen dauert", sagt Katja Wachholz. Sie half auch bei der Beschaffung der nötigen Unterlagen wie Führungszeugnis, Unbedenklichkeitsbescheinigung vom Finanzamt und Auszug aus dem Gewerbezentralregister.

Am 29. Januar dann die erlösende Nachricht: Der Maklerschein von Katja Wachholz war da. Das Paar fuhr wieder zum Amt, um das Schreiben abzuholen und das Gewerbe anzumelden. "Nur so konnte wenigstens Katja erst einmal über den 31. Januar hinaus weitermachen", sagt Lohmann. Wachholz' Gewerbe wurde gegen eine Gebühr von 20 Euro angemeldet.

Nächster Besuch: 6. Februar, Gewerbeamt. "Herr N. rief uns einen Tag vorher voller Freude an, dass der Maklerschein von Tim da sei", sagt Katja Wachholz. Einziger Haken: Freitags gibt es in der Behörde keinen Publikumsverkehr. Doch Herr N. wusste Rat, er bestellte das junge Paar extra für den nächsten Tag ein: "Das kriegen wir hin", habe er gesagt. Er übergab den ersehnten Maklerschein, meldete das Unternehmen von Katja Wachholz ab und das neue gemeinsame Gewerbe Lohmann & Wachholz an.

Seit dem 9. Februar vermieten und verkaufen die beiden Immobilien in Hamburg. Das Geschäft läuft trotz der Krise gut. Ihr Firmengründer-Fazit: fünf Besuche beim Gewerbeamt, zwei Besuche beim Einwohnermeldeamt (um ein Führungszeugnis zu erhalten) und Kosten von 700 Euro pro Person. "Hätte die unfreundliche und unwillige Frau S. uns mehr geholfen, wäre es schneller und unkomplizierter gegangen."

Die Noten Anbindung: 2

Behindertengerecht: 2

Kundenführung: 3

Wartezeit: 3

Parkplätze: 2

Kinderfreundlichkeit: 2

Ambiente: 4