Das neue Konzerthaus ist ein Projekt der Superlative. 323 Millionen Euro teuer, 200.000 Tonnen schwer. Ende 2011 soll die Elbphilharmonie fertig sein. Angefangen hat alles mit einer visionären Frage.

Hamburg. Am 30. November 2011 soll Hamburgs neues Wahrzeichen an der Elbe fertig sein. 8000 Tonnen Stahl, 55.000 Kubikmeter Beton und 2200 Glasscheiben werden dann in rund 20.000 Bauprozessen ihren Platz gefunden haben.

Angefangen hat alles mit der visionären Frage, wie man ein ehemaliges Speichergebäude mit einem Konzertsaal auf einen gemeinsamen Nenner bringen kann. Im Dezember 2001 setzten sich die Projektentwickler Alexander Gerárd, Jacques Herzog und Pierre de Meuron in der Bibliothek der HdM-Zentrale in Basel zusammen.

Am Ende ihrer Überlegungen stand die Idee, den Kaispeicher A nicht, wie für den Neubau eines Bürogebäudes an dieser Stelle geplant, abzureißen, sondern ihn als Fundament für ein Konzerthaus zu nutzen, wie es die Musikwelt noch nicht gesehen hat: Mit einer gläsernen Fassade und einem wellenförmigem Dach soll eine spektakuläre Kombination aus Alt und Neu entstehen, die den historischen Bau des Architekten Werner Kallmorgen nutzt und auf seinem schlicht-markanten Äußeren aufbaut.

Die ersten Miniatur-Prototypen der Elbphilharmonie wurden 2006 bei einer HdM-Werkschau im Münchner Haus der Kunst gezeigt. Am 2. April 2007 wurde mit der Grundsteinlegung der Umbau des Kaispeichers begonnen.

Die größten Herausforderungen bem Bau liegen im großen Konzertsaal: Der Saal für 2000 Besucher ist frei von Stützen. Er besteht aus einer Beton-Außenschale, einer mit Beton gefüllten Stahlbau-Innenschale und 50 Meter langen, frei tragenden Stahlträgern. Innen erhält der Saal eine sogenannte weiße Haut aus Gipsplatten mit gefräster Form. Sie sollen für eine einzigartige Akustik sorgen.

Von außen soll die Elbphilharmonie wie ein riesiger Kristall wirken, der durch das wechselnde Tageslicht immer anders erscheint. 1100 sphärisch gebogene Scheiben werden deshalb die Fassade verkleiden. Die ersten geformten und bedruckten riesigen Fenster-Unikate an der Nordost-Ecke sind schon in 40 Meter Höhe montiert.

Bei einer Höhe von bis zu fünf Metern sind die Glasscheiben teilweise konkav und konvex gewölbt. Die Gläser sind nicht nur beschichtet, sondern werden auch mit einem Raster aus basaltgrauen Punkten und Chrompunkten als Sonnenschutz bedruckt. Jedes Element ist zudem ein Unikat, für das die Dichte des Rasters für die jeweilige Nutzung der Räume im Inneren berechnet wurde. Durch einen verstärkten Druckanteil in einer bestimmten Höhenlinie erkennen sogar Radare der einlaufenden Schiffe die Elbphilharmonie.

Ein neuer Fähranleger macht das Konzerthaus von der Elbe erreichbar. Eine Freitreppe führt vom Anleger zum Vorplatz der Elbphilharmonie. Zudem soll ein breiter Fußgängerweg von der U-Bahn-Station Baumwall über die Niederbaumbrücke und die Sandtorhafenbrücke bis zum Platz vor der Elbphilharmonie führen.

Von der Bürgschaft wurden bisher 323,5 Millionen Euro für den Bau der Elbphilharmonie bewilligt. Der ursprünglich ausgehandelte Festpreis für den Bau waren 114,3 Millionen Euro - die Kosten für das Projekt haben sich also verdreifacht. 20 Millionen Euro wurden für Unvorhergesehenes eingeplant, rund 11 Millionen Euro sind davon aktuell noch verfügbar.

Die Eröffnung der Elbphilharmonie ist für Mai 2012 geplant. Wenn alles nach Plan läuft, lässt dies den Musikern ein halbes Jahr Zeit zum Üben.