Der SPD-Bundesvorsitzende Sigmar Gabriel und Hamburgs Erster Bürgermeister Ole von Beust (CDU) kennen sich seit 2001 und duzen sich.
Hamburg. Hamburger Abendblatt: Herr Gabriel, was wünschen Sie Ole von Beust für das neue Jahr?
Sigmar Gabriel: Persönlich wünsche ich Herrn von Beust alles Gute, politisch wünsche ich ihm nur mäßigen Erfolg.
Ole von Beust: Diese Wünsche kann ich an Herrn Gabriel nur zurückgeben. Ich muss aber sagen, wir kennen uns schon sehr lange.
Gabriel: Seit 2001. Ich war Ministerpräsident in Niedersachsen, Ole von Beust neuer Regierungschef in Hamburg.
Beust: Sigmar Gabriel und ich haben uns auf Anhieb verstanden. Wir können viel lachen. Ich halte ihn für einen fähigen, zuverlässigen Menschen.
Gabriel: Das kann ich nur zurückgeben. Wir haben uns persönlich ausgesprochen schnell schätzen gelernt. Uns eint die humorvolle Distanz zu unserem Beruf.
Beust: In der Tat.
Gabriel: Und ich bin ausgesprochen gern in Hamburg. Es ist eine wunderbare Stadt.
Abendblatt: Sind Sie neidisch, dass Ole von Beust diese Stadt regieren darf, Herr Gabriel?
Gabriel: Natürlich. Täglich.
Beust: (lacht)
Gabriel: Insbesondere, wenn ich mir vorstelle, dass er die Elbphilharmonie mitfinanzieren muss. Da steigt der Neid fast ins Unermessliche.
Beust: Tja, aber es lohnt sich.
Gabriel: Ich weiß auch schon, wie ich mir das Eröffnungskonzert hier vorstelle. Und zwar als Crossover-Konzert. Die Berliner Philharmoniker spielen zusammen mit den Scorpions.
Beust: Die Idee ist nicht einmal schlecht.
Abendblatt: Gehört Hamburg zu den Gewinnern des neuen Jahrzehnts?
Gabriel: Ja klar. Wir als Norddeutsche müssen ein Interesse daran haben, dass Hamburg ein Leuchtturm für ganz Deutschland bleibt. Diese Stadt hat eine unglaubliche wirtschaftliche Dynamik. Hamburg mit seiner Weltoffenheit und kulturellen Vielfalt tut Deutschland gut.
Abendblatt: Wird das in Berlin auch so wahrgenommen?
Gabriel: Ich bin nicht sicher, ob das die Berliner so wahrnehmen. Wer Berlin nicht mit Deutschland verwechselt, kommt an Hamburg nicht vorbei.
Beust: Es gibt ja in jeder Stadt eine gewisse Nabelschau, auch hier in Hamburg. Man ist schon sehr auf seine Stadt fixiert und hält sich für den Nabel der Welt. Aber ich weiß, dass es in Berlin großes Interesse an der Elbphilharmonie und am Hafen gibt. Und genauso interessieren wir Hamburger uns auch, wie sich Berlin entwickelt.
Abendblatt: War Herr Gabriel eigentlich ein guter Umweltminister, Herr von Beust?
Beust: Ja, das war er.
Gabriel: Die Betonung liegt auf „war“.
Beust: Er hat seinen Job wirklich gut gemacht. Umweltpolitik ist nicht nur Juristerei. Da muss man sich fachlich auch in die Naturwissenschaften einarbeiten. Und Gabriel hat im Wahlkampf das Thema Umwelt für seine Partei prononciert dargestellt. Das war nicht immer in meinem Sinne, aber handwerklich Eins A.
Abendblatt: Und wäre Herr von Beust aus Ihrer Sicht ein guter Umweltminister geworden, Herr Gabriel?
Gabriel: Ganz sicher. Herrn von Beust und mich eint die Wahrnehmung, dass Umweltschutz ein Treiber für wirtschaftlichen und technologischen Fortschritt ist.
Abendblatt: Was macht eigentlich mehr Spaß, Landes- oder Bundespolitik?
Beust: Ganz klar, Landespolitik. Die lebe ich ja tagtäglich.
Gabriel: Ich kenne beides. Es gibt da große Unterschiede, die man vorher nicht erwartet.
Beust: Berlin ist aufgeregter.
Gabriel: Vielleicht auch schneller. Aber eine bodenständige Politik, die sich um Länder, Städte und Gemeinden kümmert, ist notwendig für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft. Landes- und Kommunalpolitik sind nicht der Fußabtreter der Bundespolitik. Alle sind gleichrangig.
Beust: Das sagen wir Länder der Bundesregierung auch immer.
(Beide lachen).