Laut Medieninformationen prüfe die Justiz derzeit, ob neun mutmaßliche Seeräuber aus Kenia zum Prozess nach Hamburg geholt werden.
Hamburg. Unter Umständen kommt auf die Hamburger Justiz ein weiterer Piratenprozess zu. Dererzeit werde geprüft, ob neun mutmaßliche Seeräuber aus Kenia nach Hamburg geholt werden könnten, berichtete der Hamburger Radiosender NDR 90,3 am Dienstag.
Dabei geht es um einen Überfall auf den Frachter MV „Courier“ der Hamburger Reederei Gebrüder Winters im März 2009. Deutsche Marinesoldaten der Fregatte „Rheinland-Pfalz“ hatten den Angriff damals vereitelt. Die neun mutmaßlichen Piraten wurden festgenommen und einem kenianischen Gericht übergeben.
Übergabe an Kenia laut Urteil rechtswidrig
Das Kölner Verwaltungsgericht hatte am Freitag entschieden, dass diese Übergabe an die Behörden in Kenia nicht hätte geschehen dürfen. Aus Sicht der Richter genügten die Haftbedingungen in dem kenianischen Gefängnis zum Zeitpunkt der Übergabe nicht den völkerrechtlichen Mindeststandards. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
Der Hamburger Oberstaatsanwalt Wilhelm Möllers bestätigte auf dapd-Anfrage, dass ein von einem der Beschuldigten gestellter Antrag auf Auslieferung nach Hamburg geprüft werde. Er wisse allerdings nicht, wann darüber entschieden werde. Laut Möllers hatte es gegen die Seeräuber bereits in der Vergangenheit Ermittlungen der Hamburger Staatsanwaltschaft gegeben, die aber wieder eingestellt worden seien.
In Hamburg stehen bereits zehn mutmaßliche Piraten aus Somalia vor Gericht. Sie müssen sich seit November 2010 wegen Angriffs auf den Seeverkehr und erpresserischen Menschenraubs vor dem Landgericht verantworten. Ihnen wird vorgeworfen, im Frühjahr desselben Jahres das deutsche Containerschiff „Taipan“ gekapert und die Besatzung entführt zu haben. (dapd/ abendblatt.de)