Der Hamburger Flughafen ist nicht von einem Chaos betroffen. Hier werden Flugblätter verteilt, laut dem Motto: Information statt Konfrontation.

Hamburg. Am Hamburger Flughafen droht derzeit kein Flugchaos. Anders als an anderen deutschen Flughäfen ist für die Mitarbeiter der Bodenverkehrsdienste am Hamburger Flughafen am Montag keine Betriebsversammlung geplant. Getreu dem Motto "Information statt Konfrontation“ kam heute zwischen 6 und 10 Uhr das Personal der Bodenverkehrsdienste zusammen und hat eine Flugblattaktion gestartet. Damit wollen sie auf den Vorschlag der EU-Kommission für mehr Wettbewerb bei der Bodenabfertigung aufmerksam machen und über weitere EU-Liberalisierungspläne aufklären. Auf dem DinA4-Blatt beschreiben sie ausführlich ihre Befürchtung eines weiteren Lohnabbaus sowie eine Ausweitung der Zeit- und Leiharbeit.

"Wenn der Luftverkehr hier aufgrund von Streiks zum Erliegen käme, wäre das desaströs", warnt Sprecherin Stefanie Harder vom Hamburger Flughafen. "Wie häufig sind Passagiere enttäuscht und verärgert über Verspätungen oder nicht angekommene Koffer. Das wollen wir in jedem Fall vermeiden".

+++ Das müssen Sie über den Streik der Fluglotsen wissen! +++

+++ Tausende Airbus-Mitarbeiter auf den Barrikaden +++

Wegen der Herbstferien in Hamburg und Schleswig-Holstein wurden rund 850 betroffene Mitarbeiter zu einer Betriebsversammlung erst am 2. November eingeladen. An anderen deutschen Flughäfen gab es am Montag bereits diese Veranstaltungen oder ebenfalls Info-Material. Brüssel will die Flughäfen nach Angaben der Gewerkschaft Verdi zwingen, ihre Bodenabfertigung in eine rechtlich eigenständige Gesellschaft auszugliedern. Zudem soll es mindestens drei statt bisher zwei Anbieter pro Flughafen geben. Externe Anbieter sollen Leiharbeiter beschäftigen dürfen, die Flughäfen jedoch nicht. Diesen Eingriff sehen die Arbeitnehmer als Überregulierung und Versuch des Lohndumpings an. Bei den Hamburger Bodenverkehrsdiensten sind laut Betriebsrat schon ein Drittel der Beschäftigten Leiharbeiter.

"Bereits jetzt lässt sich die Lufthansa am Flughafen Düsseldorf mit Hilfe von über 300 Leiharbeitnehmern abfertigen. Die Zulassung weiterer Anbieter führt verstärkt zu Billiglöhnen“, warnte Peter Büddicker von Verdi NRW.

Allein am größten deutschen Airport in Frankfurt sollten am Montag 2000 Beschäftigte der Bodenverkehrsdienste an der mehr als einstündigen Betriebsversammlung teilnehmen. Mit Folgen für den Flugverkehr ist zu rechnen. Brüssel will die Flughäfen den Angaben zufolge zwingen, ihre Bodenabfertigung in eine rechtlich eigenständige Gesellschaft auszugliedern. Zudem soll es mindestens drei statt bisher zwei Anbieter pro Flughafen geben. Externe Anbieter sollen Leiharbeiter beschäftigen dürfen, die Flughäfen jedoch nicht. Verdi fürchtet, dass dadurch die Qualität der Abfertigung sinkt und sich die Arbeitsbedingungen und Einkommen der Beschäftigten verschlechtern. "In ein funktionierendes System einzugreifen, ist Überregulierung und der europäische Versuch der Lohndrückerei“, sagte der Verdi-Sprecher.

Die erste Betriebsversammlung startete heute morgen in Nürnberg. Ganz ohne Probleme und Behinderungen für den Flugverkehr. Die rund 600 Mitarbeiter des Flughafens werden nacheinander in Gruppen informiert, damit es für die Reisenden nicht zu Behinderungen kommt, sagte ein Flughafensprecher. Auch in Stuttgart müssten Passagiere nicht mit Behinderungen rechnen. Für Flugreisende gibt es allerdings noch weiteren Grund zur Sorge: Ab Mittwoch droht möglicherweise ein Streik der Fluglotsen, der den gesamten Luftverkehr über Deutschland zeitweise lahmlegen könnte. Die Gewerkschaft der Flugsicherung will nach einer gescheiterten Schlichtung am Montagmittag tagen und über das weitere Vorgehen beraten.