Flughafen-Chef Michael Eggenschwiler über den Hamburg Airport der Zukunft. Der Schweizer stellt Verbindungen nach Chicago, Washington und Shanghai in Aussicht
Vielleicht knackt Hamburg Airport heute, am letzten Tag des Jahres, noch die Rekordmarke von 13 Millionen Passagieren. Flughafen-Chef Michael Eggenschwiler sieht's gelassen und denkt dennoch an die Zukunft in Fuhlsbüttel.
Hamburger Abendblatt:
Sie haben zwei neue Spaten in Ihrem Büro stehen. Ist schon wieder eine Grundsteinlegung geplant?
Michael Eggenschwiler:
Nein, nein, die Spaten sind Erinnerungsstücke! Es ist aber doch jetzt erst einmal sehr erfreulich, dass der neue Hamburg Airport zu seinem runden Geburtstag fertig ist.
Die Kapazitätsgrenze von Hamburg Airport soll mit 16 Millionen Passagieren jährlich im Jahr 2030 erreicht werden ...
Eggenschwiler:
Wir planen mittlerweile allerhöchstens bis zum Jahre 2020, und was die Zahl der 16 Millionen Passagiere betrifft, so werden die wohl schon im Jahr 2013 erreicht werden.
Doch irgendwann müsste wieder gebaut werden?
Eggenschwiler:
Aber wir müssen jetzt nicht mehr den Riesensprung machen. Das heißt, dass Hamburg Airport genügend Potenzial hat, von innen heraus zu wachsen - bei der Abfertigung, an der Pier, vielleicht noch ein neues Parkhaus oder auch die viel diskutierte neue Frachtanlage.
Was mögen Sie am Hamburg Airport? Welches sind seine Vorteile?
Eggenschwiler:
Er ist nahe an den Kunden. Vom Hamburg Airport aus erreicht man mit einmaligem Umsteigen rund 800 Flugziele weltweit. Darüber hinaus nimmt Hamburg Airport seine Nachbarn sehr ernst - was wohl auch zu dem guten Verhältnis beigetragen hat, das wir mit ihnen pflegen. Und Hamburg Airport ist stets offen für etwas Neues.
Meinen Sie damit zum Beispiel den versuchsweisen Einsatz der viel diskutierten Körperscanner?
Eggenschwiler:
Wir versuchen daher grundsätzlich, bei unserer Arbeit kreativer zu sein. Es sind ja nicht nur die Körperscanner, die seit Ende September 2010 am Hamburg Airport im Probebetrieb laufen: Ich darf in diesem Zusammenhang das neue digitale Bodenlagedarstellungssystem A-SMGCS oder unser Umweltengagement erwähnen, das auch entscheidend zu unserer Glaubwürdigkeit beigetragen hat.
Und wir versuchen, alle maßgeblichen Stellen - also auch die Behörden, die am Hamburg Airport tätig sind - in unsere Arbeit einzubinden.
Wie soll man das verstehen?
Eggenschwiler:
Sicherheitskontrollen sind notwendig. Aber man kann dabei auch durchaus freundlich zu den Passagieren sein. Denn das sind unsere Kunden.
Sehen Sie sich inzwischen als Chef eines Flughafens, oder sind Sie bereits auf dem Wege zum Centermanager einer Shoppingmall?
Eggenschwiler:
Als Geschäftsführer eines Flughafens, denn die Shoppingmall ist sicherlich der falsche Begriff. Hamburg Airport ist keine Konkurrenz für Einkaufszentren, denn die Hauptaufgabe eines Flughafens ist und bleibt die sichere und schnelle Abfertigung des Flugverkehrs, der in den kommenden Jahren noch weiter an Bedeutung gewinnen wird. Es ist ein absolutes Wachstumsgeschäft.
Bei Langstrecken besteht aber Nachholbedarf ...
Eggenschwiler:
Langstrecken sind für jeden Flughafen ein Aushängeschild. Ich sehe für Hamburg durchaus Potenzial für weitere Direktverbindungen in die USA, nach Chicago und Washington sowie einen zweiten Flug nach New York. Darüber hinaus wäre auch die direkte Verbindung nach Shanghai, eine Strecke, die das Marktvolumen rechtfertigt, und vielleicht auch ein zweiter regelmäßiger Flug nach Dubai. Aber für mich ist es in erster Linie wichtig, dass die Vielfalt der Erreichbarkeit hochgehalten wird - und was die Angebotsdichte betrifft, da ist Hamburg Airport sehr gut aufgestellt. Im schnellen und modernen Punkt-zu-Punkt-Flughafen liegt unsere Chance, und selbst wenn Hamburg Airport kein Drehkreuz ist, so leben wir doch sehr gut damit.
Wann wird Hamburg Airport das Zentrum einer Airport City sein?
Eggenschwiler:
Man muss vorsichtig sein, was unter City verstanden wird. Wir haben im Gegensatz zu München oder Düsseldorf keine Landreserven. Aber natürlich sind wir bestrebt, Unternehmen in die Region um den Flughafen herum zu ziehen. Aber bei all diesen Bestrebungen müssen wir auch immer die Bevölkerung mitnehmen. Das heißt auch: kein Wachstum auf Teufel komm raus. Ich glaube, dass diese von uns ausgesandte Botschaft ankommt, denn soweit ich es beurteilen kann, lieben die Hamburger ihren Flughafen wirklich.