Auf der gekaperten “Taipan“ übernahm Kapitän Eggers das Steuer, weil sein Kollege die für Piratenangriffe bekannte Route nicht fahren wollte.
Hamburg. Am neuen Verhandlungstag im Hamburger Piratenprozess hat der "Taipan“-Kapitän Dierk Eggers am Montag weitere Details des Überfalls geschildert. Für seinen Kollegen sprang er in die Bresche, denn er übernahm nur wenige Tage vor dem Piratenangriff das Steuer der "Taipan“ – weil die Familie des polnischen Kapitäns nicht wollte, dass der das Schiff durch die für Übergriffe von Piraten bekannte Route lenkt. „Ich wusste also, was mich erwartet“, sagte Eggers am Montag vor dem Hamburger Landgericht. Am 5. April 2010 wurde das Containerschiff der Hamburger Reederei Komrowski rund 530 Seemeilen vor der somalischen Küste von Seeräubern gekapert.
Auf der Überfahrt der „Taipan“ von Dschibuti nach Mombasa war die Gefahr der Piraterie allgegenwärtig. Am Ostersonntag wurde Eggers noch Zeuge einer Piratenattacke auf ein anderes Frachtschiff. Über den Funk habe er mitbekommen, wie ein dänischer Kapitän die Seeräuber im letzten Augenblick abschütteln konnte. „Das war auch immer mein Plan“, sagte Eggers.
Vorher hatte die 15-köpfige Besatzung noch Fluchtmanöver geübt und Abwehrmaßnahmen eingerichtet. So sollten größere Rollen Stacheldraht über der Bordwand und Wasser, dass an Deck gepumpt wurde, die Piraten aufhalten. „Das war leider nicht so wirksam, wie wir es uns erhofft hatten“, sagte Eggers bei der Befragung durch den Vorsitzenden Bernd Steinmetz. Da das Schiff unter deutscher Flagge fuhr, durfte kein bewaffneter Schutz an Bord sein.
Am Ostermontag wurden die Befürchtungen der Besatzung bestätigt: Schwer bewaffnet attackierten Piraten das Hamburger Containerschiff. Der Kapitän setzte sich noch mit Leuchtraketen zur Wehr und schaltete Notrufe, doch: „Als ich sah wie einer von ihnen eine Panzerfaust schulterte, mussten wir alles abbrechen.“ Er und seine Besatzung retteten sich in den Maschinenraum, bis sie von einem niederländischen Marinekommando befreit werden konnten.
Todesangst habe er nie gehabt, sagte der 69-Jährige am Montag vor Gericht. „Ich habe höchstens befürchtet, dass wir entführt werden. Ich denke nicht, dass sie uns erschossen hätten.“ Doch nicht nur dass der Kapitän die Ereignisse mit stoischer Gelassenheit nimmt, er bezeichnet den Überfall sogar als „positive Erfahrung“: „Weil ich so erfahren durfte, dass ich in solchen Situationen die Ruhe bewahren kann.“
Bereits am 22. Dezember hatte der Kapitän die dramatischen Stunden des Überfalls auf die „Taipan“ vor Gericht in seinen eigenen Worten geschildert. Am Montag befragten ihn die Kammer und Verteidigung nach weiteren Details. Zehn mutmaßliche somalische Piraten müssen sich wegen Angriffs auf den Seeverkehr und erpresserischen Menschenraubs verantworten. Der Prozess wird am 5. Januar fortgesetzt.