Die Umfrage ergibt ein klares politisches Bild für Hamburg. In der Bürgermeisterfrage sind die Hamburger eindeutig entschieden.

Hamburg. Nach dem Scheitern der schwarz-grünen Koalition können SPD und Grüne in Hamburg auf eine klare Mehrheit hoffen: Wäre bereits an diesem Sonntag Wahl, kämen die Christdemokraten auf lediglich 22 Prozent, so das Ergebnis einer am Montag veröffentlichten Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Infratest dimap im Auftrag des NDR. Das wären neun Punkte weniger als im Februar und 20,6 Punkte weniger als bei der Wahl 2008.

Die SPD dagegen mit ihrem designierten Spitzenkandidaten Olaf Scholz könnte sich über 43 Prozent freuen – zwölf Punkte mehr als im Februar und knapp neun Punkte mehr als bei der Wahl vor zwei Jahren. Zusammen mit den Grünen, die um drei Punkte auf 19 Prozent zulegten (2008: 9,6), könnten die Sozialdemokraten somit bequem eine rot-grüne Koalition in der Hansestadt bilden. Die Linken kämen laut der Umfrage auf sieben Prozent – drei Punkte weniger als im Februar, aber 0,6 Punkte mehr als bei der vorangegangenen Bürgerschaftswahl.

Die in Hamburg seit Jahren schwache FDP käme auf nur vier Prozent – drei Punkte weniger als im Februar und 0,8 Punkte weniger als 2008. Damit scheiterten die Liberalen zum dritten Mal in Folge an der Fünf-Prozent-Hürde, wenn schon an diesem Sonntag gewählt würde.

Nach dem Austritt der GAL aus Deutschlands erster schwarz-grünen Koalition auf Landesebene Ende November, entscheidet die Bürgerschaft an diesem Mittwoch über ein vorzeitiges Ende der Legislaturperiode. Es wird mit einem einstimmigen Beschluss gerechnet. Den Wahltermin legt dann der Senat voraussichtlich auf den 20. Februar fest.

Während Bürgermeister Christoph Ahlhaus von der CDU bereits als Spitzenkandidat bestimmt worden ist , stellt sich der frühere Bundesarbeitsminister Scholz am Freitag dem Votum der SPD. Die GAL wollte an diesem Montagabend Anja Hajduk zur Spitzenkandidatin küren. Bei den Linken stellt sich die Fraktionsvorsitzende Dora Heyenn Anfang Januar den Parteimitgliedern. Bei der FDP war zunächst kein Termin bekannt.

Auch im direkten Vergleich wäre Christoph Ahlhaus der Umfrage zufolge gegen Scholz chancenlos. Würde der Bürgermeister in der Hansestadt direkt gewählt, entschieden sich 66 Prozent für den SPD-Chef. Nur 19 Prozent setzten auf den 41-jährigen Amtsinhaber. Sogar innerhalb der CDU-Anhänger käme Ahlhaus über 60 Prozent nicht hinaus – während bei den Sozialdemokraten 87 Prozent für Scholz wären.

Das Ergebnis spiegelt sich auch in den Wunschkoalitionen der Bürger wider. So sprachen sich 41 Prozent für Rot-Grün aus. Nur 15 Prozent hoffen auf eine große Koalition. Eine Neuauflage von Schwarz-Grün kommt nur für fünf Prozent infrage.

Der vor allem von den GAL gewünschte Bau einer Stadtbahn in Hamburg wird von einer klaren Mehrheit abgelehnt. Fast zwei Drittel (65 Prozent) sprachen sich gegen das bereits von Bürgermeister Ahlhaus gestoppte Projekt aus.

Gleichzeitig forderten 45 Prozent, die prognostizierten Steuermehreinnahmen zur Reduzierung der Schulden zu verwenden. 41 Prozent sprachen sich für bessere öffentliche Angebote aus. Nur 14 Prozent votierten für eine Entlastung der Bürger. Zum wichtigsten Thema der Hamburger zählt mit 43 Prozent nach wie vor die Bildung. Danach folgen mit weitem Abstand die Familienpolitik (14 Prozent), die Wirtschaft (14 Prozent), die Bekämpfung der sozialen Ungerechtigkeit (12 Prozent) und der Arbeitsmarkt (11 Prozent). Jeweils 10 Prozent der Hamburger sind der Meinung, dass die Haushalsmisere und die Wohnungsknappheit vordringlich gelöst werden müssen.