Simone R. Ahlhaus ist Topmanagerin bei einem Makler und Ehefrau des Bürgermeisters Christoph Ahlhaus. Noch Wünsche offen? Ja, ein Baby.
Hamburg. "Das Repräsentieren fällt mir nicht schwer", sagt die neue Erste Frau bei einer Tasse Tee ("Kaffee nur morgens, dann aber drei Tassen") in ihrem Büro am Neuen Wall und strahlt mit ihren blauen Augen in die Fotokamera, als hätte sie nie etwas anderes getan. Der schlanke Körper steckt in einem eleganten schwarzen Nadelstreifen-Hosenanzug, sie trägt Perlenohrringe und die blonden Haare zum Pferdeschwanz. Ein Modeltyp, aber bitte kein Anhängsel.
Im Mai 2006 ist sie - standesamtlich im Hamburger Rathaus, katholisch-kirchlich in Heidelberg - die Ehefrau von Christoph Ahlhaus , seit vorgestern Hamburgs neuer CDU-Bürgermeister, geworden. Und dabei immer auch Simone Götz geblieben. "Natürlich halte ich meinem Mann den Rücken frei, aber ich mache beruflich mein eigenes Ding." Klingt nach Spagat, ist aber konservative Emanzipation. Nicht wahnsinnig modern, sondern einfach nur normal heutzutage für eine hervorragend ausgebildete Frau, die das private Glück gefunden hat und den Karrierekick deshalb nicht verlieren will. Bürgermeistergattin, daran lässt Simone Ahlhaus, 34, keinen Zweifel, ist für sie ein Zweitjob.
Seit Januar vergangenen Jahres leitet die diplomierte Betriebswirtin, die an der Frankfurter Hochschule für Bankwirtschaft und auch ein Semester an der privaten Stetson University in Florida ("Hört sich paradiesisch an, aber die Hochschule lag im Landesinneren") studiert hat, die Lizenzvermarktung beim Luxusimmobilienvermittler Dahler & Company. Angetreten sein soll sie mit dem ambitionierten Ziel, jedes Jahr zehn neue Lizenzpartner zu gewinnen. Die Frau, die sich Disziplin schon als Kind in 16 Jahren Ballettunterricht antrainiert hat und die Häppchen der zahllosen Empfänge beim Joggen abtrainiert, verwaltet ihre Termine noch handschriftlich in einem Kalender - und genießt es, abends einen Strich durch das Erledigte zu ziehen. Geboren am 2. März, ist sie zwar ein Fisch. "Aber Aszendent Löwe, daher kommt wohl das Zielstrebige."
Diese First Lady hat einen Plan, einen scheinbar makellosen Lebenslauf - und bestimmt auch ein Einser-Abitur. Denkt man. Und täuscht sich. "Für die Schule habe ich nur das gelernt, von dem ich dachte, dass es im Leben hilfreich sein könnte." Als Prüfungsfächer am Johann-Wolfgang-von-Goethe-Gymnasium Germersheim wählte sie Deutsch, Biologie, Kunst - eine Kombination, die wenig Aufwand verheißt.
Nach dem Abi (Schnitt: 3,0) zog es sie in die Großstadt oder zumindest an einen Ort, der von Germersheim aus betrachtet so aussah: nach Mannheim. Einzimmerwohnung, Banklehre. Doch der Abschied von der acht Jahre älteren Schwester Christine, die heute in der 20 000-Einwohner-Heimat das einst von der Mutter gegründete Kosmetikstudio führt, und von den Eltern, fiel ihr schwerer als erwartet. "Ich bin ein Familienmensch - wie mein Mann übrigens auch", sagt Simone Ahlhaus. Kinder sind deshalb ein Herzenswunsch. Bis er sich erfüllt, dient das mögliche Kinderzimmer offiziell als Gästezimmer und inoffiziell als Ankleideraum für eine Frau, die am liebsten Schwarz und Beige trägt und ihren Stil als "zeitlos" umschreibt - was sie von Handtaschen herleitet, die sie schon seit Jahrzehnten besitzt.
Sie selbst wuchs wohlbehütet auf, umsorgt von Mutter Reinhild, die für die Familie zurücksteckte. Ein Rollenbild, wie es in den 80er-Jahren, zumal im tiefsten pfälzischen Helmut-Kohl-Land, üblich war. "Meine Mutter war beide Eltern." Man wählte die Christdemokraten. Das war so, da wurde man reingeboren. Auch wenn Simone Götz sich, anders als ihr Ehemann aus Heidelberg, nie in der Jungen Union engagierte. In die CDU trat sie erst einige Zeit später ein, nachdem sie Christoph Ahlhaus 2003 in einem Restaurant in List auf Sylt kennengelernt hatte. Liebe auf den ersten Blick - für ihn. "Für mich brauchte es schon ein paar Treffen mehr", ehe er ihr 2005 in New York einen Antrag machen durfte. Natürlich hatte er vorher offiziell bei ihrem Vater um ihre Hand angehalten - so viel Tradition muss dann doch sein.
Selbstverständlich spricht das Ehepaar Ahlhaus morgens beim Frühstück über Politik. Die Meinungen seien dabei fast einhundertprozentig deckungsgleich. "Es ist wie beim Teppichkaufen. Da liegen 200 - und mein Mann und ich wählen ungefragt denselben aus." So viel Harmonie erscheint fast unglaublich. Wie im Wohlfühl-Werbespot. Und dazu diese herzlich lachende Frau, die stets von "meinem Mann" spricht und nie von "dem Christoph". Der soll doch übrigens ein "Hardliner" sein. "Ach , hören Sie auf. Mein Mann schnieft bei jeder Romantikschnulze los." Vielleicht auch bei Rosamunde-Pilcher-Filmen, die immer laufen, wenn sie sonntags die Macht über die Fernbedienung ergattert. "Er will ja lieber den ,Tatort' sehen." Wieder dieses Lachen.
+++ Christoph Ahlhaus stellt Hamburger Staatsräte vor +++
"Simone Ahlhaus hat eine offene Art, ich habe sie gleich ins Herz geschlossen", sagt Kristina Tröger, Landesvorsitzende Hamburg beim Verband deutscher Unternehmerinnen (VdU). Manchmal spielen die beiden Freundinnen gemeinsam Golf. "Kein Handicap, dafür gehen wir zu selten", sagt Tröger, die Simone Ahlhaus, die damals noch bei der UBS Bank für die Betreuung vermögender Privatkunden zuständig war, in den Verband holte. "Ich wusste gleich, dass sie zu uns passt. Sie hat einfach einen herzlichen, kompetenten Führungsstil."
Und nach eigenem Bekunden eine treffsichere Menschenkenntnis, auf die sich ihr Mann verlässt. "Er sucht schon meinen Rat." Es wäre wahrscheinlich ganz hilfreich gewesen, er hätte das auch getan, bevor er vor ein paar Wochen das Quergestreifte aus dem Kleiderschrank zog, das ihn irgendwie auch bekannt machte. "Dieses Hemd hat für so viel Heiterkeit gesorgt", sagt Simone Ahlhaus. "Wir haben überlegt, ob wir es Ole von Beust zum Abschied schenken. Jetzt versteigern wir es wohl für den guten Zweck."
Simone Ahlhaus hat Humor, so viel steht fest. Den wird sie auch gut gebrauchen können, wenn sie jetzt mitregiert. Als Königin von Hamburg.