Bloß kein „Tüdelüt“ um seine Person – das war Ole von Beusts Maxime während seiner fast neunjährigen Amtszeit als Erster Bürgermeister. Und entsprechend unaufgeregt verliefen auch die letzten Stunden im Rathaus. Es war ein Arbeitstag wie viele andere auch – fast.
Um 8 Uhr meldete sich von Beust bei Senatssprecherin Kristin Breuer – ein Routineanruf zur Medienlage. Gegen 8.30 Uhr saß der Bürgermeister am Schreibtisch seines Büros. Viel nimmt er nicht mit: Die Bücher sind gepackt. Ein schlichter, gerahmter Druck vom „ollen Hansen“ des Künstlers Peter T. Schulz, der von Beust schon seit seinen Anwaltszeiten begleitet, kommt ebenso mit wie sein Schreibtischstuhl – ein Relikt aus der Zeit als CDU-Fraktionschef.
Der Ablauf des Dienstagvormittags ist im Kalender des Hamburger Bürgermeisters immer gleich: Senatsvorbesprechung, dann Sitzung des Senats. Seine letzte Kabinettssitzung, die Punkt elf Uhr begann, dauerte nur zehn Minuten. Nach Abarbeitung der kurzen Tagesordnung bedankte sich von Beust bei allen Senatoren für die gute Zusammenarbeit, und die Zweite Bürgermeisterin Christa Goetsch (GAL) erwiderte den Dank. Traurig sei es, dass er gehe, so Goetsch. Das war’s. „Damit ist die Sitzung geschlossen“, sagte von Beust den obligatorischen Schlusssatz.
Doch damit war die Arbeit der Senatoren nicht beendet: Was folgte, war eine mehrstündige Haushaltsklausur der schwarz-grünen Koalition – unter der Leitung des Bürgermeisters. Die erfreuliche Nachricht: Je nach Rechnung haben die Senatoren schon Vorschläge in Höhe von bis zu 70 Prozent des Einsparvolumens gemacht.
Um 17 Uhr empfing von Beust rund 600 Neu-Deutsche zur Einbürgerungsfeier. „Jeder Mensch, der zu uns kommt, ist eine Bereicherung“, sagte der Bürgermeister im Großen Festsaal. Zuwanderung sei „kein Risiko, sondern eine Riesenchance“. Dann wurde es doch noch persönlich. Für ihn, so von Beust, sei das ein bewegender Augenblick. „Es ist der letzte offizielle Termin im Rathaus für mich. Integration, Chancengerechtigkeit, Respekt und Toleranz waren mir immer ein Herzensanliegen in den neun Jahren“, sagte der scheidende Bürgermeister. Das klang wie ein politisches Vermächtnis.