Innensenator Christoph Ahlhaus (CDU) ist Mitglied einer schlagenden Verbindung. Die Grünen kritisieren die „Turnerschaft Ghibellinia“ seit Jahren.

Hamburg. Neues Konfliktpotential für das schwarz-grüne Regierungsbündnis in Hamburg : Der designierte Nachfolger von Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust, Innensenator Christoph Ahlhaus (beide CDU), ist Mitglied einer schlagenden Verbindung. Der 40-Jährige werde von der Heidelberger „Turnerschaft Ghibellinia“ als assoziiertes Mitglied mit eingeschränkten Rechten geführt, sagte der Sprecher der Innenbehörde, Thomas Butter. Der Grünen-Koalitionspartner zieht seit Jahren gegen schlagende Verbindungen zu Felde. Scharfe Kritik kam von den Linken.

„Herr Ahlhaus war nicht als Student in der Turnerschaft aktiv und hat folglich auch nicht gefochten“, sagte Butter. Er sei erst nach seinem Studium als CDU-Ortsvorsitzender in Heidelberg mit der akademischen Turnerschaft Ghibellinia in Kontakt gekommen. In diesem Zusammenhang sei er dort einige Male zu Gast gewesen. Er werde als eine Art Gastmitglied geführt. Inzwischen bestehe seit Jahren kein Kontakt mehr zu der Gruppierung. „Herr Ahlhaus hat den Vorsitzenden der Ghibellinia in einem Schreiben gebeten, ihn nicht mehr in den Listen zu führen“, erklärte Butter.

Nach dem Rücktritt von Bürgermeister Ole von Beust (CDU) soll Ahlhaus am 25. August von der Bürgerschaft zum neuen Regierungschef gewählt werden. Für etliche Grünen gilt Ahlhaus jedoch als Hardliner und ist deshalb in der Partei umstritten. Am 22. August entscheidet ein Parteitag, ob die Grünen-Mitglieder auch ohne die Integrationsfigur Beust in der schwarz-grünen Koalition bleiben wollen.

Die Grünen reagierten verärgert auf Ahlhaus' Mitgliedschaft. „Ein Bürgermeister, der Mitglied einer schlagenden Verbindung ist, ist für mich nicht denkbar“, sagte die GAL-Innenexpertin Antje Möller. Der Senator müsse erklären, „was für ein Verhältnis genau er zu dieser Verbindung hat“.

Die „Turnerschaft Ghibellinia“ ist Mitglied im umstrittenen Coburger Convent – einer Vereinigung aus derzeit 96 schlagenden und farbentragenden Mitgliedsbünden, wie es auf der Homepage des Convents heißt. Der Wahlspruch des Convents lautet „Ehre Freiheit Freundschaft Vaterland“. Die Turnerschaft Ghibellinia wiederum tritt mit dem Spruch „niemals unsicher, immer offen“ auf.

Die Linken kritisierten Ahlhaus wegen seiner Mitgliedschaft scharf. Gerade weil er erst als Kommunalpolitiker Kontakt mit der Turnerschaft gehabt haben will, „lässt sich die Mitgliedschaft des Innensenators in der frauenfeindlichen, völkischen Verbindung beim besten Willen nicht mehr als Jugendverirrung interpretieren“, erklärte die Linken-Innenexpertin Christiane Schneider. „Die Verbindungen dieses Milieus zur extremen Rechten sind fließend.“ In diesem Licht sei die von den Linken oft kritisierte Bagatellisierung des Rechtsextremismus durch Ahlhaus noch problematischer.