Vorstandschef Behrendt: Kunden akzeptieren wieder höhere Frachtraten für Containertransporte. Ist ein Börsengang schon 2013 möglich?
Hamburg. Die schwierige Lage in der Schifffahrt wird sich im Laufe dieses Jahres aufhellen. Es zeichne sich ab, dass höhere Frachtraten für Containertransporte auf dem weltweiten Markt durchsetzbar seien, sagte Michael Behrendt, der Vorstandschef der Linienreederei Hapag-Lloyd, in Hamburg. „Die Kunden ziehen mit“, sagte Behrendt. Hapag-Lloyd habe seine Preise im laufenden Jahr bereits zweimal deutlich erhöht und damit Verständnis gefunden. Die Kunden seien angewiesen auf gut funktionierende Transport- und Logistik-Netzwerke und bereit, dafür angemessene Preise zu bezahlen.
Im vergangenen Jahr hatte ein ruinöser Preiskampf unter großen Reedereien zu einem massiven Verfall der Frachtraten und hohen Verlusten in der Branche geführt. Hapag-Lloyd habe sich mit einem Verlust von lediglich 29 Millionen Euro bei einem Umsatz von 6,1 Milliarden Euro sehr gut behauptet. „Wir haben als einzige große Linienreederei das zweite Halbjahr nach Steuern und Zinsen mit einem positiven Ergebnis beendet“, sagte Behrendt. „Das zeigt unsere starke Position auf der Kostenseite.“
Die bisher durchgesetzten Preiserhöhungen seien allerdings noch nicht ausreichend, um die gestiegenen Kosten für den Treibstoff der Schiffe auszugleichen. Allein im vergangenen Jahr musste Hapag-Lloyd 600 Millionen US-Dollar zusätzlich aufwenden. Im laufenden Jahr seien die Kosten weiter gestiegen, um 50 Millionen Dollar pro Monat. „Es ist nicht möglich, solche zusätzlichen Belastungen durch Einsparungen aufzufangen“, sagte Behrendt. Deshalb seien die höheren Preise notwendig. Sein Ziel bleibe es, eine Rendite für die Gesellschafter des Unternehmens zu erwirtschaften und eine Dividende zu zahlen.
Behrendt begrüßte das verstärkte Engagement des Konsortiums „Albert Ballin“ und der Stadt Hamburg bei Hapag-Lloyd. Das Konsortium will zusätzliche Anteile von der TUI übernehmen und seinen Anteil auf knapp 80 Prozent ausbauen; die Stadt investiert dafür 420 Millionen Euro. Damit werde die Verankerung Hapag-Lloyds in Hamburg gesichert und etliche Arbeitsplätze nicht nur bei der Reederei, sondern im gesamten maritimen Sektor der Hansestadt, sagte Behrendt. Hapag-Lloyd ist der größte Kunde des Hamburger Hafens. Unter den politischen Parteien in der Bürgerschaft ist die Übernahme aus unterschiedlichen Gründen umstritten; an der Zustimmung der Bürgerschaft besteht angesichts der absoluten Mehrheit der SPD jedoch kein Zweifel.
Die Stadt will sich von den Anteilen später wieder teilweise oder vollständig trennen, wenn die Zukunft für Hapag-Lloyd in Hamburg gesichert ist. Dazu ist ein Börsengang möglich. Behrendt sagte dazu, das Vertrauen der Investoren könne frühestens nach zwei erfolgreichen Quartalen gewonnen werden. Die Schifffahrt sei aber in der Vergangenheit eine Wachstumsbranche gewesen und werde das auch in Zukunft bleiben, ungeachtet aller Schwankungen. Er wolle nicht ausschließen, dass bereits im kommenden Jahr ein Börsengang möglich sein könnte. (dpa)