Streit jetzt auch um den Spielbudenplatz auf St. Pauli. Architekten drohen mit Abbau der Bühnen.

Hamburg. Nach vier Jahren der Planung hat Hamburg sein bedeutendstes Bauprojekt zur Neugestaltung der Innenstadt ersatzlos gekippt: Ein Haus in Form eines gigantischen Glaswürfels auf dem Domplatz im Herzen der Hansestadt wird nicht gebaut. Das hat der Senat gestern endgültig entschieden.

Gescheitert ist das Projekt, wie berichtet, an den aus dem Ruder gelaufenen Kosten. Die Investoren hätten zu hohe Mietforderungen gestellt, sagte Stadtentwicklungssenator Michael Freytag (CDU) dem Abendblatt. So drohten sich die Mietkosten für die Bücherhalle, die in den Glaspalast umziehen sollte, zu verdoppeln. Die Kritik an der Architektur des von Altbundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) als "Stahlskelettbau" angeprangerten Gebäudes sei nicht ausschlaggebend gewesen, betonte Freytag. Vielmehr könnten nicht alle paar Wochen Bauprojekte mit Millionenbeträgen bezuschusst werden.

Kultursenatorin Karin von Welck (parteilos) kündigte einen neuen Gestaltungswettbewerb für den Domplatz an. Dort sollen ab Ende 2007 die Ausgrabungen der mutmaßlichen historischen Hammaburg "erlebbar" gemacht und eine Ruhezone geschaffen werden.

Schon seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs hatte es immer wieder Architekturwettbewerbe für die Bebauung des Domplatzes gegeben - alle blieben ohne Erfolg. Das Gelände wird seither als Parkfläche genutzt.

Neuer Ärger steht der Stadt auch am Spielbudenplatz auf St. Pauli ins Haus. Die Planer und Architekten werfen der Betreibergesellschaft vor, den Platz verwahrlosen zu lassen und kein vernünftiges Bespielungskonzept vorzulegen. Sie drohen sogar damit, die beiden fahrbaren Bühnen wieder abzubauen.

Das Erscheinungsbild des für fast zehn Millionen Euro umgestalteten Platzes entspreche nicht ihrem Entwurf und der vertragsgemäßen Nutzung, sondern sei ein "schlechtes Aushängeschild" für Hamburg, schreiben die Architekten in einem Brandbrief an das Bezirksamt Mitte und die Stadtentwicklungsbehörde.

Die Bühnen stünden als Ruinen da, während die Betreiber ausschließlich daran interessiert seien, möglichst viel Geld zu verdienen, sagt Architekt Jan Wehberg. Auch die Werbeplakate an den Bühnen rufen Kritik hervor: "Hier wird unser Konzept zur Spielwiese für kommerzielle Zwecke", empört sich Architektin Ingrid Spengler.

Die Bezirksversammlung Mitte hat gestern Abend einstimmig einem Antrag der SPD-Fraktion zugestimmt, in dem Bezirksamtsleiter Markus Schreiber aufgefordert wird, seine Unterschrift unter einen Zehn-Jahres-Vertrag mit den Betreibern zu verweigern.