Planer werfen der Betreibergesellschaft vor, den Platz verwahrlosen zu lassen und kein vernünftiges Bespielungskonzept vorzulegen.

Um den Spielbudenplatz ist ein heftiger Streit entbrannt. Die Architekten und Landschaftsplaner, die den Platz mit den fahrbaren "Spielbuden" entworfen haben, drohen die Bühnen abbauen zu lassen. Grund: Das Erscheinungsbild des für fast zehn Millionen Euro umgestalteten Platzes entspreche nicht ihrem Entwurf und der vertragsgemäßigen Nutzung, sondern sei ein "schlechtes Aushängeschild" für Hamburg und die Architekten. Auch ein Gerichtsprozess um das Urheberrecht wird nicht ausgeschlossen. "Es kann nicht sein, dass die Stadt Hamburg die fahrbaren Bühnen das ganze Jahr als Ruinen stehen lässt, während die Betreiber nur daran interessiert sind, möglichst viel Geld zu verdienen", sagte Architekt Jan Wehberg zum Abendblatt. Wenn "sich Hamburg übernommen hat", könne man die Bühnen "leicht ab- und woanders aufbauen".

In einem Brandbrief an das Bezirksamt Mitte und die Stadtentwicklungsbehörde haben die Architekten heftige Vorwürfe aufgelistet. Der Platz sei "verstellt mit Behältern, Barrikaden aus Strohmatten, Sitz- und Liegemöbeln aller Art, Müllsammelstellen, Toilettenhäuschen und Zelten". Ein Bespielungskonzept liege nicht vor, die Bühnen würden nicht mit den 1300 Leuchtflächen beleuchtet, und das "einzig erkennbare Interesse gilt dem Alkoholverkauf". Kern der Kritik: "Der Platz muss nun offenbar vor der Anarchie der Betreiber geschützt werden."

Die Bezirksversammlung Mitte hat gestern Abend einstimmig einen SPD-Antrag beschlossen, mit dem Bezirksamtsleiter Markus Schreiber aufgefordert wird, seine Unterschrift unter dem Verlängerungsvertrag mit den Betreibern zu verweigern, wenn nichts gegen "die Verwahrlosung" unternommen wird. In einem Neun-Punkte-Forderungskatalog hat der SPD-Antrag die Kritik der Architekten aufgenommen.

Die Betreiber weisen jede Kritik zurück. "Die Bühnen sind technisch und in der Beleuchtung noch nicht betriebssicher und nur sehr schwer zu bewegen", sagt Theatermacher Corny Littmann von der Betreibergesellschaft. Auch die zwei Kioske an den Platzenden seien noch nicht fertig. Littmann: "Hier haben die Architekten mit der Stadt eine Mitverantwortung."

Besonders entsetzt sind die Architekten über Werbeplakate an den Bühnen. "Hier wird unser Konzept zur Spielwiese für kommerzielle Zwecke", sagt Architektin Ingrid Spengler, die die Gestaltung mitentworfen hat.

Bezirksamtsleiter Markus Schreiber kann die Kritik "gut nachvollziehen". Er fordert von den Betreibern ein Gestaltungskonzept. "Die Schönheit des Platzes und nicht Bastmatten und Müll müssen im Vordergrund stehen. Was nicht erlaubt ist - wie die Werbeplakate an den Bühnen - muss verschwinden." Auch Oberbaudirektor Jörn Walter teilt die Kritik "in Teilen". Er sagt: "Die Bespielung mit den LED-Leuchtflächen muss verstärkt werden. Mein Wunsch wäre, dass dort jetzt zum Beispiel in Leuchtschrift steht: ,Frohe Weihnacht, Hamburg!'" Weiterhin fordert Walter mehr Veranstaltungen "mit einem kulturellen Konzept".

Im Hintergrund des Streits um den Platz stehen auch die Vertagsverhandlungen. Die Stadtentwicklungsbehörde habe den Betreibern einen Zehn-JahresVertrag angeboten, erklärte Littmann. Nur mit dem langen Vertrag in der Tasche würde die Holsten-Brauerei einsteigen. "Nur dann würde die Brauerei in eine Open-Air-Gastronomie investieren", sagte Littmann.