ABENDBLATT: Herr Senator, Sie haben lange Jahre mit großem persönlichen Einsatz für den Glaspalast gekämpft. Jetzt wird das Projekt beerdigt. Ist dies eine persönliche Niederlage?

MICHAEL FREYTAG: Nein. Ich habe mich für die besondere Architektur eingesetzt. Es war und ist meine Überzeugung, dass in einer Weltstadt Kritik an Gebäuden, die nicht dem Allgemeingeschmack entsprechen, ausgehalten werden muss. Den Ausschlag für die Entscheidung hat aber die aus den Fugen geratene Finanzierung gegeben. Der Bürgermeister, die Kultursenatorin und ich mussten handeln. Die Domplatzbebauung darf es nicht um jeden Preis geben, auch wenn sie wünschenswert ist. Das sage ich gerade auch als künftiger Finanzsenator.

ABENDBLATT: Wie hoch waren die Mietforderungen zum Schluss?

FREYTAG: Wir waren ursprünglich von 7 Euro pro Quadratmeter ausgegangen. Zuletzt waren die Preise auf 14,50 Euro pro Quadratmeter hochgeschossen. Die Mietkosten für die Bücherhalle hätten sich im Vergleich zum Hühnerposten so mehr als verdoppelt. Wir hätten das ganze Unternehmen mit zwölf Millionen Euro bezuschussen müssen. Das wäre den Steuerzahlern nicht mehr zu vermitteln gewesen.

ABENDBLATT: Zumal Sie ja schon der Elbphilharmonie mit 30 Millionen Euro zusätzlich unter die Arme greifen.

FREYTAG: Eben. Es kann nicht sein, dass wir alle paar Wochen zweistellige Millionenbeträge für Bauprojekte nachschießen. Und die Bücherhalle ist am Hühnerposten ja erfolgreich.

ABENDBLATT: Das wussten Sie auch schon im Sommer, als Sie nach der Kritik an der Wuchtigkeit des Baus eine Reduzierung des Volumens ankündigten. Warum haben Sie nicht damals schon die Reißleine gezogen?

FREYTAG: Der Senat war bereit, das Projekt auch gegen Widerstände durchzusetzen und wollte nicht sofort klein beigeben. Geschadet hat dem Vorhaben aber, dass die Oppositionsfraktionen plötzlich nicht mehr hinter der Nutzung als Bürger-schaftsforum standen. Das war ein erster Schlag. Außerdem haben wir mit diesen drastischen Mieten zu Lasten der Stadt nicht gerechnet. Wenn man aus dem Rathaus kommt, ist man schlauer.

ABENDBLATT: Wie hoch sind die bisher entstandenen Kosten - und wer übernimmt sie?

FREYTAG: Der Betrag liegt voraussichtlich bei 2,4 Millionen Euro, die von der Stadt getragen werden müssen. Alles andere würde für den Steuerzahler wesentlich teurer werden.

ABENDBLATT: Warum starten Sie jetzt keinen neuen Bebauungs-Wettbewerb?

FREYTAG: Eine Auszeit tut uns allen gut. Wir werden den Platz attraktiv gestalten und machen das Beste aus der Situation.