Das Unternehmen plant allerdings keine generelle Einführung. Ein Sprecher sagt, man habe das Sicherheitskonzept ausgebaut.
Innensenator Udo Nagel (parteilos) hat die Bahn nach dem tödlichen Faustschlag in einem S-Bahnwagen in Othmarschen aufgefordert, so schnell wie möglich umfassende Videoüberwachung in der Hamburger S-Bahn einzuführen. Die Bahnsteige müssten durchgehend überwacht werden, und auch in den Wagen müssten Kameras installiert werden, sagte Nagel dem Abendblatt.
"Ich fordere die Verantwortlichen auf, jetzt so schnell wie möglich das umzusetzen, was sie im Mai 2005 nach einem Meserangriff auf einen BGS-Beamten zugesagt haben", so Nagel. Damals hatte die Bahn die Einführung der Videoüberwachung angekündigt. Mit Verweis auf die Erfolge der Hochbahn mit ihrer Videoüberwachung, betonte Nagel: "Es geht hier um die Sicherheit der Fahrgäste." Videoüberwachung sei ein "taugliches Mittel, um die Zahl der Straftaten und damit die der Opfer zu reduzieren", so der Senator. Nagel verwies auf den Rückgang der Gewalttaten in den U-Bahnen seit Einführung der Videoüberwachung. Laut Hochbahn ist die Zahl der Gewaltdelikte dort seit 2001 um 30 Prozent gesunken.
Bahnsprecher Ole Constantinescu konterte, die S-Bahn habe sehr wohl nach dem Vorfall im S-Bahnhof Reeperbahn im vergangenen Jahr reagiert: "Wir haben unser Sicherheitskonzept ausgebaut." An zwölf der 59 S-Bahnstationen gebe es mittlerweile Video-Überwachung von Bahnsteigen und Eingängen. Unter der Notfallnummer 39 18 80 00 sei schnelle Hilfe rund um die Uhr erreichbar. "Wir haben auf den Bahnsteigen 130 Notrufsäulen installiert, zudem in allen Wagen Sprechfunk an den Türen, um Kontakt mit dem Zugführer aufzunehmen", sagte der Bahnsprecher. Außerdem funktionierten Handys auch, wenn die S-Bahn in einem Tunnel fahre. "Nach dem aktuellen Vorfall werden wir die Strecke der S 1 zwischen Wedel und Altona stärker bestreifen", so Constantinescu. Anders als in der U-Bahn hat die S-Bahn aber nicht vor, alle Züge mit Kameras in den Waggons auszurüsten. SPD-Innenpolitiker Andreas Dressel forderte: "Diese brutale Tat muss dazu führen, dass das Thema Sicherheit im Nahverkehr ganz oben auf die Tagesordnung kommt. Die Hamburger erwarten zu Recht, dass in der S-Bahn der gleiche Sicherheitsstandard herrscht wie in der U-Bahn." SPD-Fraktionschef Michael Neumann sagte: "Diese Tat darf nicht dazu führen, dass Menschen vor Straftätern zurückschrecken." Allerdings müsse sich niemand selbst in Gefahr bringen.
CDU-Innenpolitiker Manfred Jäger sprach von einer "Bringschuld der S-Bahn". Sie müsse gewährleisten, dass es in ihren Zügen so sicher sei wie in den U-Bahn-Wagen. "Menschen, die Zivilcourage zeigen, haben Unterstützung verdient", so Jäger.