Gewalt in U- und S-Bahnen oder Bahnhöfen macht immer wieder Schlagzeilen. Wie jetzt der tragische Fall aus Othmarschen. Und immer die Frage: wegschauen oder eingreifen? Das bislang bekannteste Beispiel von jemandem, der eingegriffen hat, ist Timo Mesecke. Der 26 Jahre alte Beamte der Bundespolizei hat sein Leben riskiert, um einem Obdachlosen zu helfen, der von Jugendlichen angegriffen wurde.

Rückblende: An Himmelfahrt feiert der BGS-Beamte mit Freunden auf dem Kiez. Gegen 4.50 Uhr wird er in der S-Bahn-Station Reeperbahn Zeuge, wie Jugendliche auf einen schlafenden Obdachlosen eintreten. Als Timo Mesecke zu Hilfe eilt, zieht einer der Jugendlichen ein Messer und rammt es ihm in den Bauch, in den Hals, in die Leiste. Die Ärzte am UKE retten Timos Leben in einer stundenlangen Notoperation. Der damalige Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) besuchte ihn am Krankenbett. Als es Timo Mesecke nach Wochen besser ging, sagte er: "Ich bereue nicht, was ich getan habe. Es gab einen Grund zu handeln." Annegrethe Stoltenberg, Landespastorin und Herausgeberin vom Stadtmagazin "Hinz & Kunzt" verlieh Timo Mesecke den "Gut, Mensch!"-Preis der Obdachlosenzeitung.

"Es ist immer richtig, Zivilcourage zu zeigen - allerdings nicht übereilt. Ich muss mir meiner Fähigkeiten bewusst sein", sagt Kristina Erichsen-Kruse vom Weißen Ring. "Jeden Tag, hundertmal, zeigt jemand in unserer Stadt Zivilcourage, und alles geht gut." Es komme selten vor, dass jemand, der eingreift, verletzt wird. Etwa 100 Menschen wenden sich jedes Jahr an den Weißen Ring in Hamburg, weil sie Opfer einer Gewalttat geworden sind. Erichsen-Kruse: "Diese Menschen beklagen sich darüber, dass ihnen niemand geholfen hat, obwohl andere Leute in der Nähe waren."