Mit Chauffeur und zwei Personenschützern im Begleitwagen fuhr Bürgermeister Ole von Beust (48, CDU) gestern zur Schaffermahlzeit im Bremer Rathaus - Sicherheit wie immer also. "Direkt nach dem Attentat habe ich mit meinen Begleitern über die Gefährdungslage gesprochen", sagte von Beust dem Hamburger Abendblatt. "Wir sind einer Meinung gewesen: Mehr als schützen kann man nicht." Daraufhin wurde das Personal nicht verstärkt.

"Mal sehen, was die Psyche sagt, wenn ich wieder unter Menschen bin", hatte der verletzte Justizsenator Roger Kusch am Freitagmorgen dem Bürgermeister telefonisch mitgeteilt. Auch wenn das Bein bei jeder Bewegung schmerze, habe er gut geschlafen, habe Kusch ihm gesagt. Zur seelischen Genesung nach dem Schreck konnte der Justizsenator noch nichts mitteilen:

Genau hier sieht auch Ole von Beust die problematischen Spätfolgen des Messerstichs. "Bleibt das Gefühl der Wehrlosigkeit? Und bleibt das Misstrauen in der Seele versteckt?"

Letztlich sei die Attacke glimpflich verlaufen, alles hätte auch viel schlimmer ausgehen können. Er hoffe, Kusch verliere nicht die ihm eigene Natürlichkeit, sagte von Beust.

"Jeder von uns weiß, dass es keine hundertprozentige Sicherheit geben kann", sagte der Bürgermeister. In der Regel werde das Thema nicht weiter vertieft, weil die Gefahr nicht kalkuliert werden könne. Die Diskussion sei schlicht zu abstrakt, und ein Politiker ohne Kontakt zum Volk könne seine Tätigkeit nicht ausüben. Eben der Unsicherheitsfaktor, so von Beust, könne das Grundgefühl so mies machen, besonders im Wahlkampf. Wer sich zuvor auch in größeren Menschenmengen stets arglos und unbekümmert bewegt habe, würde nach einem Erlebnis wie dem aktuellen Attentat unter Umständen vorsichtig und nervös.

"Glücklicherweise habe ich eine derartige Situation noch nie erlebt", ergänzte Ole von Beust. "Zwar rücken auch mir manchmal aggressive und wütende Leute recht dicht auf die Pelle, eine ungezügelte, ausufernde Aggressivität aber ist mir noch nicht widerfahren."