Attentat: Verletzter Senator kann sich nur auf Stützen bewegen. Montag will er wieder ins Büro
"Es tut noch zu weh. An diesem Wochenende werde ich noch keine Termine wahrnehmen, sondern mich weiter in meiner Wohnung ausruhen": Justizsenator Roger Kusch (49, CDU) war am Freitag noch einmal im Krankenhaus Mariahilf (Harburg), um die Stichwunde behandeln zu lassen, die ihm die geistig verwirrte Yvonne C. (42) am Donnerstagmorgen in der Neugrabener Marktpassage zugefügt hatte. Kusch erlitt bei der Messer-Attacke eine etwa fünf Zentimeter lange, tiefe Schnittwunde im rechten Oberschenkel.
"Die Ruhe tut mir gut, ich höre viel Musik aus meiner CD-Sammlung", erzählte Kusch dem Abendblatt. Unter den 2000 CDs des Klassikliebhabers finden sich besonders viele Aufnahmen von Johannes Brahms, Kuschs Lieblingskomponisten. "Ich war ja noch nie wirklich verletzt, gehe zum ersten Mal an Stützen", so der Senator. "Und ich muss sagen, dass das ganz schön kompliziert ist. Ich schaffe es zum Beispiel kaum, mir eine Tasse Kaffee von der Küche zum Sofa zu transportieren. Ich darf mit dem verletzten rechten Bein nicht auftreten, soll immer beide Stützen benutzen."
Geschlafen, so Kusch, habe er relativ gut: "Ich bin einige Male aufgewacht. Nicht wegen der Schmerzen, eher wegen der Eindrücke von der Tat." Denn noch immer hat der attackierte Senator das hasserfüllte Gesicht der Attentäterin genau vor Augen. Trotzdem will er sich auch zukünftig nicht dauerhaft mit Bodyguards umgeben. Kusch: "Diese Tat war so etwas Exzeptionelles, das wird sich nicht wiederholen."
Momentan hat der Senator noch einen Druckverband um das verletzte Bein. Damit sich kein Blut staut, haben die Ärzte das Bein bis hinunter zum Fuß bandagiert. Am Montag, so plant Kusch, will er wieder im Büro sitzen. Einer seiner ersten Termine: ein Treffen mit seinem 20 Jahre alten Retter Andre Sawallich. Er war es, der die Messerstecherin bei der Tat umklammerte, so wohl weitere Stiche verhinderte.
Wut oder Rachegedanken gegen die Täterin Yvonne C. hegt Kusch nicht: "Wenn es stimmt, dass sie verwirrt ist, tut sie mir fas ein wenig Leid." Näheres wisse er nicht zu der Täterin. "Nur das, was ich in den Zeitungen gelesen habe. Demnach ist sie ja nie vorher als gewalttätig aufgefallen." Deshalb, so Kusch, glaube er auch nicht, dass von der Attentäterin weitere Gefahr ausgehe.
Und deshalb will sich Kusch auch nicht einschüchtern lassen: "Ich hoffe, dass ich mich durch diese Sache nicht zu sehr verändern werde."