Mehr als ein Jahr nach dem Tod der neun Monate alten Lara-Mia aus Hamburg müssen sich die Mutter und deren Freund vor Gericht verantworten.
Hamburg. Die Mutter Jessica R. und ihr Lebensgefährte Daniel C. werden wegen versuchten Totschlags durch Unterlassen, wegen Misshandlung Schutzbefohlener, gefährlicher Körperverletzung und Verletzung der Fürsorgepflicht angeklagt, wie das Gericht mitteilte. Der Prozess soll am 10. Juni beginnen. Der Freund der Mutter ist nicht der leibliche Vater des Kindes.
Die neun Monate alte Lara-Mia war am 11. März 2009 tot in der elterlichen Wohnung gefunden worden. Das Kind wog nur 4,8 Kilogramm, halb soviel wie in dem Alter üblich. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die Eltern dem Kind nicht genug zu essen und zu trinken gegeben haben.
Die Kleine war laut Anklage spätestens ab Februar lebensgefährlich unterernährt. „Dennoch nahmen Jessica R. und Daniel C. keine ärztliche Hilfe in Anspruch, sondern zeigten sich zunehmend gleichgültig gegenüber dem Leiden des Kindes“, sagte der Hamburger Oberstaatsanwalt Bernd Mauruschat schon vergangenes Jahr. Selbst Nachbarn und Verwandte hätten die Eltern auf den Zustand der Kleinen angesprochen, hieß es.
Laut Mauruschat hat die Mutter in ihren Aussagen die schlechte Versorgung des Kindes eingeräumt. Zum Arzt sei sie mit dem Baby nicht gegangen, weil sie Angst vor dem Jugendamt gehabt habe.
Die Hamburger Sozialbehörde hatte Fehler in dem Fall eingeräumt. Der zuständige Sachbearbeiter im Amt für soziale Dienste habe „das Kindeswohl aus dem Blick verloren“, sagte ein Abteilungsleiter der Sozialbehörde im Frühjahr.