Die Rettung der HSH Nordbank könnte für Hamburg und Schleswig-Holstein deutlich schwieriger und teurer werden als erwartet. Die zwei Mitbesitzer der...

Die Rettung der HSH Nordbank könnte für Hamburg und Schleswig-Holstein deutlich schwieriger und teurer werden als erwartet. Die zwei Mitbesitzer der Bank, der US-Investor J.C. Flowers und die Sparkassen im Norden, haben Bedenken gegen die Hilfsaktion und werden absehbar nur mitziehen, wenn sie selbst Kasse machen.

Als größtes Problem gilt Flowers. Der US-Investor hält 25,67 Prozent der HSH-Anteile und verfügt damit über eine Sperrminorität. Dem Vernehmen nach hat Flowers bereits durchblicken lassen, dass er bei einer Kapitalerhöhung nicht ohne Weiteres mitzieht. Hintergrund: Pumpen Hamburg und Schleswig-Holstein wie geplant drei Milliarden Euro in die Nordbank, sinkt der Flowers-Anteil auf unter zehn Prozent.

Der US-Investor, so wird in Regierungskreisen vermutet, dürfte den Ländern seinen HSH-Anteil zum Kauf anbieten und das zu einem "satten Preis". Für den Einstieg bei der HSH hat Flowers 2006 angeblich 1,25 Milliarden Euro gezahlt. Heute dürfte das Anteilspaket nur noch ein Viertel dessen wert sein, also rund 300 Millionen Euro. In Kiel wird befürchtet, dass Flowers mindestens das Doppelte verlangt. Und wegen der Sperrminorität und der Zeitnot birgt die Situation durchaus Erpressungspotenzial.

In Regierungskreisen wird ausgeschlossen, dass die Länder dem US-Investor einen Ausstieg vergolden. Im Kieler Kabinett wird stattdessen bereits darüber diskutiert, ob man Flowers notfalls sogar enteignen könnte. Bei der Hypo Real Estate, an der Flowers ebenfalls beteiligt ist, gibt es ähnliche Überlegungen.

Einen Konflikt gibt es auch mit den Sparkassen in Schleswig-Holstein. Sie halten 14,8 Prozent der HSH, können die Kapitalerhöhung zwar nicht verhindern, aber die Bank entscheidend schwächen. So lassen sich die Kassen nach Informationen des Abendblatts im April 105 Millionen Euro HSH-Einlagen zurückzahlen. Ein weiterer Kapitalabzug ist nicht ausgeschlossen, weil einige Sparkassen aufgrund der HSH-Verluste selbst in schweres Fahrwasser geraten sind.

Der Sparkassenverband hat zudem am Freitag offiziell beschlossen, seinen HSH-Anteil zu veräußern. Erster Ansprechpartner sind Hamburg und Schleswig-Holstein. Sie haben ein Vorkaufsrecht, und zumindest Schleswig-Holstein kann es sich politisch nicht leisten, die Sparkassen und damit den Marktführer im Kreditgeschäft am langen Arm verhungern zu lassen. Der reale Wert des Sparkassenanteils dürfte derzeit knapp 200 Millionen Euro betragen, der "politische Preis" zur Stützung der Kassen ist deutlich höher. Im Landeshaus werden Summen von 300 bis 400 Millionen Euro genannt.

Dass Hamburg den Anteil der schleswig-holsteinischen Sparkassen übernehmen könnte, gilt in Rathauskreisen dagegen als ausgeschlossen.