Heidi Oetinger , geboren 1908. Die Verlegerin hat viel Schlimmes erlebt: Ihr Vater ist im Ersten Weltkrieg gefallen, ihr erster Ehemann im Zweiten. Genaue Erinnerungen an die Weltwirtschaftskrise hat sie nicht mehr. Was vermutlich daran liegt, dass es ihrer Familie leidlich gut ging. Sie wohnte 1929 mit Mutter, Stiefvater und Bruder in einer Barmbeker Zweizimmer-Genossenschaftswohnung. Als Chefsekretärin bei einem Anwalt hatte sie noch Arbeit, Vater und Bruder ebenfalls. "Ich war hoffnungslos positiv eingestellt", erzählt sie. Härter wurde es 1933, unter den Nazis: "Vier Jahre lang war ich Alleinverdienerin." Noch schlimmer wurde der Zweite Weltkrieg: Das Haus zerstört, Hunger, die Flucht mit Kind nach Osten, die Angst vor den Russen. Später hat sie versucht, ihr Leben zu genießen. "Aber ganz ablegen konnte ich die Erfahrung an die Not nie - bis heute fällt es mir schwer, Lebensmittel wegzuwerfen."