Eine auch in der SPD weithin unbekannte Frau will in den Bundestag: Sylvia Wowretzko, Mitglied des SPD-Distrikts Barmbek-Uhlenhorst-Hohenfelde,
Eine auch in der SPD weithin unbekannte Frau will in den Bundestag: Sylvia Wowretzko, Mitglied des SPD-Distrikts Barmbek-Uhlenhorst-Hohenfelde, bewirbt sich um Platz zwei der Landesliste für die Wahl am 27. Oktober. Die 53 Jahre alte Diplom-Sozialwirtin entstammt dem traditionell zum linken Parteiflügel gehörenden Kreisverband Nord. SPD-Nord-Chef Peter Tschentscher betreibt auch Wowretzkos Kandidatur.
Auf Platz eins der Liste wird Bundesarbeitsminister Olaf Scholz, Direktkandidat im Wahlkreis Altona/Elbvororte, antreten. Seine Wahl ist unumstritten. Wenn am 28. Februar die Landesliste aufgestellt wird, konzentriert sich das Augenmerk jedoch vor allem auf den Listenplatz zwei.
Die Statuten der Partei verlangen, dass Männer und Frauen abwechselnd auf der Liste kandidieren. Weil aber alle SPD-Bewerber um die Direktmandate in den sechs Hamburger Wahlkreisen Männer sind, ist das die Chance für eine weibliche Seiteneinsteigerin.
Es kommt hinzu, dass der Listenplatz zwei nach der parteiinternen Arithmetik bei dieser Wahl durchaus "ziehen" könnte. Soll heißen: Wer hier kandidiert, hat gute Chancen, in den Bundestag zu kommen. Voraussetzung ist, dass nicht alle SPD-Wahlkreis-Kandidaten direkt gewählt werden. Das war 2005 der Fall, gilt aber angesichts der aktuell schlechten Lage der SPD als unwahrscheinlich. Als sicher gilt derzeit nur die Direktwahl von Hans-Ulrich Klose (Wahlkreis Bergedorf/Harburg), Johannes Kahrs (Mitte) und wohl auch von Scholz in Altona. Bei einem Wahlergebnis zwischen 35 und 38 Prozent könnte die Hamburger SPD mit vier Abgeordneten rechnen - Listenplatz zwei wäre dabei.
Nun können nicht nur die Nord-Linken rechnen. Deswegen ist davon auszugehen, dass das Mitte-rechts-Lager auch eine Frau ins Rennen um Platz zwei schicken wird. Nach Abendblatt-Informationen laufen entsprechende Planungen in der Wandsbeker SPD, dem größten SPD-Kreis.
Nord-Chef Tschentscher soll bereits beim SPD-Mitte-Chef Kahrs angefragt haben, ob er bereit sei, Wowretzkos Kandidatur zu unterstützen. Das Problem: Kahrs' Wahlkreis Mitte schließt einen Teil des Bezirks Nord mit ein. Wenn Wowretzko in den Bundestag käme, könnte sie vier Jahre später mit dem Mandat im Rücken Kahrs die Direktkandidatur streitig machen. Wahrscheinlicher ist daher, dass der mächtige Mitte-Chef die Wandsbeker Parteifreunde unterstützt, denen er politisch ohnehin näher steht.