Hamburg. Laut einem Schreiben der Sozialbehörde drängt die Zeit. Die Arbeiten auf dem ehemaligen Selgros-Gelände beginnen „in Kürze“. Alle Details.
- Neue Flüchtlingsunterkunft in Bahrenfeld soll noch 2024 öffnen
- Auf 12.000 Quadratmetern sollen 650 Menschen einziehen
- Warum es sich lediglich um vorübergehenden Notstandort handeln soll
Plötzlich geht es ganz schnell mit der geplanten neuen Unterkunft für Flüchtlinge. Bereits im Dezember will die Sozialbehörde den Standort in Hamburg-Bahrenfeld in Betrieb nehmen. Das geht aus einem aktuellen Schreiben hervor, das dem Abendblatt vorliegt.
Wie berichtet, soll auf dem ehemaligen Areal der Großhandelskette Selgros in der Tasköprüstraße 10 eine Notunterkunft für 650 Personen entstehen. Eine Infoveranstaltung ist am kommenden Dienstag (15. Oktober) vorgesehen. Währenddessen wurde die Bezirkspolitik in Altona bereits darüber informiert, dass die Verträge geschlossen sind und man den Standort nun mit „hoher Geschwindigkeit“ entwickeln werde.
Flüchtlinge Hamburg: Neue Unterkunft in Bahrenfeld bereits im Aufbau
Ziel sei es, „den Standort so schnell wie möglich in Betrieb zu nehmen. Daher beginnen in Kürze auf dem Gelände die erforderlichen Arbeiten zur Herrichtung.“ Als geplante Sollkapazität gibt die Hamburger Sozialbehörde jetzt 650 Plätze zuzüglich weiterer 150 Plätze als Krisenkapazität an. Derzeit sei eine Nutzungsdauer bis Anfang November 2025 geplant.
Die Realisierung der Notunterkunft am Standort Tasköprüstraße 10 ist aus Sicht der Sozialbehörde ein unverzichtbarer Teil der Schaffung von Kapazitäten für die Unterbringung Asyl- und/oder Schutzsuchender in Hamburg. Denn die Zahl derer, die in der Stadt Zuflucht suchen, ist anhaltend hoch. Gleichzeitig sind viele Unterkünfte am Limit. „Der Standort wird, angesichts der hohen Auslastung aller bestehenden Kapazitäten, mit einer hohen Geschwindigkeit entwickelt“, so die Sozialbehörde.
Unterkunft in Bahrenfeld entspricht nicht baulichem Standard anderer Standorte
Da es sich um einen Notstandort handelt, entspricht der bauliche Standard laut Sozialbehörde nicht dem Standard anderer Standorte. Daher soll auch die Aufenthaltsdauer der Geflüchteten auf ein Mindestmaß begrenzt werden. Was das genau bedeutet, erklärt die Behörde in ihrem Schreiben aber nicht. „Vorrangiges Ziel ist die Vermeidung von Obdachlosigkeit“, heißt es noch weiter dazu.
Der Notstandort an sich ist allein im Gebäude geplant. Dabei handelt es sich um die alten Hallen des Großhändlers im Industriegebiet, die eine Fläche von rund 12.000 Quadratmetern umfassen. In dem Gebäude sollen laut Sozialbehörde ein Empfangsbereich mit den Diensträumen des Wachdienstes, ein Speisebereich mit Essensausgabe, eine Wäscherei und Sanitärbereiche untergebracht werden.
Flüchtlinge sollen in Kompartiments für bis zu zwölf Personen leben
Die Bewohner sollen in Kompartiments wohnen. Dabei handelt es sich um mit Leichtbauwänden voneinander abgetrennte Bereiche. Für Familien sind Kompartiments für sechs bis acht Personen vorgesehen. Für allein reisende Männer sollen Kompartiments für acht bis zwölf Personen aufgebaut werden. Und im Quarantänebereich sind Kompartiments für vier Personen vorgesehen.
Der Quarantänebereich dient demnach im akuten Bedarfsfall der Isolierung von erkrankten Personen bis zur Verlegung in einen geeigneten Quarantäne-Standort. Auch die vorgesehene Krisenkapazität von 150 Plätzen soll wie an anderen Standorten nur bei dringendem Bedarf und Abstimmung und Entscheidung mit dem Bezirksamt Altona in Betrieb genommen und belegt werden.
Das städtische Unternehmen Fördern&Wohnen wird den Notstand nicht selbst betreiben, sondern einen externen Betreiber damit beauftragen. Das Personal dieses Betreibers soll laut Sozialbehörde in der Zeit von Montag bis Freitag von 7 bis 18 Uhr sowie an den Wochenenden von 8 bis 17 Uhr (außer an Feiertagen) vor Ort sein. Zudem gibt es einen Sicherheits- und Ordnungsdienst.
Flüchtlinge Hamburg: Behörde prüft auch das Holsten-Areal als Standort
„Aufgrund der kontinuierlich steigenden Zugangszahlen und der weiterhin bestehenden Kapazitätsdefizite ist eine schnellstmögliche Errichtung und Inanspruchnahme des Standortes zwingend notwendig, um die entstehenden Platzbedarfe zu decken“, teilt die Sozialbehörde den Bezirkspolitikern in ihrem Schreiben mit.
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Gleichzeitig erklärt die Behörde, dass man alle Möglichkeiten prüfe, Unterkünfte und Unterkunftsplätze neu zu errichten bzw. zu erhalten. Laut Abendblatt-Informationen prüft die Sozialbehörde derzeit auch das Holsten-Areal für eine Nutzung zur Unterbringung von Geflüchteten.