Hamburg. Investoren stellen Politik in Altona Idee für Selgros-Fläche an der Tasköprüstraße vor. Wie diese aussieht und warum die Zeit drängt.
Der Plan für eine zukünftige Nutzung des riesigen Areals in Bahrenfeld nimmt Konturen an. Wie berichtet, hat das Unternehmen Selgros seinen langjährigen Standort an der Tasköprüstraße aufgegeben und den Großhandelsmarkt zum Jahreswechsel geschlossen. Kürzlich präsentierten die Grundstückseigentümer den Bezirkspolitikern in Altona ihre Idee von einer Bebauung aus Wohnen und Gewerbe – allerdings hinter verschlossenen Türen.
Der Grund: Unter anderem geht es bei den Plänen um die Um- und Ansiedlung eines Hamburger Unternehmens, das öffentlich noch nicht in Erscheinung treten will. Die Firma ist laut Abendblatt-Informationen auf Expansionskurs und schon länger auf der Suche nach einem passenden Grundstück in der Hansestadt. Die Zeit drängt offenbar.
Immobilien Hamburg: Saga plant in Bahrenfeld bis zu 500 neue Wohnungen
Darum geht es: Die rund 13.000 Quadratmeter große Fläche, die sich entlang der Bahngleise etwa von der Stresemannstraße bis fast zum neuen S-Bahnhof Ottensen hin erstreckt, soll in zwei Grundstücke aufgeteilt werden. Im nördlichen Teil – angrenzend an das Parkhaus am Kaufland-Markt – ist eine Wohnbebauung angedacht.
Laut Abendblatt-Informationen ist die Saga am Kauf dieser Teilfläche interessiert. Das städtische Unternehmen möchte hier bis zu 500 neue Wohnungen, komplett sozial gefördert, bauen. Mit Blick auf die Nachbargebäude könnte eine fünfgeschossige Bebauung möglich sein. Offiziell äußert sich die Saga nicht zu den Plänen, dementiert diese aber auch nicht. Auf Anfrage erklärt Saga-Sprecher Michael Ahrens: „Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass sich die Saga Unternehmensgruppe grundsätzlich nicht zu laufenden Ankaufs- und Planverfahren äußert.“
Bahrenfeld: Neue Wohnungen samt Kita und Gewerbeflächen geplant
Auf der zweiten Teilfläche wollen die Eigentümer des Grundstücks, der Investment und Asset Manager Captiva, einen auf die Bedürfnisse des besagten Unternehmens, das seinen Namen noch nicht öffentlich machen möchte, abgestimmten Neubau realisieren. Es geht laut Abendblatt-Informationen um Büroflächen sowie Laborräume, die benötigt und langfristig angemietet werden würden. Der zeitliche Horizont, der in interner Runde ausgegeben wurde: Alle Beteiligten drängen auf einen Baubeginn in 2026.
Auf Anfrage bestätigt Jan Gehrmann, Geschäftsführer von Captiva, die Baupläne für die beiden Teilflächen: „Gemeinsam mit einem Partner für Wohnungsbau wollen wir das Grundstück deutlich aufwerten, indem wir es zukunftsweisend und bedarfsgerecht entwickeln. Unsere Planung sieht im südlichen Bereich die Schaffung von Gewerbeflächen für einen Wirtschaftsförderungsfall sowie im nördlichen Teil die Errichtung eines Quartiers mit etwa 460 geförderten Wohnungen, Kita, Spielflächen und begrünten Höfen vor.“
Die Hamburger Immobilienfirma, spezialisiert auf das deutschlandweite Management von Investments in Projektentwicklungen sowie den Erwerb und die Vermietung von Bestandsobjekten, hatte das Grundstück 2018 erworben.
Riesiges Areal in Bahrenfeld: Investoren drängen auf beschleunigtes Verfahren
Allerdings gibt es noch so einige Hindernisse für die Entwickler zu bewältigen. Bei der Fläche handelt es sich laut Bebauungsplan um einen Industriestandort. Zur Realisierung von Gewerbe und Wohnen müsste dieser nicht nur geändert, sondern es müsste auch geprüft werden, inwieweit Wohnen hier rechtlich möglich ist. Die Wirtschaftsbehörde, die sich in der Regel vehement gegen den Verlust von Flächen für Unternehmen in der Stadt wehrt, müsste dem zustimmen. Allerdings könnte das in diesem Fall möglich sein, da eine Abwanderung des Hamburger Unternehmens befürchtet wird.
Wenn es nach den Eigentümern und Entwicklern geht, soll das Baulandmobilisierungsgesetz in diesem Fall genutzt werden, um das Verfahren zu beschleunigen. Dem müssten unter anderem auch die Bezirkspolitiker sowie die Verwaltung im Rathaus Altona zustimmen.
Klar ist: Auch dann wird das Verfahren mindestens eineinhalb Jahre in Anspruch nehmen. In der Zwischenzeit sollen die Selgros-Hallen aber nicht ungenutzt leer stehen. Es gibt auch einen Plan für die Zwischennutzung. Gehrmann bestätigt Gespräche mit Fördern & Wohnen über eine Zwischennutzung der leer stehenden Hallen als Flüchtlingsunterbringung im Winter. „Der Baubeginn für unser Projekt ist für 2026 geplant, davor müssen die Hallen abgebaut werden. Für ein Jahr sind wir bereit, die Stadt mit einer Vermietung des Grundstücks zu unterstützen.“
Flüchtlinge Hamburg: Halle in Bahrenfeld soll Unterkunft für 650 Menschen werden
Wie berichtet, soll die Fläche als Standort zur dringend benötigten Unterbringung von Flüchtlingen dienen. Wie die Hamburger Sozialbehörde dem Bezirk Altona in einer Vorabinformation miteilte, beabsichtige man die Selgros-Halle als Notstandort zur Unterbringung von Geflüchteten zu nutzen. Bereits im vierten Quartal soll mit der schrittweisen Belegung begonnen werden.
In der Halle in der Tasköprüstraße 10 sollen Kompartments für 500 bis 650 Menschen hergerichtet werden. Auf der Freifläche könnten die Sanitärcontainer aufgestellt werden. Betreiber wäre das Sozialunternehmen Fördern & Wohnen, das auch die Verhandlungen mit den Grundstückseigentümern führt.
Selgros Altona: Pachtvertrag läuft trotz Schließung noch weiter
Laut Abendblatt-Informationen spielt auch das Unternehmen Selgros dabei noch eine Rolle. Dann der Pachtvertrag zur Hallennutzung läuft weiterhin. Die Filiale wurde vorzeitig geschlossen.
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Zu den Gründen teilte das Unternehmen auf Abendblatt-Anfrage vor einigen Woche mit: „Die Geschäftsführung der Transgourmet Deutschland hat sich Ende 2023 nach reiflicher Abwägung und in Anbetracht der anhaltenden unbefriedigenden betriebswirtschaftlichen Situation dazu entschlossen, den Mietvertrag des Selgros-Marktes in Hamburg-Altona nicht mehr zu verlängern und diesen Standort zum 21. Dezember 2023 zu schließen und anschließend zu beräumen.“