Hamburg. „Bedeutendes Projekt“: An der Tasköprüstraße in Bahrenfeld soll sozial geförderter Wohnungsbau entstehen. Das sind die nächsten Schritte.

  • Nach der Selgros-Schließung nimmt Projekt für Areal in Bahrenfeld Formen an
  • Bezirkspolitiker aus Altona geben grünes Licht für Bauplan an der Tasköprüstraße
  • Öffentliche Beteiligung der Nachbarschaft an den Plänen ist zeitnah geplant

Seit Jahreswechsel ist der Selgros-Standort in Hamburg-Bahrenfeld geschlossen. Hinter den Kulissen gibt es aber bereits intensive Gespräche darüber, wie es nun mit dem riesigen Areal im Schatten der Stresemannstraße weitergehen soll. Am Mittwoch, 4. September, wurde darüber auch erstmal öffentlich in der Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung gesprochen.

Nach einer möglichen Zwischennutzung als Flüchtlingsunterkunft sollen, wie das Abendblatt exklusiv berichtete, an der Tasköprüstraße bis zu 500 sozial geförderte Wohnungen der Saga entstehen. Auf einem weiteren Teil des rund 13.000 Quadratmeter großen Grundstücks ist der Neubau eines Firmensitzes geplant.

Die Bezirkspolitik aus Altona hat nun der Einleitung eines vorhabenbezogenen Bebauungsplans zugestimmt, eine frühzeitige Öffentlichkeitsbeteiligung ist ebenfalls geplant. Denn viele Parteien beurteilen das Projekt positiv – doch es gibt auch Befürchtungen.

Immobilien Hamburg – SPD-Politiker: „Brauchen Wohnungen in Altona“

Der SPD-Politiker Mithat Capar hatte ohne Kenntnis der Pläne, wie er betont, im Abendblatt eine zeitnahe Entwicklung der nun brachliegenden Fläche gefordert. „Genau das war mein Herzenswunsch“, sagt Capar mit Blick auf die geplanten Wohnungen. „Ich bin sehr erfreut, dass Bewegung in die Sache kommt und es auch schnell gehen soll.“ Er befürworte ausdrücklich den sozial geförderten Wohnungsbau, der hier vorgesehen sei. „Wir brauchen die Wohnungen in Altona – und das schnell und auch für mittleres Einkommen“, betont der Sozialdemokrat.

Segros Gelände
Der SPD-Politiker Mithat Capar forderte im Abendblatt sozialen Wohnungsbau auf dem ehemaligen Selgros-Gelände in Hamburg-Bahrenfeld. Nun will die Saga dort genau solch ein Projekt realisieren. © FUNKE Foto Services | Roland Magunia

Er kann sich vorstellen, das Gebiet auch perspektivisch bis zur neuen Mitte Altona zu erweitern. Darunter versteht er einen Rad- und Gehweg, der die beiden Neubaugebiete verbinden würde und jetzt bei der Planung berücksichtigt werden sollte.

Baupläne in Bahrenfeld – „Größtes soziales Wohnungsbauprojekt von Altona“

Große Rückendeckung für das Projekt gibt es auch von der CDU. Fraktionschef Sven Hielscher wird dabei ganz deutlich: „Das ist ein in mehrfacher Hinsicht bedeutendes Projekt. Das wäre das größte soziale Wohnungsbauvorhaben von Altona in den kommenden Jahren.“ Gleichzeitig handle es sich um eine wichtige Wirtschaftsförderung. „Das ist nicht irgendein Unternehmen, sondern eines mit Strahlkraft auch weit über die Stadtgrenzen von Hamburg hinaus“, betont Hielscher.

Das Hamburger Unternehmen mit mehr als 1000 Arbeitsplätzen, das noch nicht öffentlich in Erscheinung treten möchte, ist auf Expansionskurs und will am neuen Standort Büros und Labore unter einem Dach vereinen. Allerdings drängt die Zeit, und man ist schon länger auf der Suche nach einer potenziellen Fläche. „Deshalb versuchen wir als CDU, das Projekt möglichst schnell flankierend zu unterstützen“, so Hielscher.

Doch er fürchtet, dass am Ende wichtige Zeit verloren gehen könnte. So spreche sich der Oberbaudirektor laut Hielscher für einen städtebaulichen Wettbewerb aus. „Das kostet mindestens ein Jahr. Und ich bezweifle, wenn ich mir die Ergebnisse in der HafenCity ansehe, dass dabei für Altona etwas Gutes herauskommt“, so der Bezirkspolitiker.

CDU kritisiert Oberbaudirektor: „Einer der größten Hemmschuhe“

Hamburg und Altona brauchen dringend solchen Wohnungsbau und auch in der Menge. Hielscher äußert seine Zweifel daran, dass das an jeder Stelle in der Verwaltung klar sei. „Ich halte den Oberbaudirektor mittlerweile für einen der größten Hemmschuhe bei der Realisierung beim Wohnungsbau“, kritisiert das CDU-Urgestein. Man könne sich derzeit keine Sperenzien mehr leisten. „Ich habe große Sorge, dass die Verwaltung in Form des Oberbaudirektors dieses Projekt kaputt macht.“

In Sachen Bedeutung ist sich die CDU mit der FDP einig. „Wir sehen das als derzeit wichtigstes großes Bauprojekt“, sagt Katarina Blume, FDP-Fraktionschefin in Altona. Vor allem, weil es relativ kurzfristig realisierbar sei.

Die Liberalen zeigen Verständnis für den Wunsch der Entwickler und Investoren, zeitnah zu bauen, da sich das Unternehmen sonst woanders umsehe. Und der Wohnungsbau müsse gleichzeitig beginnen, da der Laborbetrieb keine Erschütterungen durch eine langfristige Baustelle in der Nachbarschaft dulde.

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Für die Linken hingegen gehen die vorgestellten Pläne nicht weit genug. Bezirksfraktionschef Karsten Strasser erklärt: „Wir wollen, dass ein möglichst hoher Anteil bezahlbarer und mietpreisgebundener Wohnungen auf dem früheren Selgros-Gelände an der Tasköprüstraße realisiert wird. Zudem fordern wir dort bezahlbare Werkstatt- und Büroräume für Handwerksbetriebe und Kleingewerbe. Wir erwarten vom Bezirksamt, dass für dieses Projekt ein Bebauungsplan einschließlich frühzeitiger und transparenter Bürgerbeteiligung aufgestellt wird.“

Die Grünen beurteilen das Projekt positiv. Die neue Fraktionschefin Dana Vornhagen sagt: „Wir freuen uns, dass das Projekt mit der Saga realisiert wird, da dadurch dringend benötigter bezahlbarer Wohnraum entsteht.“ Den Zeitplan, in einem Jahr den Bebauungsplan zu ändern, bezeichnet sie als sportlich, aber möglich, wenn alle zusammen daran wirken würden. Allerdings: „Uns ist wichtig, dass die Bürgerbeteiligung dabei nicht hintenüberfällt. Die Menschen in der Nachbarschaft müssen einbezogen werden.“