Hamburg. Der Abschnitt zwischen Nienstedten und Blankenese ist viel zu eng. Auch der ADFC warnt. Jetzt muss umgeplant werden – mal wieder.

Die Kritik und die Probleme im Zusammenhang mit der umgebauten Elbchaussee reißen nicht ab. Während die einen unter dem weggefallenen Fußweg leiden, sind andere an einer neu geschaffenen Unfallstelle gestürzt. Diese wurde entschärft. Doch jetzt heißt es schon wieder: nachbessern!

Die Polizei Hamburg hat die Notbremse gezogen. Offenbar bereits während des Umbaus der Strecke zwischen Nienstedten und Blankenese, vor dem auch der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) im Abendblatt warnte, griff die Behörde ein und zog die Anordnung für den stadtauswärts verlaufenden Radweg zurück. Deshalb fehlt bis heute eine Markierung im hinteren Teil. Öffentlich wurde das erst jetzt.

Elbchaussee in Hamburg: Breite reicht für einen Radweg auf der Fahrbahn nicht aus

Im Zuge der Baumaßnahmen rund um die Elbchaussee sei in Höhe der Manteuffelstraße ein Radweg auf der Fahrbahn angeordnet worden, erläutert Sandra Levgrün, Sprecherin der Polizei Hamburg, auf Abendblatt-Anfrage. „Als die Baumaßnahme dann umgesetzt wurde, haben die Polizei sowie der zuständige Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer festgestellt, dass die Maße in den Plänen offenbar nicht stimmen und die Fahrbahnbreite der Elbchaussee nicht ausreichend ist, um dort einen Radweg auf der Fahrbahn zu installieren. Die Maßnahme wurde also abgebrochen“, sagt Levgrün. Zuvor hatte die „Bild“-Zeitung berichtet.

Ein Teil der Maßnahme war umgesetzt und sei aktuell noch vorhanden. Dabei geht es um den Schutzstreifen für Radfahrer ab dem Hotel Louis C. Jacob, der plötzlich endet. Was schon mehrere Nutzer gewundert hat und für eine Nachfrage des Abendblatts beim zuständigen Landesbetrieb Ende Juli sorgte, auf die es bis heute keine Antwort gab. Erst die Polizei Hamburg bezieht jetzt Stellung.

Polizei Hamburg: Kontrollen an Elbchaussee zeigen immer wieder gefährliche Situationen

Unabhängig von dem falschen Maß habe die Polizei bei wiederholten Kontrollen zudem festgestellt, dass immer wieder gefährliche Situationen entstünden, so Levgrün weiter. Die Autofahrer müssten beim Überholen der Fahrradfahrer auf dem einzigen Radweg stadtauswärts – in die andere Richtung war keiner möglich – einen Sicherheitsabstand von 1,5 Metern einhalten. Dies sei aber oft nicht möglich, ohne dass die Autos in den Gegenverkehr fahren. „Fakt ist: So kann die Situation aus Sicht der Polizei nicht bleiben“, macht Levgrün eine klare Ansage.

Testtour
Schon beim Test mit dem Abendblatt zeigte ADFC-Fachmann Hans-Jörg Rüstemeier wie eng es auf dem besagten Abschnitt der Elbchaussee ist. Wenn Autofahrer beim Überholen der Radfahrer die geforderten 1,5 Meter einhalten wollen, landen sie im Gegenverkehr. © FUNKE / Foto Services | Katy Krause

Schon beim Selbsttest zusammen mit ADFC-Vertreter Hans-Jörg Rüstemeier war es eben dieser Abschnitt, der dem Experten große Sorgen bereitete. Seine Einschätzung damals lautete: „Ich kann es niemandem empfehlen, hier mit dem Rad zu fahren.“ Ein Überholvorgang sei für Autofahrer nur möglich, wenn einem auf der viel befahrenen Straße keiner entgegenkomme. Völlig utopisch zur Rushhour. Dadurch käme es ständig zu gefährlichen Situationen. Deshalb spreche sich der ADFC grundsätzlich gegen solche Schutzstreifen auf so stark befahrenen Straßen aus. 

Elbchaussee nach Umbau: ADFC Hamburg fordert Tempo 30 auf Blankeneser Abschnitt

Aber auf den ADFC hat keiner gehört. Auf die Polizei offenbar dann, als sie die Maßnahme abbrechen ließ, indem die Behörde die Anordnung zurückzog. Nun muss neu überlegt werden. „Deshalb sind wir auch mit der Behörde für Verkehr und Mobilität in Gesprächen. Ziel ist, eine Alternative zu finden“, berichtet Levgrün. Wie diese aussehen könnte, könne sie derzeit noch nicht sagen, die Gespräche liefen noch.

Wenn es nach dem ADFC geht, könnte Tempo 30 für die Autofahrer auf dem Blankeneser Teilabschnitt der Elbchaussee die Lösung sein. Klar ist, dass bis zu einer Lösung laut Polizei rechtlich gilt: „Die Fahrradfahrer fahren auf dem Radweg, die Autofahrer auf der Fahrbahn. Beim Überholen müssen die Autofahrer sehr sorgfältig sein.“

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Dass jetzt erneut Probleme beim Elbchaussee-Umbau offenbar werden, kommt in der Politik gar nicht gut an. Die CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Anke Frieling aus Blankenese wird sehr deutlich: „Vier Jahre hat der Hamburger Westen unter dem Umbau der Elbchaussee gelitten, um dann in den ersten Wochen verwundert festzustellen: Für keinen einzigen Verkehrsteilnehmer hat sich die Situation verbessert.“

Elbchaussee: CDU Hamburg kritisiert Pannenplanung „ohne jede Anerkennung der Realität“

Fußgänger haben ihren Bürgersteig in einem Bereich in Nienstedten komplett verloren, die Radspuren seien in unterschiedlichen Breiten und Farben dazwischengequetscht worden, zum Teil mit hochgefährlichen Auf- und Ableitungen, die bereits erneut baulich nachgebessert werden mussten. Für den Autoverkehr fehlten in weiten Teilen die insbesondere für das autonome Fahren unerlässlichen Fahrbahnmarkierungen, und in manchen Bereichen sei es absolut unmöglich, 1,5 Meter Abstand zu den Radelnden zu halten, ohne zwangsläufig in den Gegenverkehr zu geraten, zählt Frieling auf. Und jetzt stelle sich heraus, dass die Anordnung der Radspuren nicht rechtmäßig ist.

„Auch hier zeigt sich wieder, dass grüne Politiker ohne jede Anerkennung der Realität arbeiten. Sie wollen Radwege, egal wie schmal die Straße ist, und das wird dann durchgedrückt. Jetzt muss wahrscheinlich wieder teuer nachgebessert werden“, kritisiert Frieling. Sie hoffe nur, dass der zweite Teil der Elbchaussee-Sanierung zwischen Parkstraße und Klopstockstraße solider und realistischer angegangen werde.

Hamburger Verkehrsbehörde betont: „Breite des Schutzstreifens entspricht Richtlinien“

Die Hamburger Verkehrsbehörde mit ihrem Senator Anjes Tjarks (Grüne) hält am Dienstag dagegen. „Die Markierung sowie die Breite des Schutzstreifens entsprechen den vorgegebenen Richtlinien und wurden von der Polizei auch abgenommen“, betont Sprecher Dennis Krämer.

Anders als es die Polizei sagt, heißt es von der Verkehrsbehörde erst „im Nachgang hat die Polizei beobachtet, dass der gesetzlich vorgesehene Überholabstand von 1,50 Meter leider nicht immer eingehalten wird.“ Vor diesem Hintergrund befände man sich in guten Gesprächen auf Arbeitsebene, um eine bestmögliche Lösung für die Situation zu finden. Das soll zeitnah der Fall sein.