Hamburg. Rechtsabbieger nach links, Linksabbieger nach rechts – die Kreuzung Höhe Jenischpark gibt vielen Rätsel auf. ADFC ist besorgt.

Wieder einmal sorgt die Verkehrssituation an der Elbchaussee in Hamburg für Ärger. Diesmal allerdings nicht wegen eines Wasserrohrbruchs oder der nächsten Dauerbaustelle. Stattdessen kritisieren Radfahrer und der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) eine augenscheinlich ungewöhnliche Verkehrslösung an der Kreuzung zur Baron-Voght-Straße.

Erst im Dezember vergangenen Jahres hatte Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) den fertigen ersten Teilabschnitt zwischen Manteuffelstraße und Parkstraße eingeweiht. Doch schon kurz darauf gab es ein Problem: An einer Stelle des Fahrradwegs auf Höhe des Jenischparks kam es zu ungewöhnlich vielen Unfällen. Schuld war eine schwer zu erkennende Bordsteinkante im Verlauf des Radwegs, der von der Fahrbahn auf ein Hochbord geleitet wurde.

Elbchaussee: Verkehrsführung sorgt für Unverständnis bei Hamburgern

An dieser Stelle wurde nachgebessert. Doch nur ein Stück weiter westlich, auf Höhe des Fähranlegers Teufelsbrück, sorgt nun eine Kreuzung für Verwirrung. So müssen sich Radfahrer, die nach links zur Elbe abbiegen wollen, laut Straßenmarkierung rechts einordnen und sich an der Fußgängerampel orientieren. Wer rechts abbiegen möchte, muss sich dagegen links einordnen.

Karin Wiedey vom ADFC Altona an der Kreuzung Elbchaussee/Baron-Voght-Straße, die eine „Einladung zu Verstößen“ darstelle
Karin Wiedey vom ADFC Altona an der Kreuzung Elbchaussee/Baron-Voght-Straße, die eine „Einladung zu Verstößen“ darstelle © FUNKE Foto Services | Michael Rauhe

„Wir haben in Deutschland Rechtsverkehr. Das können nur Menschen gemacht haben, die noch nie auf der Straße unterwegs waren“, sagt Andrea Henke. Die 56-Jährige ist mehrmals die Woche auf der Elbchaussee unterwegs, sowohl mit dem Rad als auch mit dem Auto. „Grundsätzlich eine Straße, auf der man gut fahren kann“, urteilt die IT-Beraterin.

Radweg auf der Elbchaussee: Verkehrsführung sei „totaler Schwachsinn“

Sie hätte sich jedoch eine deutlichere Trennung von Auto- und Radfahrern an der Kreuzung gewünscht: „Das ist doch totaler Schwachsinn. Die Straße ist breit genug, um wunderbar Fahrradfahrer und Autofahrer gemeinsam unterbringen zu können“, so Henke.

Nur circa 150 Meter östlich der Kreuzung kam es auf einem Fahrrad-Aufweg zu ungewöhnlich vielen Unfällen. Nachgebessert wurde Anfang des Jahres. Dennoch nutzt diese Radfahrerin statt des Radwegs den Fußweg.
Nur circa 150 Meter östlich der Kreuzung kam es auf einem Fahrrad-Aufweg zu ungewöhnlich vielen Unfällen. Nachgebessert wurde Anfang des Jahres. Dennoch nutzt diese Radfahrerin statt des Radwegs den Fußweg. © FUNKE Foto Services | Michael Rauhe

Stattdessen würden die Fahrräder an den Rand gedrängt .„Wir sprechen immer wieder von der Verkehrswende“, sagt Henke. Entsprechend müssten auch an alle Beteiligten mitgedacht werden. Beispielsweise auch Lastenräder – ob man diese nun möge oder nicht – dürfen davon nicht ausgeklammert werden.

ADFC warnt: Elbchaussee-Kreuzung sei „regelrechte Einladung zu Verstößen“

Auch der ADFC ist mit der Lösung unzufrieden, vor allem, weil viele Airbus-Mitarbeiter mit dem Fahrrad bis zur Fähre pendeln. „Die markierte Abbiegetasche ist für die hohe Anzahl an Fahrradpendlerinnen und Fahrradpendlern viel zu klein. Eine regelrechte Einladung zu Verstößen gegen die Straßenverkehrsordnung“, sagt ADFC-Sprecher Dirk Lau.

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Laut dem zuständigen Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) kommt die Lösung dem Sicherheitsgefühl der Radfahrerinnen und Radfahrer zugute. Die Alternative wäre eine Linksabbiegespur zwischen den beiden Autospuren gewesen: „In der Vergangenheit hat die direkte Führung der Radfahrenden auf hoch belasteten Straßen zu gefährlichen Konflikten geführt“, so LSBG-Sprecherin Edda Teneyken.

Polizei Hamburg: Unfallzahlen an Elbchaussee-Kreuzung bislang nicht auffällig

Deshalb müssen sich Linksabbiegende nun an der Fußgängerampel orientieren, um zum Fähranleger zu kommen. Laut Polizeisprecher Thilo Marxsen ist diese Lösung bei Beachtung der Verkehrsführung und Ampeln verkehrssicher.

Vermehrte Unfallzahlen, wie etwa bei dem Fahrradaufweg weiter östlich, seien nicht zu beobachten. „Von einer besonderen Auffälligkeit kann also in diesem Zusammenhang aus polizeilicher Sicht nicht gesprochen werden“, so Marxsen. Für die Verkehrsteilnehmerin Andrea Henke bleibt die Kreuzung jedoch zu unübersichtlich: „Da muss man einen Beipackzettel schreiben, damit das einer versteht.“