Hamburg. Großhandelskette verlässt nach Jahrzehnten Standort nahe Bahnhof Ottensen. Begehrlichkeiten für Grundstück groß. Was entstehen soll.

Relativ still und leise hat zum Jahreswechsel die Großhandelskette Selgros, ehemals Fegro, ihren Standort in Bahrenfeld dichtgemacht. Seit den 1980er-Jahren war das Unternehmen, das in Hamburg noch eine Filiale in Öjendorf betreibt, hier ansässig. Mit dem Weggang eröffnet sich nun aber viel Raum für neue Ideen.

Denn die Fläche liegt nur fünf Gehminuten von der neuen S-Bahn-Station Ottensen entfernt. Noch weniger sind es bis zur Stresemannstraße. Im Umfeld sind zuletzt zahlreiche neue Wohnungen entstanden, auch auf ehemaligen Gewerbeflächen. Zudem ist das Grundstück vor den Toren von Ottensen riesig. Und die Begehrlichkeiten dementsprechend bereits groß.

Immobilien Hamburg: Selgros-Areal in Altona steht leer – Politiker fordert Wohnungen

Das zeigt sich schon beim Vor-Ort-Termin. An diesem Morgen stehen auch zufällig Immobilien- und Projektentwickler am Eingang. Man gibt sich zugeknöpft, obwohl laut Abendblatt-Informationen hinter den Kulissen bereits kräftig an einem Zukunftsplan gearbeitet wird. Doch offiziell ist noch nichts.

Selgros Altona
Blick auf die große Fläche, die nach der Schließung von Selgros in Altona nun leer steht. Links verläuft die Bahnstrecke. © privat | Privat

Für den Altonaer Bezirkspolitiker Mithat Capar, der täglich an der Fläche vorbeikommt, ist aber bereits klar, was die Stadt hier dringend braucht: „bezahlbaren Wohnraum“. „Wir heben hier für nichts die Hand, wenn nicht etwas für die Allgemeinheit entsteht“, sagt der Sozialdemokrat. Mit Blick auf die bereits beschmierten leeren Lagerhallen fordert er zudem: „Es muss schnell gehen.“ Bloß nicht noch eine Fläche, die jahrelang brachliegt wie beispielsweise im Fall des Holsten-Areals.

Wohnen in Hamburg: Fläche in Bahrenfeld ist laut Bezirkspolitiker prädestiniert für Neubau

Aus seiner Sicht sei die Fläche prädestiniert für den Wohnungsbau, unter anderem aufgrund der guten Anbindung. Allerdings gibt es durchaus einige Haken. Unter anderem liegt das Areal auch an der Bahntrasse und mitten im Gewerbegebiet. Lärm ist dementsprechend ein Thema. Capar verweist darauf, dass man das baulich lösen könnte. Schlafräume könnten zur Bahn abgelegenen Seite geplant werden.

Auch der Hinweis, dass die Wirtschaftsbehörde zuletzt mehrfach intervenierte, wenn Gewerbeflächen in Altona umgewandelt werden sollten, lässt der Bezirkspolitiker nicht gelten. Auf der Fläche wäre genügend Platz für beides. Mehrere Hundert neue Wohnungen und Gewerbe.

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Laut Abendblatt-Informationen wird an solch einem Plan im Hintergrund auch bereits gestrickt. Auf Anfrage äußert sich das Bezirksamt Altona dazu so: „Das besagte Grundstück befindet sich laut Bebauungsplan in einem Industriegebiet. Hinsichtlich einer möglichen Entwicklung der Fläche hat das Bezirksamt Altona gemeinsam mit der Behörde für Wirtschaft und Innovation Gespräche mit der Eigentümerin der Fläche aufgenommen. Konkrete Verfahren gibt es aber noch nicht. Bau- und Abrissanträge liegen dem Bezirksamt nicht vor.“ In Hinblick auf weitere Details verweist man an den Eigentümer.

Immobilien Hamburg: Selgros begründet Schließung mit betriebswirtschaftlicher Situation

Selgros beziehungsweise das dahinter stehende Unternehmen Transgourmet Deutschland ist nicht Eigentümer des Grundstücks, sondern war Mieter der Grundfläche von insgesamt 12.600 Quadratmetern. Das teilt Sandra Greis als Referentin der Unternehmenskommunikation auf Abendblatt-Anfrage mit.

Befragt zu den Gründen für die Schließung des Standortes nach mehr als 30 Jahren sagt sie: „Die Geschäftsführung der Transgourmet Deutschland hat sich Ende 2023 nach reiflicher Abwägung und in Anbetracht der anhaltenden unbefriedigenden betriebswirtschaftlichen Situation dazu entschlossen, den Mietvertrag des Selgros-Marktes in Hamburg-Altona nicht mehr zu verlängern und diesen Standort zum 21. Dezember 2023 zu schließen und anschließend zu beräumen.“ 2015 hatte das Unternehmen die Filiale in Harburg geschlossen. Nach eigenen Angaben betreibt man Märkte noch an 38 Standorten in Deutschland.