Hamburg. Gegner wollen „adäquate Unterbringung“ erreichen. Befürworter der Unterkunft am Botanischen Garten starten ungewöhnliche Aktion.
6. Juni, 18 Uhr, Aula vom Christianeum: Diesen Termin haben sich viele Politiker, Mitarbeiter vom Bezirk Altona und der Sozialbehörde sowie Befürworter und Kritiker schon lange vorgemerkt. An diesem Donnerstag ist die öffentliche Informationsveranstaltung für die umstrittene neue Flüchtlingsunterkunft auf dem Parkplatz am Botanischen Garten geplant.
„Aktivierung des Reservestandorts in der Ohnhorststraße“ heißt es etwas verworren formuliert in der Einladung. Damit spielt die Behörde darauf an, dass der Parkplatz gegenüber vom S-Bahnhof Klein Flottbek als Standort für eine Flüchtlingsunterkunft bereits vor einigen Jahren im Gespräch war, damals aber nicht genutzt wurde. Nun sollen hier zeitnah Wohncontainer für 144 Personen errichtet werden.
Flüchtlinge am Botanischen Garten Hamburg: Gegner der Unterkunft planen Bürgerbegehren
Dieser Plan stößt auf Unmut im Wohnumfeld. Wie berichtet, hat sich eine Bürgerinitiative (BI) gegründet, die Unterschriften gegen das Projekt sammelt. Die Onlinepetition „für die zumutbare Unterbringung von Asyl- und Schutzsuchenden nicht auf Parkplätzen“ zählt rund 1190 Unterstützer (Stand 4. Juni). Laut Sahar Hesselbarth, Sprecherin der „Initiative Hamburg für adäquate Flüchtlingsunterkünfte“, seien es aber viel mehr Unterschriften.
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„Wir haben fast so viele, wie wir für ein Bürgerbegehren bräuchten, also an die 6000“, sagt Hesselbarth. Laut ihren Angaben liegen die meisten Unterschriften aber auf Listen vor und nicht digital. Laut Hesselbarth gebe es konkrete Überlegungen, ein solches Bürgerbegehren oder Volksbegehren zu starten. „Wir werden das durchziehen“, kündigt die Sprecherin an. Derzeit warte man nach einem Gespräch mit Petra Lotzkat, zuständige Staatsrätin in der Hamburger Sozialbehörde, noch auf eine versprochene Reaktion. Die BI erwartet vor allem mehr Transparent von der Stadt, so Hesselbarth.
Flüchtlinge am Botanischen Garten willkommen heißen: Picknick auf Parkplatz geplant
Diese soll nun auch mit der Informationsveranstaltung hergestellt werden. Auf der will die besagte BI vertreten sein, genauso wie die weitere gegründete Bürgerinitiative pro Unterkunft. Die hat mittlerweile einen Namen und eine Homepage: „Flottbek ist bunt“ nennen sich die Befürworter, die das auch mit verschiedenen Aktionen nach außen tragen wollen.
Unter anderem rufen sie dazu auf, mit Bannern an Balkonen oder Straßenkreide vor dem Botanischen Garten Zeichen zu setzen. Das könne kleine Wunder bewirken, schreiben sie. Noch deutlicher soll diese Aktion die Willkommenskultur der Flottbeker aus ihrer Sicht verdeutlichen: Am Freitag (7. Juni) lädt „Flottbek ist bunt“ ab 16 Uhr zu einem nachbarschaftliches Picknick am Botanischen Garten ein.