Hamburg. Gruppe, die sich gegen die Unterkunft am Botanischen Garten wehrt, berichtet von starkem Zulauf. Wie man sich aufstellen will.
Vor knapp einer Woche hat die neu gegründete „Bürgerinitiative Flottbek für adäquate Flüchtlingsunterkünfte“ ihre Unterschriftenpetition gegen die geplante Unterkunft in den Elbvororten am Botanischen Garten gestartet. 804 Unterstützer haben seither unterzeichnet, hinzukommen weitere analoge Unterschriftenlisten.
Von 1500 Stimmen in fünf Tagen spricht Dietmar Reich. Der Anwalt und Honorarkonsul ist Mitbegründer der Initiative. An seiner Seite engagieren sich Unternehmer, Ärzte und Journalisten. Und es werden seinen Angaben nach täglich mehr.
Flüchtlinge Hamburg: Initiative hält Parkplatz für keinen geeigneten Standort
„Die Bewegung, die entstanden ist und sich für eine gute Unterbringung von Flüchtlingen einsetzt, ist groß“, berichtet Reich, der auf 20.000 bis 30.000 Unterschriften am Ende der Sammlung hofft. Auch aus anderen Stadtteilen würden sich Initiativen melden, mit denen man sich vernetzen wolle. Denn es ginge um mehr als um den umstrittenen Standort in Flottbek, so Reich.
„Es ist keine Frage, ob wir die Geflüchteten unterbringen“, betont er im Abendblatt-Gespräch. Es ginge der Initiative darum, wie erfolgreiche Integration in Hamburg gelingen kann. So würden die Initiatoren überlegen, inwieweit man die Gruppe größer aufstellt und sich mit anderen vernetzen könne.
Schon einmal nahm in Altona eine Bewegung ihren Anfang, die später Standards für Hamburg setzte. Aus der örtlichen Initiative VIN in Rissen wurde 2016 ein hamburgweites Bündnis, das nach einer Volksinitiative Bürgerverträge mit der Stadt schloss.
Flüchtlingsheim in Flottbek: Bürgerinitiative will Klage einreichen
Klar ist, dass die Gruppe den geplanten Standort am Loki-Schmidt-Garten für ungeeignet hält und so sehr ablehnt, dass man dagegen klagen will. 36 Kläger gebe es, die bereits anwaltlich vertreten werden. Wenn die Baugenehmigung vorliegt, werde man dagegen juristisch sofort vorgehen, heißt es.
Laut der Bürgerinitiative fehlen fußläufig erreichbare Nahversorgungsangebote, ein Jugendzentrum und eine Kirchengemeinde, die bei dem Aufbau einer ehrenamtlichen Struktur helfen könnten. Das Areal sei zudem zu klein, dadurch gebe es nicht genügend Gemeinschaftsflächen und Spielmöglichkeiten für Kinder. Auch die Schulen hätten nicht die Kapazität, um weitere Kinder aufzunehmen.
Flüchtlinge Hamburg: Unterkunft für 144 Personen soll zeitnah entstehen
Die Hamburger Sozialbehörde hält dagegen. Die für Hamburger Verhältnisse kleine Flüchtlingsunterkunft – auf dem Parkplatz des Botanischen Gartens soll zeitnah ein Standort für 144 Personen errichtet werden – sei gut in den Stadtteil integrierbar. Vorgesehen sind sechs zweigeschossige Gebäude sowie ein Spielplatz und eine Bewegungsfläche. Laut Schulbehörde würden die erwarteten 20 Kinder im schulpflichtigen Alter in umliegenden Schulen ohne Probleme untergebracht werden können.
All das hatte Petra Lotzkat, Staatsrätin in der Hamburger Sozialbehörde, bei einem kurzfristig angesetzten Infotermin Vertretern von Politik, Bürgerverein und der Kirche erläutert. Nicht dabei war die laut Organisatoren ebenfalls eingeladene Initiative. „Uns hat keine Einladung meines Wissens erreicht. Natürlich sind wir an einem Dialog interessiert, ich wäre sofort gekommen“, sagt Sahar Hesselbarth.
Die 45-Jährige fungiert als offizielle Ansprechpartnerin der Gruppe und wird auch auf der Internetseite der Bürgerinitiative benannt. Dort ist auch eine Biografie hinterlegt. Demnach ist Hesselbarth seit 20 Jahren in der Flüchtlingsarbeit aktiv. Seit sie diese Aufgabe übernommen hat, stehe ihr Telefon nicht mehr still.
Bürgerinitiative Flottbek: „Wir bekommen sehr viel Zuspruch“
„Das hat keiner von uns gedacht. Wir bekommen sehr viel Zuspruch und spüren, dass es einen großen Bedarf gibt, über die gute Unterbringung von Geflüchteten zu sprechen“, so Hesselbarth.
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Man verstehe nicht, warum leere Schulen und Altenheime nicht genutzt werden, die beispielsweise schon über Fluchtwege verfügen würden und deutlich kostengünstiger hergerichtet werden könnten. Wie eine Anfrage der CDU-Bürgerschaftsabgeordneten Anke Frieling ergab, werden die Kosten für die auf fünf Jahre angedachte Unterkunft am Botanischen Garten auf etwa zehn Millionen Euro geschätzt. Die Initiative führt Alternativen auf und will damit in den Dialog gehen.