Hamburg. Anwohner befürworten geplantes Heim. Sie wollen Zeichen gegen Kritiker setzen – und erhalten Unterstützung von Hamburger Bündnis.
Wenn es um die geplante neue Unterkunft für Flüchtlinge am Botanischen Garten gegenüber vom S-Bahnhof Klein Flottbek geht, waren bislang vor allem die Kritiker aus der Nachbarschaft laut geworden. Das ändert sich jetzt. Nun machen sich Befürworter aus dem Stadtteil für die neue Unterkunft auf dem Parkplatz des Loki-Schmidt-Gartens stark.
Die Anwohner planen die Gründung einer Initiative, die sich bewusst als Gegenstimme zur „Bürgerinitiative Hamburg für adäquate Flüchtlingsunterkünfte“ versteht. Letztere kritisiert den Standort und kündigte bereits eine Klage gegen die Baupläne an. Die neue Initiative hält dagegen – und bekommt Rückendeckung.
Flüchtlinge Hamburg: Gegenwind für Kritiker der Unterkunft in Klein Flottbek
Zu denen, die sich für die neue Solidaritätsgruppe und ein buntes Flottbek engagieren, gehört Christiane Berger. Sie habe die Zeitungsberichte gelesen und sich darüber geärgert, dass es so wirke, als würden die gut betuchten Viertel sich nicht bei der Bewältigung der Flüchtlingskrise einbringen wollen. „Das wollen wir so nicht stehen lassen“, erklärt Berger im Abendblatt-Gespräch.
Laut ihren Angaben befindet sich die Gruppe aus Anwohnern und Nachbarn in Klein Flottbek noch in der Gründung. Für Ende Mai sei ein Treffen geplant, auf dem ein Name und auch eine mögliche Aufgabenverteilung besprochen werden soll. In der Überlegung sei zudem eine eigene Homepage. Auch ein Picknick auf dem Parkplatz am Botanischen Garten als Treffen und Symbol für alle, die den Standort für geeignet halten, kann sie sich als Aktion gut vorstellen.
Flüchtlinge in Klein Flottbek: „Wir wollen bisherigen Abwehrhaltung etwas entgegensetzen“
„Uns eint, dass wir der bisherigen Abwehrhaltung eine Willkommenskultur entgegensetzen wollen“, erklärt Berger die Motivation. „Ich bin fest davon überzeugt, dass es noch weitere Menschen hier im Stadtteil gibt, die es so sehen und dass wir auch die Mehrheit sind.“
Wer den Kontakt zur Gruppe sucht, kann die Vertreter auf jeden Fall bei der öffentlichen Veranstaltung antreffen, die am 6. Juni geplant ist. Von 18 Uhr an informiert die Sozialbehörde Interessierte in der Schulaula vom Christianeum über die Pläne.
Botanischer Garten: Geplant sind sechs zweigeschossige Gebäude für 144 Flüchtlinge
Die Sozialbehörde plant die Unterkunft für 144 Menschen auf dem Besucherparkplatz des Loki-Schmidt-Gartens. Vorgesehen sind sechs zweigeschossige Gebäude. Ein Bauantrag ist gestellt. Die Unterkunft soll bereits im zweiten Quartal 2025 von Fördern & Wohnen in Betrieb genommen werden und vorrangig mit Familien belegt werden.
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Sehr deutlich äußert sich zu dem Streit um die geplante Unterkunft am Botanischen Garten nun auch die Volksinitiative „Hamburg für gute Integration“, die 2015/16 während der Flüchtlingsbewegung entstand und der Stadt Bürgerverträge abrang. Im Fall Klein Flottbek ist man sich mit der Sozialbehörde aber einig.
Flüchtlinge in Hamburg: Volksinitiative lobt „dezentrale Lösung“ wie in Klein Flottbek
In einer aktuellen Mitteilung der Gruppe heißt es, dass die geplante Unterkunft genau den Forderungen der Volksinitiative nach kleinen, dezentralen Wohnlösungen entspreche. Klaus Schomacker, Sprecher der Initiative, erklärt: „Die neue Unterkunft in Klein Flottbek ist ein Beispiel dafür, wie wir die Integration durch eine bessere Verteilung in den Stadtteilen vorantreiben können. Wir setzen uns dafür ein, dass solche Projekte auch in anderen Stadtteilen umgesetzt werden.“
Die Volksinitiative appelliert an die Bewohner im betroffenen Stadtteil, „ihre neuen Nachbarn willkommen zu heißen“.