Hamburg. Fläche war bereits 2015 im Gespräch. Nun gibt es erneut Pläne für Wohncontainer auf dem Parkplatz vor Ort. Das sorgt für Aufregung.

Es gibt noch keinen Bauantrag, keine Informationsveranstaltung. Offiziell bestätigt die Hamburger Sozialbehörde bislang nur, dass man den Standort als mögliche Fläche zur Einrichtung einer Flüchtlingsunterkunft prüfe. Trotzdem ist es bereits das Thema in Klein Flottbek und Umgebung. Die Sorgen sind groß, die Stimmung schon jetzt aufgeheizt. Möglicherweise auch deshalb, weil die Planungen im Hintergrund weitergehen, aber öffentlich noch keiner darüber spricht.

Flüchtlinge Hamburg: Unterkunft am Botanischen Garten geplant – für 150 Personen

Darum geht es: Auf dem Parkplatz des Botanischen Gartens am S-Bahnhof Klein Flottbek soll eine Unterkunft für Geflüchtete entstehen – angelegt auf mehrere Jahre. Laut Abendblatt-Informationen prüft die Sozialbehörde den Aufbau von Wohncontainern für rund 150 Personen und ist in Gesprächen mit der Universität Hamburg, die den Loki-Schmidt-Garten betreibt. Von dort aus soll es bereits grünes Licht gegeben haben.

Der Parkplatz des Botanischen Gartens in Klein Flottbek ist als Standort für eine Flüchtlingsunterkunft vorgesehen.
Der Parkplatz des Botanischen Gartens in Klein Flottbek ist als Standort für eine Flüchtlingsunterkunft vorgesehen. © FUNKE Foto Services | Roland Magunia

Die Parkplätze für Mitarbeiter und Besucher, die durch die neue Unterkunft auf der Fläche neben dem Eingang wegfallen würden, sollen laut Abendblatt-Informationen durch reservierte Stellplätze im Park&Ride-Parkhaus auf der gegenüberliegenden Straßenseite kompensiert werden. Betrieben werden soll die Unterkunft von Fördern&Wohnen, so der aktuelle Stand der Planung. Bei dem Standort handelt es sich um eine potenzielle Fläche, die bereits 2015/16 schon einmal zur Errichtung einer Flüchtlingsunterkunft im Gespräch war.

Flüchtlingsunterkunft am Botanischen Garten? Behörde äußert sich nicht zu Details

Die Hamburger Sozialbehörde äußert sich nicht zu den Detailfragen, sondern weist darauf hin, dass „die entsprechenden Überlegungen und Planungen noch nicht abgeschlossen sind“. Pressesprecher Wolfgang Arnhold sagt weiter: „Die angespannte Lage bei der Schaffung von neuen Kapazitäten zur Unterbringung von Geflüchteten und Schutzsuchenden ist ja kein Geheimnis – deshalb besteht die Notwendigkeit, alle potenziell nutzbaren Flächen zu prüfen. Dazu gehört auch die Parkplatzfläche des Botanischen Gartens.“

Sobald die Planungen hinreichend konkret seien, werde eine Anhörung der Bezirksversammlung sowie eine Information der Nachbarschaft in geeigneter Form erfolgen.

Flüchtlinge in Klein Flottbek: AfD Hamburg hat sich des Parkplatz-Themas angenommen

Doch die Nachbarschaft ist bereits in heller Aufregung. Grund sind Berichte auf einschlägigen Internetplattformen, die dem rechtspopulistischen Spektrum zugerechnet werden. Auch die AfD Hamburg hat sich des Parkplatz-Themas angenommen.

Der Abgeordnete Dirk Nockemann stellte dazu beispielsweise eine Anfrage an den Senat, auf die die Sozialbehörde in ihrer Antwort auf die Abendblatt-Anfrage sogar verweist. Kurz zusammengefasst: Man prüfe, es stünde nichts fest, man informiere, wenn die entsprechenden Überlegungen und Planungen abgeschlossen sein.

Klein Flottbek: Bürgermeister Tschentscher beim Bürgerdialog im Knips

Den Anwohnern ist das zu wenig. Am Dienstagabend wagte sich Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) in die Elbvororte. Ausgerechnet ins Knips, einige Hundert Meter Luftlinie vom Botanischen Garten entfernt, hatten die Sozialdemokraten zum Bürgerdialog geladen.

Der Andrang mit 120 Leuten war sehr groß, und das Thema kam dort auf den Tisch. Doch der Bürgermeister blieb Antworten schuldig. Er wisse zu diesem speziellen Fall nichts, teilte er mit, wie Anwesende und Betroffene danach enttäuscht berichten. Ihren Namen wollen sie aber nicht in der Zeitung lesen. Zu heikel sei das Thema. Gleichzeitig berichten die Anwohner, sie hätten bei der Stabsstelle für Flüchtlinge angerufen und dort am Mittwoch die Aussage erhalten: Es sei beschlossene Sache und komme so.

Auch beim Bürgerverein Flottbek-Othmarschen melden sich bereits besorgte Anwohner auf der Suche nach Informationen. Hier überlegt man nun, selbst eine Veranstaltung zu organisieren, um aufzuklären und über die Sorgen zu sprechen. „Zur gelungenen Integration von Geflüchteten gehört die Akzeptanz vor Ort. Deshalb ist Transparenz an dieser Stelle sehr wichtig“, sagt die Vorsitzende des Bürgervereins Ute Frank, die auch die Notwendigkeit zur Schaffung dringend benötigter Unterkünfte sieht.

Flüchtlinge in Hamburg: Stadt „vor enormen Herausforderungen“ bei Unterbringung

„Wir rechnen damit, dass wir in diesem Jahr mindestens 6200 weitere Plätze schaffen müssen, um die zu uns geflüchteten Menschen unterzubringen“, sagt Sozialbehördensprecher Wolfgang Arnhold. Aktuell befinden sich in Hamburg demnach rund 48.000 Menschen in öffentlich-rechtlicher Unterbringung. Und es kommen täglich Schutzsuchende hinzu.

„Wir befinden uns in einer sehr schwierigen Zugangssituation, die Hamburg bei einem voll ausgelasteten Unterbringungssystem mit einer Auslastung von 97,9 Prozent vor enorme Herausforderungen stellt“, so Arnhold. „Der Senat setzt weiterhin alles daran, die Menschen unterzubringen. Doch das wird angesichts knapper Flächen und einer hohen Belastung in den Stadtteilen immer schwieriger.“

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Flüchtlinge: Hamburg muss Menschen in Zelten unterbringen

Wie berichtet, ist die Lage derzeit so angespannt, dass Hamburg zum einen auf eine Unterbringung der Hilfesuchenden in Zelten zurückgreifen muss. Zudem gibt es sogar Überlegungen, Parks und Festplätze zu nutzen.

„Derzeit ist geplant, in den kommenden Monaten an bereits bestehenden Standorten der öffentlich-rechtlichen Unterbringung durch zunächst 25 Zelte insgesamt zusätzliche 250 Plätze zu schaffen“, erklärt Arnhold. Auch die Wohnunterkunft Eschenweg in Fuhlsbüttel wird durch den Aufbau eines Zeltes erweitert.