Hamburg. Als erste „Altonative“-Aktion gab es am Sonnabend einen musikalischen Protestzug zu „Orten verfehlter Stadtentwicklungspolitik“.

Der geplante Sternbrücken-Neubau, der Skandal um das Holstenareal und die Verlegung des Altonaer Bahnhofs an den Diebsteich – diese drei Projekte gelten aus Sicht der Initiativen, die sich dagegen gebildet haben, als Beispiele einer verfehlten Stadtentwicklungspolitik.

Eine wirkliche Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger habe nirgendwo stattgefunden, erklärten ihre Sprecher am Donnerstag auf einer gemeinsamen Pressekonferenz. „Trotz anders lautender Rhetorik von Rot-Grün richten sich Verkehrs- und Baupolitik in Altona und in ganz Hamburg weiter an den Interessen von Investoren, Autolobby und Großprojekten aus.“

Um ihren Protest zu bündeln, haben sich jetzt zahlreiche Initiativen zum Bündnis „Die Altonative“ zusammengeschlossen – darunter unter anderem die Initiative und der Freundeskreis Sternbrücke, Prellbock Altona, die Holstenareal-Initiative, das EcoPolis Kollektiv/ Electronic Bridge und das Netzwerk Recht auf Stadt.

„Die Altonative“: Neues Bündnis für eine solidarische Stadt

„Unsere Vision ist eine Stadt des solidarischen Miteinanders und klimagerechten Handelns“, sagte der Allgemeinmediziner Timo Baum, der die Initiative EcoPolis mitgegründet und bereits im Dezember einen „Brückenrave“ an der Stresemannstraße organisiert hatte. Daran wollte „Die Altonative“ mit einem Demo-Rave am Sonnabend, 25. März, anknüpfen.

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Der musikalische Protestzug begann um 14 Uhr am Bahnhof Altona mit Livemusik und zog nach einer Kundgebung Richtung Sternbrücke. Baum beschrieb die Veranstaltung im Vorfeld als „eine Art Stadtteilrundgang zu den Brennpunkten der Stadtentwicklung“.

Almut Siegert, Axel Bühler, Timo Baum, Beate Kirst, Michael Jung und Jens Schnorr vom neuen Bündnis „Die Altonative“.
Almut Siegert, Axel Bühler, Timo Baum, Beate Kirst, Michael Jung und Jens Schnorr vom neuen Bündnis „Die Altonative“. © Friederike Ulrich (FMG) | Friederike Ulrich (FMG)

So startete der Rave dort, wo der 1898 errichtete Vorgängerbau des Altonaer Bahnhofs 1974 trotz massiven Widerstands abgerissen wurde – und endete an der Stresemannstraße, wo Bahn und Stadt aktuell eine 24 Meter breite und 21 Meter hohe Brücke mit einer Spannweite von 108 Metern vorsehen, für die sieben Häuser und etliche Musikclubs abgerissen und mehr als 80 Bäume gefällt werden.

Initiative Sternbrücke: „Wünschen uns, dass Rave im Rathaus gehört wird“

Dazwischen liegen zwölf weitere „Orte verfehlter Stadtentwicklungspolitik“: etwa der, an dem das im Jugendstil errichtete Bismarckbad stand, das 2007 trotz heftiger Proteste abgerissen wurde, das zum Spekulationsobjekt verkommenen Holstenareal, der Neue Bahnhof Altona, der am Diebsteich entstehen soll, oder die Schilleroper, einem 1889 errichten Zirkus- und Theaterbau, von dem nur noch das Gerüst erhalten ist. An den meisten dieser Orte werden während des Raves Stopps eingelegt, um auf ihre Besonderheiten aufmerksam zu machen. Die Veranstaltung endete um 20.30 Uhr.

„Wir wünschen uns, dass unser Demo-Rave im Rathaus gehört wird“, sagt Axel Bühler von der Initiative Sternbrücke. „Denn wir haben eine gemeinsame Botschaft: Wir fühlen uns verantwortlich für unsere Stadt – haben aber das Gefühl, dass Hamburger Politik und Senat unser bürgerliches Engagement nur noch verachten.“ Die Expertise der Initiativen sei nicht gefragt – stattdessen würden Gespräche abgebrochen, wenn feststehe, dass diese „nicht auf Linie“ zu bringen wären.